Sie war die Überraschung der Deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften in Neubrandenburg: Quasi aus dem Nichts holte sich Nele Göhl den Titel über 800 Meter.

Im Vergleich dazu ist Mona Mayer schon eine alte Häsin. Der Regensburgerin gelang das Kunststück der erfolgreichen Titelverteidigung über 400 Meter.

Merlin Hummel eilt von Rekord zu Rekord. In Neubrandenburg verbesserte er als souveräner Deutscher Winterwurfmeister seine Bestmarke in der U 20.

In einem spannenden 200-Meter-Finale musste sich Svenja Pfetsch mit Silber zufrieden geben.

Ebenfalls ein neuer bayerischer Rekord "ging" im wahrsten Sinne des Wortes auf das Konto von Sarah Friedrich. Als Zugabe wurde sie auch noch mit dem Vizemeistertitel belohnt.

Auch Vincente Graiani schlug sich im 400-Meter-Finale bravourös und lief auf den Silberrang.

Fast hätte es auch für Simon Batz zum ganz großen Sprung gelangt. Dennoch bewies er mit neuer Bestweite und dem zweiten Platz in der Weitsprungkonkurrenz, welche großes Potenzial in ihm steckt.

Julia Rath (Zweite von rechts) stellte auch auf der 1500-Meter-Strecke mit Bronze ihr enormes Talent unter Beweis.

Ebenfalls in den Medaillenrängen zu finden war die noch junge Viola John als Dritte über 200 Meter . . .

. . . während Jakob Matauschek über dieselbe Distanz trotz neuer Bestzeit auf einem undankbaren vierten Rang landete. Fotos: Claus Habermann, Michael Straub (Hummel)

16.02.2020 21:08 // Von: Reinhard Köchl

Jugend-Hallen-DM Neubrandenburg 2: Bayern schaffen bestes Ergebnis seit Jahren

Beim Bayerischen Leichtathletik-Verband (BLV) muss man länger zurückdenken, um sich an eine derart gute Bilanz bei Deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften zu erinnern. Insgesamt 15 Medaillen holten die Talente aus dem Freistaat an den beiden Tagen der Titelkämpfe in Neubrandenburg, darunter waren allein fünf Titel und einige handfeste Überraschungen. So sammelten am zweiten Tag Nele Göhl, Mona Mayer und Merlin Hummel weitere Goldmedaillen für Bayern.

Niemand hatte im 800-Meter-Finale der weiblichen Jugend mit Nele Göhl (LG Eckental) gerechnet, obwohl die noch der U 18-Klasse angehörende Läuferin an Samstag mit 2:13,80 Minuten die zweitbeste Vorlaufzeit erreicht hatte. Doch die 16-Jährige, die erst seit gut eineinhalb Jahren Leichtathletik betreibt und im vergangenen Jahr noch im DM-Endlauf der U 18 über 400 Meter Hürden stand, lieferte ein taktisch kluges und couragiertes Rennen. Immer in der Spitzengruppe laufend und bemüht darum, die Ideallinie auf der Innenbahn zu behalten, packte Nele Göhl in einem spannenden Finish auf der Zielgeraden den Turbo aus, wich bis auf die äußerste Bahn aus und spurtete ihre Kontrahentinnen Anna Schall (LG Tuttlingen-Fridingen) und Xenia Krebs (VfL Löningen) nieder. Am Schluss gab es nur staunende und ungläubige Gesichter: die junge Eckentalerin war tatsächlich gerade Deutschen Hallenmeisterin der U 20 in famosen 2:11,83 Minuten geworden.

