Richard Friedrich überraschte bei seinem Marathon-Debüt in Berlin. Foto: Kiefner

28.09.2010 17:18 // Von: Dieter Claus

Erfolgreiches Marathondebüt: Richard Friedrich in Berlin bester Deutscher

In der Siegerliste des Berlin-Marathon vom vergangenen Sonntag dominieren die internationalen Spitzenläufer, insbesondere jene aus Afrika. Richard Friedrich (LG Passau) wählte die Hauptstadt für sein Marathon-Debüt. Als 21. Finisher präsentierte er sich als bester deutscher Läufer und schaffte obendrein noch mit 2:20:43 Stunden den Sprung auf Platz drei der DLV-Bestenliste. blv-online hat sich mit Friedrich unterhalten.

blv-online: Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch für dieses ausgezeichnete Ergebnis. Sie waren schnellster deutscher Läufer und haben sich mit dieser Zeit in Deutschland nun ganz vorne platziert. Wie verlief das Rennen?

Friedrich: Vor dem Rennen hatte ich mich mit zwei weiteren deutschen Läufern auf ein Anfangstempo von 1:10 Stunden für den Halbmarathon geeinigt. Ein von uns organisierter Tempomacher sollte für die richtige Geschwindigkeit bis zur 30-Kilometer-Marke sorgen. Leider fielen sowohl meine beiden Mitstreiter als auch der „Hase“ schon kurz vor beziehungsweise nach der Halbmarathondistanz zurück. Die zweite Hälfte des Rennens musste ich daher alleine laufen. Aber ich konnte einige Läufer überholen, was der Motivation half.

blv-online: Welchen Einfluss hatte das Wetter auf Ihre Leistung?

Friedrich: Sicher hätte ich mir besseres Wetter gewünscht, aber das kann man sich bei unserem Sport leider nicht aussuchen. Da es mein erster Marathon war, kann ich schlecht sagen, ob ich ohne den Regen und die Kälte schneller gelaufen wäre. Schön war es auf jeden Fall nicht.

blv-online: Wie haben Sie sich vorbereitet? Welcher Trainingsaufwand war notwendig?

Friedrich: Den Plan, im Herbst einen Marathon zu laufen, gab es schon etwas länger. Daher habe ich schon ab dem Frühjahr immer wieder längere Läufe ins Training eingebaut. Die konkrete Vorbereitung begann nach der Deutschen Meisterschaft über 5000 Meter in Braunschweig, also zehn Wochen vor dem Marathon. In Spitzenwochen hatte ich dann auch mal über 200 Wochenkilometer, mein längster Trainings-Lauf war zirka 38 Kilometer.

blv-online: Sie haben auch ausgezeichnete Zeiten im Halbmarathon erreicht. Hat der Marathon für Sie als routinierter und erfolgreicher Langstreckenläufer auch Besonderheiten?

Friedrich: Der Marathon und das Training dafür waren für mich auf jeden Fall eine neue Erfahrung und etwas Besonderes. Im Laufe der Wochen gewöhnt man sich aber überraschend gut an lange Läufe und Belastungen. Ich hatte zum Beispiel in einem Training mehrere Fahrtspiel-Stufen, die ich jede für sich noch vor kurzer Zeit als Tempodauerlauf ins Trainingsprotokoll geschrieben hätte. Die Belastungsdauer und die Ermüdung in der Endphase des Wettkampfs lassen sich selbst mit dem Halbmarathon nur schlecht vergleichen. Vom Umfeld her ist ein großer Stadtmarathon auch eine ganz andere Erfahrung als die üblichen Laufwettbewerbe, die ja leider häufig unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgetragen werden.

blv-online: Sie sind 28 Jahre alt und haben als Läufer mehrfach hochrangige Meistertitel geholt. Was bedeutet Ihnen dieser Marathon ohne Meisterschaft in Berlin?

Friedrich: Nach meiner Erfahrung spielen Meisterschaften im Marathon allgemein eine äußerst geringe Rolle. Da man nur sehr wenige Läufe im Jahr über diese Distanz bestreiten kann, haben schnelle Strecken und Zeiten, gute Teilnehmerfelder und wohl auch Prämien eine viel größere Bedeutung. Dementsprechend habe ich für das Marathondebüt nach einem Lauf mit guten Rahmenbedingungen gesucht und bin mit meiner Wahl rückblickend zufrieden.

blv-online: Welche sportlichen Ziele haben Sie sich für die kommenden Monate und Jahre gesetzt?

Friedrich: Zunächst werde ich mich ein paar Wochen von der Saison erholen und dann im Herbst/Winter wieder mit Crossläufen ins Wettkampfjahr starten. Ob ich dann schon im Frühjahr 2011 versuche, meine Zeit aus Berlin zu verbessern, wird sich noch zeigen. Längerfristig werde ich aber sicher öfter auf der Straße als auf der Bahn anzutreffen sein.