Unmittelbar nach dem Start müssen die Läufer auf der Crossstrecke in Kemmern einen Hügel überqueren. Nach 2017 erwartet die Teilnehmer der Bayerischen Crosslaufmeisterschaften auch in diesem Jahr eine anspruchsvolle Strecke. Foto: Göstl

20.02.2019 23:46 // Von: Dieter Claus

Bayerische Crosslaufmeisterschaften Kemmern: Starke Meldezahlen vor allem beim Nachwuchs

Wie erlangt eine Gemeinde einen gewissen Bekanntheitsgrad? Der Bürgermeister von Kemmern weiß, dass dies inzwischen durchaus die Leichtathleten des SC Kemmern und das rührige Organisationsteam um Klaus Geuß erfolgreich übernehmen können. Nach 2015 und 2017 reisen am Sonntag, 24. Februar, wieder viele Mittel- und Langstreckenläufer in die 2600 Einwohner große Gemeinde unweit von Bamberg, um dort ihre Bayerischen Crosslaufmeister 2019 zu ermitteln.

Los geht es in Kemmern um elf Uhr. Für den Lauf der W 35 bis W 70 haben 73 Athletinnen gemeldet. Vielleicht kann der SC Kemmern in diesem Wettbewerb sogar mit Sandra Haderlein (W 35) Gold gewinnen. Die Bayerische Marathonmeisterin des Jahres 2014 geht auf jeden Fall ambitioniert ins Rennen: „Ich möchte meine AK auf jeden Fall gewinnen. Und wenn ich Chancen habe, will ich in dem Lauf unter den ersten drei Frauen sein.“ Später will sie noch für die Mannschaft im Hauptlauf der Frauen starten.

In der W 45 möchte Constance Boldt (SWC Regensburg) ihren Titel verteidigen. Aufgestiegen ist allerdings die Vorjahreszweite in der W 40, Petra Stöckmann (TG Viktoria Augsburg). Zu einem Dreikampf könnte es in der W 50 kommen. Anita Weber (FTSV Straubing) gewann schon 2017 in Kemmern und trifft 2019 auf Stephanie Borris (MTV 1881 Ingolstadt) und Marcela Loza Hilares (ATSV Kallmünz). „Julika Fidjeland wird in der W 55 schon um den Sieg mitlaufen“, prognostiziert ihr Vereinskollege Anton Gröschl vom PTSV Rosenheim, der die Szene sehr gut kennt.

Den Lauf der älteren Senioren M 50 bis M 75 gewann im Vorjahr in Ruhstorf ganz knapp Walter Koschel (TSV Otterskirchen). In die Altersklasse sind starke Läufer aufgestiegen. Thomas Langer (LG Allgäu/Kempten) macht eine mutige Ansage: „Der starke Klaus Mannweiler ist nicht gemeldet, so dass die ersten drei Plätze aus meiner Sicht der Vorjahressieger Walter Koschel, mein Vereinskollege Marc Schmidt und ich ausmachen werden.“ In der M 55 startet natürlich Reinmund Hobmaier (PTSV Rosenheim), und dies obwohl er noch an einer Erkältung laboriert. Noch ist er zuversichtlich und hofft auf eine Titelverteidigung. „Ich denke, Herbert Eckmüller und Josef Neudorfer laufen vorne mit“, meint der Dauersieger.

Am vergangenen Wochenende gewann bei den Schwäbischen Crosslaufmeisterschaften in der M 60 der bayerische Vorjahressieger Hans Bouricha-Hörmann (FC Ebershausen). Dies allerdings nur knapp vor Manfred Winter (MBB SG Augsburg). „Einen klaren Favoriten sehe ich nicht, es ist alles möglich“, meint Siegfried Haas (RSC Neukirchen), der 2017 in Kemmern Meister wurde. In der M 65 könnte es bei der Siegerehrung ein Wiedersehen der drei Schnellsten des Jahres 2018 geben: Viktor Daudrich (SVG Ruhstorf/Rott), Reinhard Vogler und Manfred Dormann (beide TV Bad Brückenau) wollen auch diesmal ganz vorne dabei sein.

