Mit Marco Kürzdörfer (links) beendete eine Galionsfihur der Höchstädter Läuferszene seine Karriere. Foto: Theo Kiefner

15.11.2018 16:09 // Von: Markus Mönius

Großer Umbruch in der mittelfränkischen Läuferschmiede LSC Höchstadt/Aisch

Beim Top-Team des LSC Höchstadt/Aisch gibt es in der neuen Saison einen großen Umbruch. Wie bereits berichtet, verlässt Martin Grau, der amtierende Deutsche Meister über 3000 Meter Hindernis den Verein und startet künstig im Trikot des LAC Erfurt. Aber auch Marco Kürzdörfer, ein weiterer jahrelanger Leistungsträger des LSC, und andere treten vom Wettkampfsport zurück. Dafür verstärkt Adrian König-Rannberg das Team.

Trainer Markus Mönius hatte bereits in der Saison 2017/18 einen Generationswechsel in seinem erfolgreichen Team erwartet, doch die arrivierten Athleten wie Marco Kürzdörfer hängten alle noch eine Saison dran. Mit den Planungen für das Jahr 2019 wurde aber schnell klar, dass es einen deutlichen Einschnitt geben wird. Am meisten schmerzt der Abgang von Aushängeschild Martin Grau. Der 26jährige Sportsoldat und Vollprofi wechselte bereits Ende 2017 an den Olympiastützpunkt Erfurt zu Bundestrainer Enrico Aßmus, um unter optimalen Bedingungen neue Reize zu setzen. Jetzt macht er seinen Schritt komplett, indem er sich dem LAC Erfurt anschließt, an der Seite von Tim Stegemann, mit dem er sich schon einige spannende Duelle lieferte.

Vor seiner endgültigen Entscheidung standen intensive Gespräche in Erfurt und Höchstadt an. Grau bezog sehr früh seinen ehemaligen Trainer Markus Mönius in seine Gedankengänge ein und auch wenn es dem Höchstadter Cheftrainer im Herzen weh tut, so kann er aus sachlichen Gründen den Schritt absolut verstehen. „Für mein sportliches Ziel, die Teilnahme an den Olympischen Spielen, habe ich so optimale Rahmenbedingungen schaffen können, das wäre in Höchstadt nicht möglich gewesen. Ich möchte mich in den nächsten zwei Jahren voll und ganz auf dem Sport konzentrieren, das halte ich in Erfurt aktuell für am besten gelöst. Dieser Schritt ist mir aufgrund der emotionalen Bindung zu meiner Heimat sehr schwer gefallen“, meinte Martin Grau.

In den vergangenen Wochen informierte er alle wichtigen Institutionen und Personen über seine Entscheidung, ein Vorgehen, dass nur wenige Athleten bei so einem Schritt vollführen. Das er im Herzen ein Franke und Höchstadter ist und bleibt, unterstreicht er auch mit seiner Aussage „Auch in Zukunft möchte ich meiner Heimat nicht komplett den Rücken zu kehren, sondern soweit es mir möglich ist, etwas zurückgeben – sei es bei Veranstaltungen, Wettkämpfen oder bei einem spontanen Heimatbesuch. Daher bitte ich an dieser Stelle auch um Verständnis für meine Entscheidung und freue mich auf viele weitere interessante, unterhaltsame und wertvolle Begegnungen in meiner Heimat!“

Neben Martin Grau werden auch weitere langjährige Top-Team-Athleten des LSC Höchstadt/Aisch ihre Wettkampftätigkeit zumindest auf der Bahn einstellen. Zwillingsbruder Bastian Grau hat bereits im Frühjahr seine Spikes an den Nagel gehängt. Er lebt und arbeitet mittlerweilen in den Atlanta/Georgia und versucht dort beruflich Fuß zu fassen.

Auch Marco Kürzdörfer wird deutlich kürzer treten. Der 800-Meter-Läufer war mehr oder weniger der Auslöser für den Höchstadter Lauferfolg im zurückliegenden Jahrzehnt. Mit gerade mal zehn Jahren kam er nach Höchstadt und entwickelte sich unter Mönius zu einem der besten Mittelstreckler in Deutschland. Sein größter Erfolg war der Deutscher Meistertitel über 800 Meter in der U 18 und die Teilnahme an den Europäischen Jungendspielen in Finnland. Aber vor allem war er ein Teamplayer, im Training wie bei Staffelwettkämpfen gab er immer alles für seine Mannschaft, zahlreiche Medaillen bei Bayerischen und Deutschen Meisterschaften waren sein Lohn.

Ganz verloren ist der gebürtige Adelsdorfer aber dem LSC nicht, zum einen schaut er immer mal wieder beim Training vorbei und strebt als nächstes die Teilnahme am Wien-Marathon an. Zudem hat er die Funktion des Vorstands Finanzen von seiner Mutter übernommen. Auch Tobias Budde und Niklas Bühner haben ihre aktive Kariere beendet. Beide standen auch schon seit vielen Jahren für die Staffelerfolge im LSC.

Doch es gibt auch gute Neuigkeiten beim LSC Höchstadt. Die jungen Athleten um Niklas Buchholz werden jetzt den Ton angeben. Buchholz wurde durch seine Erfolge im ersten Jahr unter Trainer Markus Mönius in den Nationalkader berufen und strebt die Teilnahme bei den U 23-Europameisterschaften 2019 in Schweden an. Mit Adrian König-Rannenberg wechselt ein starker 800-Meter-Läufer aus München nach Höchstadt. Der Siebte der Deutschen Meisterschaften 2017 über 800 Meter arbeitet seit dem Frühjahr bei Puma in Herzogenaurach und trainiert seitdem bereits mit dem LSC. Er wird sicherlich die starke Höchstadter Staffel verstärken.

Weitere Wechsel sind aktuell nicht bekannt. Mit Nick Jäger trainiert der aktuelle deutsche U 20-Hindernismeister seit kurzem im Höchstadter Team, wird aber 2019 weiterhin für seinem Heimatverein TSV Penzberg starten. Insgesamt hat das LSC-Top-Team noch zehn aktive Läufer für die Saison 2019.