Mona Mayer: Titel erfolgreich verteidigt

Erwartet worden war dagegen durchaus die erfolgreiche Titelverteidigung von Mona Mayer (LG Telis Finanz Regensburg). Schon im Vorlauf am Samstag hatte sie mit starken 54,54 Sekunden eine Zeit abgeliefert, die ganz klar ihre Ansprüche untermauerte. Wie schwer die Bürde der haushohen Favoritin tatsächlich sein kann, erlebte die Regensburgerin dann tags darauf. „Sie war so angespannt wie noch nie“, schilderte Mayers Trainerin und Mutter Ruth Mayer die Gemütslage ihrer Tochter vor dem Rennen. Logisch: Ein Sieg wäre der Normalfall gewesen, eine Niederlage dagegen eine veritable Sensation. Aber Mona Mayer wurde auch mit diesem Druck fertig. Tatsächlich  machten sich die Konkurrentinnen auf die Jagd nach der Titelverteidigerin, doch die konterte souverän jeden Angriff und gewann am Schluss in Jahresbestzeit von 54,36 Sekunden deutlich vor ihrer Dauerkonkurrentin Marie Scheppan (LC Cottbus; 54,97 Sekunden). „Die Zeit hätte gerne noch einen Tick besser sein können. Aber ich bin super glücklich, dass ich meinen Titel verteidigen konnte“, strahlte Mayer (LG Telis Finanz Regensburg) nach ihrem Sieg.

Merlin Hummels nächster bayerischer Rekord

Eigentlich wurden die Winterwurf-Wettbewerbe in Neubrandenburg am zweiten Tag von Wind und Regen bestimmt. Am Nachmittag bahnte sich dann doch noch die Sonne den Weg durch die dichten Wolken und ließ goldenes Licht auf die Hammerwurf-Anlage des Jahnsportforums fallen. Pünktlich zum Höhepunkt der Hammerwurf-Wettbewerbe, den in der männlichen U 20 Merlin Hummel (UAC Kulmbach) setzte. Der Silbermedaillen-Gewinner des vorjährigen EYOF schleuderte den Sechs-Kilo-Hammer gleich im ersten Versuch auf 76,95 Meter und schockte damit die Konkurrenz. Es war eine persönliche Bestleistung des Kulmbachers und eine Weite nur drei Meter unterhalb des deutschen U 20-Rekords von Alexej Mikhailov, der genau ein Jahr älter war als Merlin Hummel, als er diesen Rekord 2015 aufstellte. Zudem bedeuten die 76,95 Meter neuen bayerischen Rekord in der U 20. Hummel hat noch ein Jahr in der U 20 vor sich, in Neubrandenburg untermauerte er seine gute Form mit zwei weiteren 75-Meter-Würfen.

Sarah Friedrichs und Simon Batz` Überraschungssilber

Bayern-Rekord Nummer zwei stand schon seit dem frühen Morgen fest, als Geherin Sarah Friedrich (LG Würm-Athletik) über die 3000-Meter-Distanz in 14:29,92 Minuten überraschend die Silbermedaille holen konnte. Einzig Mathilde Frenzl (SC Postdam) war in Neubrandenburg schneller unterwegs als die 17-jährige Oberbayerin, die man mit Fug und Recht als Senkrechtstarterin bezeichnen kann. Auf Platz neun landete Julia Schmidt (SpVgg Niederaichbach; 15:50,50 Minuten). Bis zum sechsten Durchgang an der Goldmedaille schnuppern durfte Weitspringer Simon Batz (LG Landkreis Kelheim). Der ebenfalls erst 17-jährige Niederbayer betreibt auch erst seit etwas mehr als zwei Jahren Leichtathletik und sprang nun bei den Deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften mit einer exzellenten Serie und der besten Weite von 7,49 Meter in neue Dimensionen. Dass ihn erst ganz zum Schluss Oliver Koletzko (Wiesbadener LV) mit einer Steigerung von 7,53 Meter vom Thron stieß, wurmte den lang aufgeschossenen Schlacks aber nur kurz. Im Sommer will der frischgebackene Deutsche Vizemeister seinen Höhenflug in die Weite fortsetzen.

Zwei Medaillen über 200 Meter

Die Favoritinnen im 200-Meter-Finale der weiblichen Jugend hießen Svenja Pfetsch (SC Vöhringen) und Lara-Noelle Steinbrecher (SC Magdeburg). Beide trennten in den Meldeleistungen nur eine Hundertstelsekunde. Im Finale starteten sie nebeneinander auf den Außenbahnen, Pfetsch auf Bahn drei. Mit einer starken Zielgeraden konnte sich Lara-Noelle Steinbrecher dann deutlich durchsetzen mit 24,06 Sekunden, während die Vöhringen eingangs der Zielgeraden etwas verkrampfte und in 24,28 Sekunden Zweite wurde. Bronze gewann mit Viola John (LG Stadtwerke München) eine weitere U 18-Athletin aus Bayern, die den ersten Finallauf in 24,33 Sekunden für sich entscheiden konnte.

