Edwin Singer kontrollierte lange das Feld, bevor er dann im richtigen Moment attackierte. Der Lohn war der Bayerntitel am Berg.

Schnellste Frau am Hörnle war Kerstin Esterlechner.

Auch der Nachwuchs präsentierte sich am Berg stark. Lisa Schreyer holte sich Gold in der weiblichen U 18 . . .

. . . während Felix Gamelsberger die männlichen U 18 dominierte. Alle Fotos: Bernd Kaiser

21.09.2018 12:37 // Von: Dieter Claus

Bayerische Berglaufmeisterschaften Bad Kohlgrub: Singer und Esterlechner vergolden Aufstieg am Hörnle

„Wo ist denn das Ziel?“ Im Berglauf erübrigt sich meist diese läufertypische Frage. Entweder werden die Athleten bis zum Gipfel geführt oder zu einer Berghütte in der Nähe. Wer von Bad Kohlgrub aufs Hörnle wandert, der kommt über die Hörnle-Berghütte. Am Samstagnachmittag gab es dort für Bergwanderer allerdings kaum einen Platz zur Einkehr. Bayerische Bergläufer hatten die Hütte okkupiert. Zuvor mussten sie freilich so schnell wie möglich 640 Höhenmeter über sieben Kilometer bewältigen.

Die Mehrzahl der Starter der diesjährigen Bayerischen Berglaufmeisterschaften hatte dies unter 45 Minuten erledigt. Besonders im zweiten Teil der Strecke setzten die steilen Anstiege auf Serpentinen allerdings so manchem Läufer mental zu, der Blick nach oben verhieß einfach kein Ende. Dann, kurz nach Kilometer sechs, liefen die Langstreckler in ein freies Plateau, und jetzt war plötzlich die Fähigkeit und der Mut zum bergab laufen gefordert. So mancher Vorsprung schmolz dahin, und die Konkurrenz überrollte erschöpfte Läufer.

Das Rennen begann schnell. Einige Nachwuchsläufer legten auf den ersten Kilometern ein ordentliches  Tempo vor. Edwin Singer (LG Allgäu) lag an siebter Stelle, kontrollierte aber stets den Abstand nach vorne. Er erinnert sich: "Nach und nach arbeitete ich mich nach vorne bis ich bei den ersten zwei ankam, dort mitlief, dann recht schnell das Tempo vorgab und schaute was die Jungs so drauf haben. Bei zirke Kilometer 5,5 drücke ich durch einige Wellen ordentlich aufs Tempo und konnte mich am folgenden Anstieg lösen und den Abstand deutlich vergrößern." Nach 34:05 Minuten war Singer dann als neuer Bayerischer Meister im Ziel.

Felix Gamelsberger (SC Ainring) als Sieger in der M 18 folgte mit knapp 50 Sekunden Abstand. Berglaufberater Sepp Wolf sieht in ihm und der 15-jährigen Lisa Schreyer (SC Ainring) hoffnungsvolle bayerische Berglauftalente. 40:49 Minuten waren vergangen, als mit Kerstin Esterlechner (Lauffeuer Chiemgau) die erste Frau ihr Rennen beendet hatte. Auch auf der Straße hatte die 36-Jährige im Frühjahr in Mettenheim als Bayerische Meisterin in der W 35 auf sich aufmerksam gemacht. Knapp zwei Minuten nach ihr hatte Waltraud Berger (TG Salzachtal) ihre Bergtour als zweitschnellste Frau und Siegerin in der W 45 absolviert. Die 47-Jährige zeigte bereits bei den Bayerischen Berglaufmeisterschaften der Aktiven, was sie drauf hat. Die schnellste Bergläuferin aus Schwaben ist dieses Jahr Sonja Huber (TG Viktoria Augsburg). Die diesjährige Schwäbische Meisterin am Berg bestätigte dies mit ihrem Sieg in der W 40 in eindrucksvoller Art und Weise.

2006 fanden am Hörnle auch Bayerische Berglaufmeisterschaften der Senioren statt. Damals war Barbara Stich nach rund 40 Minuten als Zweite im Ziel. 2018 siegte sie mit 46:32 Minuten in der Wertung W 50 vor Josefine Hobmaier (beide PTSV Rosenheim). Dieser Verein beweist schon immer eine starke Affinität zum Berglauf.  Gleiches gilt für den SVG Ruhstorf/Rott, den TV Bad Brückenau und die  LG Allgäu. Neben dem Sieger Edwin Singer starteten für die Allgäuer gleich 14 Bergläufer. Sie stellten mit zwei Mannschaftstiteln und dem Sieg von Konrad Lex in der M 40 eines der erfolgreichsten Teams dieser Titelkämpfe.

Eher in ihrem Verein als Einzelkämpfer am Berg traten in Bad Kohlgrub die Sieger in der M 45 bis M 60 an. Vor vier Allgäuern gewann in der M 45 Harald Gerbing (LG Reischenau-Zusamtal). In der M 50 und der M 60 bestätigten Roland Wild (LG Bamberg) und Franz Prager (LG Passau) mit ihrem Sieg in ihrer Altersklasse ihre Favoritenrille, die sie bereits bei den "Deutschen" am Brocken bewiesen haben. Eine Überraschung gab es in der M 55. Nicht der Favorit Reinmund Hobmaier (PTSV Rosenheim) holte den Titel, sondern Günter Schmitt (LAZ Kreis Günzburg). Aber Hobmaier gab sich nicht enttäuscht. "Ich bin nicht schlecht gelaufen, aber der Schmitt war besser - gratuliere. Er ist nicht neu, er läuft ja flach sehr gut", sagte er.

In der M 65 starteten letztlich alle starken bayerischen Seniorenläufer in dieser Klasse. "Mein Sieg kam für mich nicht überraschend, zumal ich mit meiner Leistung bei den Deutschen eigentlich enttäuscht war", erklärt Reinhart Vogler (TV Bad Brückenau). Wenn sie starten, dann sind sie fast unschlagbar: Dies gilt für Wolfgang Huber und Erhard Spenzinger (beide SVG Ruhstorf/Rott), die wie schon am Brocken Gold und Silber in der M 70 gewannen.

Berglaufberater Sepp Wolf  resümierte am Schluss: "Die Organisation war wirklich gut, ebenfalls die humorvolle Moderation und über das Glas Honig für alle haben sich die Läufer sehr gefreut."

Nachfolgend weitere Klassensieger: W 55: Heide Danner (Ski-Club Gaissach), W 60: Maria Hornig-Stoegbauer (Laufverein Region Geis), W 65: Herta Bergmann (LC Aichach), W 70: Sibylle Vogler (SC Kemmern), U 20: David Kunkel (LG LKR Aschaffenburg), M 75: Manfred Anneser (SG Stadtwerke Freising).