Die deutschen Zehn-Kilometer-Meisterschaften in Siegburg wurde zu den "Dattke-Spielen". Die Läuferin der LG Telis Finanz Regensburg gewann allein vier mal Gold. Außerdem bekam sie nachträglich ihre Goldmedaillen von den U 20-Europameisterschaften in Grosseto überreicht.

Allein gegen Männer: Miriam Dattke (111) erwischte in Siegburg einen Sahnetag und verbesserte sogar den bayerischen Rekord.

Vier Mal Regensburg auf dem Siegerpodest: (von rechts) Domink Notz, Anja Scherl, Miriam Dattke und Simon Boch. Fotos: Markus Gützlaff/Kurt Ring

15.09.2019 20:43 // Von: Kurt Ring

DM Zehn-Kilometer Siegburg: Miriam Dattke holt an einem Tag vier Goldmedaillen

Der Star der Zehn-Kilometer-DM in Siegburg war am Sonntag eindeutig Geheimfavoritin Miriam Dattke (LG Telis Finanz Regensburg). Wie schon bei der Halbmarathon-DM holte sie gleich vier Titel abholte (Frauen- und U 23-Einzel plus beide Teamwertungen), sondern blieb mit ihren 32:43 Minuten auf der Straße erstmals deutlich unter 33 Minuten. Damit verbesserte sie den bayerischen Frauenrekord von Andrea Holzschuh (LAC Quelle Fürth/1860 München) aus dem Jahre 1997 um 15 Sekunden.

Obendrei legte die junge Regensburgerin auch noch den Grundstock für einen neuen Deutschen Teamrekord in 1:41:01 Stunden zusammen mit der ebenfalls Bestzeit laufenden Meisterschaftsdritten Anja Scherl (33:06 Minuten) sowie Domenika Mayer (Neunte/35:13 Minuten).

„Es ist nicht unsere Art, vor Meisterschaften große Sprüche zu klopfen. Das können gerne andere tun. Die Athleten sollen erst im Rennen ihren Kampfgeist und schnelle Beine sprechen lassen“, kommentierte Telis-Teamchef Kurt Ring die Diskrepanz zwischen der eher zurückhaltenden Prognose hinsichtlich der Zehn-Kilometer-DM seinerseits und dem tatsächlichen Ergebnis bei den Meisterschaften in Siegburg. Wie schon bei den Deutschen Halbmarathonmeisterschaften im April dominierten die Regensburger das Geschehen schließlich mit insgesamt fünf Titelgewinnen bei neun Medaillen in geradezu erdrückender Weise.

Selbst der haushoch scheinende Titelaspirant bei den Männern und 27.53 Minuten-Läufer Amanal Petros (TV Wattenscheid 01) musste bis zum Zielstrich hart kämpfen, um am Ende die beiden Telis-Asse Simon Boch und Dominik Notz mit einem winzigen Vorsprung von zwei und vier Sekunden in Schach halten zu können. Boch blieb dabei mit 28:56 Minuten zum dritten Mal in diesem Jahr unter der Schallmauer von 29 Minuten, Notz gelang dies zum ersten Mal überhaupt in seinem Läuferleben mit 28:58 Minuten.

Doch zurück zur Triumphatorin Miriam Dattke: Beim Frauenrennen setzte sie sofort auf die Tempokarte und konnte so das namhafte Verfolgerfeld mit der Zweiten Katarina Heinig-Steinruck (32:47 Minuten), der Marathon-EM-Neunten Fabienne Königstein-Amrhein (Fünfte/33:20 Minuten) ihrer Teamkollegin Anja Scherl und der stark verbesserten Berlinerin Deborah Schöneborn (Vierte/33:15 Minuten) immer sicher, wenn am Ende auch ein wenig knapp in Schach halten.

Beim Männerrennen bildete sich sofort nach dem Start eine 15-köpfige Spitzengruppe mit allen Favoriten, darunter gleich sieben Telis-Läufer. Bereits bei Streckenhälfte musste jedoch das Gros der Athleten beim ständig auf’s Tempo drückenden Amanal Petros abreißen lassen. Am Ende blieben nur noch die beiden Regensburger Boch und Notz zäh an seinen Fersen kleben. „Wenn man bedenkt, dass die Vorbereitung schon ein wenig dem Winter mit den Crossläufen geschuldet war, kann sich die Leistung von mir durchaus sehen lassen“, meinte denn auch am Ende Simon Boch, der nächste Woche noch eine DM-Medaille im ungewohnten Metier Berglauf holen will, um dann sein erstes großes Ziel, die erneute Teilnahme bei den Cross-Europameisterschaften in Lissabon (8. Dezember) anzusteuern.

Sein Teamkamerad Dominik Notz ist derzeit in der Vorbereitung für seinen ersten Marathon in Frankfurt (27. Oktober) und war rundum zufrieden, dass er „sein Trauma der noch nicht erreichten 28er-Zeit“ ablegen konnte. Vater Dieter Notz, 1980 als Ski-Langläufer in Lake Placed Olympia-Vierter mit der deutschen Staffel, bemerkte dann so nebenbei motivierend: „Es ist jetzt an der Zeit, dass die Jungs verinnerlichen, dass man so Überläufer wie Petros durchaus auch schon mal unterwegs angreifen darf“. Die drei Telis-Asse blieben letztendlich mit 1:27:30 Stunden erneut nur neun Sekunden über dem Deutschen Teamrekord. Team zwei mit dem von der langen Bahnsaison schon etwas müden Florian Orth (Achter/29:41 Minuten), dem erstmals unter 30 Minuten bleibenden Kevin Key (Zehnter/20:50 Minuten) und dem langsam wieder in Fahrt kommenden Tim Ramdane Cherif (Elfter/29:50 Minuten) war am Ende ein ebenso überzeugender Silbermedaillengewinner wie im vergangenen Jahr.

Die U 23-Mädels hatten mit Dattke, der Fünften Marina Rappold (37:36 Minuten) und Lisa Basener (39:25 Minuten) einen satten Vorsprung von 16 Minuten vor dem TSV Bayer 04 Leverkusen und auch das zweite Frauenteam der LG mit der 16. Corinna Harrer (35:42 Minuten), Marina Rappold und Mira Parisek (38:18 Minuten) schaffte noch Platz sechs. Hier vermisste man schmerzlich die Vizemeisterin vom Halbmarathon Thea Heim, die starten wollte, dann aber eine Woche vor Siegburg umknickte und so verletzt ausfiel.

Kleines Schmankerl am Ende der Meisterschaften: Miriam Dattke bekam endlich ihre Gold-Medaille von der U 20-EM 2017 nachgereicht. Als Europameisterin darf sie sich schon länger bezeichnen.