Gleich vom Start weg übernahm Miriam Dattke (rechts) bei den Bayerischen Meisterschaften über 10 000 Meter das Kommando.

Philipp Pflieger (rechts) diktierte zeitweilig das Tempo, bis Tim Ramdane Cherif (dahinter) die Oberhand gewann.

Imposantes Bild: Schon an der Startlinie versuchen alle Männer in einer günstige Position zu kommen. Alle Fotos: Rudi Brem

24.03.2019 17:49 // Von: Kurt Ring

Bayerische MS 10 000 Meter Regensburg: Miriam Dattke unterbietet U 23-EM Norm deutlich

„Der April macht was er will“, heißt es in einer alten Redewendung zu den unsteten Witterungsverhältnissen um diese Jahreszeit. Der März anscheinend tut das inzwischen auch. Kämpften die Athleten bei den vorjährigen Bayerischen Meisterschaften über 10 000 Meter am Regensburger Weinweg gegen einen eisigen Nordostwind an, machten ihnen in diesem Jahr bei strahlendem Sonnenschein viel zu hohe Temperaturen gehörig zu schaffen. Dennoch gelang Miriam Dattke souverän die Erfüllung der U 23-EM-Norm.

Aufgepeppt durch die Integration der Österreichischen Staatsmeisterschaften gab’s dennoch wieder hervorragende Leistungen bei Teilnehmerfeldern in den drei Wertungsläufen, die man sonst in Deutschland nur noch bei den nationalen Titelkämpfen vorfindet. So blieben denn auch die ersten beiden des Männer-A-Laufes unter den magischen 30 Minuten, nur die Reihenfolge war diesmal überraschend eine andere. Titelverteidiger Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg), schon bei Streckenhälfte geplagt von Seitenstechen und Atemproblemen, musste am Ende bei 29:56,89 Minuten seinen sieben Jahre jüngeren Teamkollegen Tim Ramdane Cherif mit 29:46,62 Minuten ziehen lassen. Der neue Bayerische Meister blieb dabei nur neun Sekunden über seinem Allzeitrekord.

Bei den Damen kam’s zum erwarteten Solorennen von Miriam Dattke LG Telis finanz Regensburg), die am Ende mit klug herausgelaufenen 33:29,08 Minuten um mehr als eine Minute überdeutlich die angestrebte DLV-Norm für die U 23-Europameisterschaften in Gävle/Schweden (11. bis 14. Juli) unterbot. Die ersten vier Kilometer spielte sie auch noch Lokomotive für die neue und alte Österreichische Meisterin Sandrina Illes (Union St. Pölten), die das Ziel nach 34:02,00 Minuten erreichte.

Die Regensburgerin zeigte sich im Ziel ob der Tatsache, dass sie im vergangenen Jahr bei ebenso nicht so optimalen Bedingungen mit kräftiger Hilfe von begleitenden Männern schon knapp unter 33 Minuten gelaufen war, nicht ganz zufrieden. Ihr Coach Kurt Ring relativierte dies aber sofort mit all seiner Erfahrung in Sachen Langstreckenrennen: „Starke Sonneneinstrahlung und Temperaturen über 15 Grad sind für Langstreckenleistungen leistungsminimierender, als drei oder vier Grad über Null. Zudem stand Miri Dattke unter Norm-Druck, was auch nicht ganz einfach für eine noch so junge Läuferin ist. Eigentlich ist ihre Form besser als im vergangenen Jahr.“

Dahinter erging es der neuen Bayerischen Juniorenmeisterin Marina Rappold (LG Telis Finanz Regensburg; 36:48,28 Minuten) und Maria Kerres (SWC Regensburg; 37:06,32 Minuten), Zweite der Landesfrauenwertung, ähnlich, weil deren Zeiten auch nicht dem entsprachen, was sie derzeit drauf haben. Respekt verdienen aber die Leistungen der über 30 Jahre alten Telis-Oldies Eva Haberl-Karg und Barbara Ferstl, die mit 38:52,33 beziehungsweise 39:24,35 Minuten noch deutlich unter 40 Minuten blieben, ebenso wie W 45-Läuferin Constanze Boldt (SWC Regensburg; 39:39,61 Minuten).

Titelverteidiger Philipp Pflieger war schon vor dem Rennen recht skeptisch: „Mein Rücken zieht und ich bekomm schlecht Luft“. Sein schlechtes Gefühl sollte ihn nicht täuschen. So nutzte denn auch Tim Ramdane Cherif geschickt eine der durch Pfliegers starkes Seitenstechen ausgelösten leichten „Verschnaufpausen“ in der ständigen Tempohatz im Kampf um die erstrebte 29er-Zeit aus und machte sich nach zwei Drittel der Distanz auf leisen Sohlen auf und davon. Hinter den beiden rangen die ersten Österreicher Manuel Innerhofer (LC Oberpinzgau; 30:02,10 Minuten), Isaac Toroitich Kosgei (TGW Zehnkampf-Union; 30:03,58 Minuten) und Mario Bauernfeind (KUS ÖBV Pro Team; 30:14,55 Minuten) vehement gegen die 30-Minuten-Barriere an. Auch die drei Telis-Boys Moritz Beinlich, Dominik Notz und  Max Zeus blieben mit 30:21,01, 30:22,46 und 30:58,12 Minuten im respektablen 30er-Bereich. Zudem gab’s für Beinlich noch Bronze in der Landeswertung hinter Ramdane Cherif und Pflieger. Für Beinlich und Zeus waren dies sogar neue persönliche Bestleistungen auf der Bahn.

Nick Jäcker (TSV Penzberg) heißt der neue Bayerische U 23-Meister. Er gewann mit feinen 31:39,53 Minuten. Bei den männlichen Jugendlichen der U 20 siegte Tobias Ulbrich (LG Region Landshut) mit guten 32:34,70 Minuten.