Vincente Graiani mit Silber zufrieden, mit der Staffel-Disqualifiktion nicht

Eine Medaille hatte sich auch Vincente Graiani (LG Stadtwerke München) über 400 Meter erhofft – und am Ende wurde es tatsächlich Silber. Hauptkonkurrent Willy Stollhoff (LAC Erdgas Chemnitz) setzte sich nach der ersten Runde an die Spitzenposition und gab nach einem durchaus grenzwertigen Gerangel auf der Schlussrunde ordentlich Gas, um die Konkurrenten auf Distanz zu halten. Das gelang dem Vorjahresdritten, der sich in 48,30 Sekunden den Titel sicherte. In 48,93 Sekunden kam Graiani auf den Silberplatz. In der anschließenden 4 x 200 Meter-Staffel hatte der frischgebackene deutsche Vizemeister allerdings großes Pech. Obwohl das Quartett der LG Stadtwerke München mit klarem Vorsprung als Erster die Ziellinie überquerte hatte, wurden die Titelverteidiger nachträglich wegen eines Wechselfehlers disqualifiziert und der Zweitplatzierte Hamburger SV auf das oberste Treppchen gehoben.

Bronze für Rath und Ress

Taktisch ausgesprochen aufgebufft präsentierte sich die noch junge Julia Rath (LAC Quelle Fürth) im 1500-Meter-Finale der weiblichen U 20. Gerade erst von der U 16, wo sie im Vorjahr Deutsche Meisterin werden konnte, in die U 18 aufgerückt, meldete sie in ihrem dritten 1500-er von Anfang an Medaillenansprüche an. Zu Recht! Am Schluss konnte sich Rath auf 4:33,77 Minuten steigern und durfte anschließend strahlend mit Bronze um Hals durch die Halle in Neubrandenburg spazieren. Die gleiche Farbe besitzt das Edelmetall, das Paul Feuerer (LAC Passau) über 3000 Meter in starken 8:36,03 Minuten ergatterte. Zufrieden sein kann auch Philipp Reß (LA-Team Alzenau), der im Hochsprung zwar unter seinen eigenen Erwartungen zurückblieb, aber mit übersprungenen 2,00 Metern ebenfalls auf dem Bronzeplatz landete.

Obwohl er sich als Sieger des ersten 200-Meter-Endlaufes auf bärenstarke 21,83 Sekunden steigern konnte, blieb für Jakob Matauschek (LG Stadtwerke München) in der Endabrechnung nur der undankbare vierte Platz. Ein Opfer des Regelwerks, wonach Hallenzeiten einen höheren Stellenwert als Freiluft-Bestzeiten einnehmen, wurde der frischgebackene Deutsche 60-Meter-Meister Fabian Olbert (LG Stadtwerke München). Weil ihm im Vorlauf die schlechtere Bahn eins zugelost wurde, verzichtete der Münchner auf die Chance, sich einen zweiten Titel zu holen.

Im Hammerwurf der männlichen U 18 hatte Kilian Drisaga (TSV 1880 Wasserburg) lange Zeit auf Rang drei mit 57,61 Meter gelegen. Dass es am Schluss nur zu Platz vier langte, sollte den jungen Oberbayern jedoch nicht enttäuschen. Rang sieben ging hier an Linus Liebenwald (UAC Kulmbach; 55,31 Meter). Auch die Zintl-Schwestern Lena und Julia (beide LG Stadtwerke München) hatten sich im Stabhochsprung ein klein wenig mehr erwartet. Lena kam mit 3,80 Meter auf Platz fünf, ihre ältere Schwester Julia wurde mit 3,70 Meter Achte. Im Hochsprung landete Luisa Tremmel mit 1,72 Meter auf dem sechsten Rang.