„Ich will meinen Titel verteidigen!“ Mit dieser deutlichen Ansage geht Edwin Singer (LG Allgäu/Kempten) über 7500 Meter ins Rennen. Aber es wird nicht leicht, da auch Markus Brennauer (TSV Penzberg) startet und ebenfalls zuversichtlich ist: „Wenn ich mir die Starterliste ansehe, dann wird es wohl zu einem Dreikampf zwischen mir, Heiko Middelhoff und Edwin Singer hinauslaufen. Ich bin in Topform und werde alles versuchen, den Titel in der M 35 gewinnen. Heiko hat sich aber bei der Oberbayerischen Cross in sehr guter Form präsentiert und wird sicherlich sehr schwierig zu schlagen sein.“ Kai Reißinger (Mannschaft ohne Namen) gibt sich dagegen eher verhalten: „Die M 45 ist wieder hervorragend besetzt. Da ist zum Beispiel Jan Lettenmaier, der sicherlich vorne mitmischen wird. Ich bin bei weitem nicht mehr so ambitioniert wie in den Jahren zuvor. Was nicht heißen soll, dass ich nicht vorne dabei sein könnte.“

Das Meldeergebnis im Nachwuchsbereich bei diesen Bayerischen Crosslaufmeisterschaften ist rekordverdächtig. Ob es das Highlight Deutsche Cross Meisterschaft in Ingolstadt ist oder der besonders schneereiche Winter, der die Läufer zum Querfeldeinlaufen besonders animierte, lässt sich wahrscheinlich nicht genau sagen. „60 Jungs U 20 und U 18 und 40 Mädchen sind eine stattliche Zahl“ so Landestrainer Jörg Stäcker. In der U 20 könnte mit Paul Feuerer (1. FC Passau), Marvin Bertram (TSV Penzberg), Benedikt Brem (LG Telis Finanz Regensburg), Tobias Ulbricht (LG Region Landshut) und Florian Frank (TuS Bad Aibling) ein bärenstarkes Quintett die Führung übernehmen. Auch der Sieger von 2017 an derselben Stelle, Simon Henseleit (LAC Quelle Fürth), ist gemeldet.

Aus der U18 könnten Luk Jäger (TSV Penzberg) und Finn Hösch (LG Stadtwerke München) in die Phalanx der Älteren hineinlaufen. Bei den Mädchen U 20 sind sicherlich Lisa Basener (LG Telis Finanz Regensburg), Jana Vollert (TG 48 Schweinfurt), Hanna Bruckmayer (TSV Mühldorf) und Lea Wenninger (1. FC Passau) zu beachten. In der U 18 bestimmte schon 2017 Franca Henseleit (TSV Schongau) die Meisterschaft in Kemmern, während Anna Reinhart (LG Hassberge) die Empfehlung der beiden bayerischen Hallentitel 2019 über 1500 und 3000 Meter mitbringt.

Der Lauf um 14.30 Uhr könnte der spannendste werden: Es starten nämlich zugleich die Männer auf der Mittelstrecke und die Frauen über 5000 Meter und vier Runden. Werden die Titelkämpfe der Frauen dann aus dem Blickfeld geraten? Werden gar noch Frauen von den schnellsten Männern überrundet werden? Nicht zu erwarten ist dies bei den Favoritinnen: Brendah Kebeya (LG Bamberg), Susanne Schreindl (LG Passau). Regina Högl (LG Region Landshut) rechnet auch Sophia Saller (LAC Quelle Fürth) zu den Medaillenaspirantinnen. Mit Kerstin Hirscher und einer weiteren Quelle-Läuferin könnte Sophia dann in der Mannschaftswertung die Goldmedaille in Empfang nehmen.

Bei den Männern dürfte dies das Trio der LG Telis Finanz Regensburg Tim Ramdane Cherif, Keyhan Hatami und Maximilian Zeuss sein, wenn sie nicht nur auf der Langstrecke ins Rennen gehen. In der Einzelwertung ist neben den genannten Läufern der LG Telis Finanz Regensburg noch mit Martin Weinländer (LSC Höchstadt/Aisch) und Tobias Gröbl (LG Zusam) zu rechnen. Der Deutsche Meister über die Mittelstrecke des Jahres 2012 hat ein Trainingslager hinter sich und zeigt sich motiviert: „Im Vergleich zum Silvesterlauf konnte ich mich nochmals steigern. Demnach gehe ich mit genügend Selbstvertrauen an den Start.“

Auf der Langstrecke über 8750 Meter wird es keine Titelverteidigung geben, da der Vorjahressieger Yossief Tekle (LG Reischenau-Zusamtal) nicht antritt. Wie schon seit vielen Jahren wird Tobias Schreindl (LG Passau) an der Startlinie stehen. Er hat in den vergangenen Jahren mehrfach diesen Titel gewonnen. Werden ihm Addisu Tulu Wodajo (TV 1848 Coburg) oder Mitku Seboka (LAC Quelle Fürth) die Meisterschaft streitig machen können. Oder gar die oben genannten Telis-Läufer?

„Die große Anzahl an Meldungen spricht für den Austragungsort Kemmern“, stellt BLV-Vizepräsident Willi Wahl schon heute fest.