Niemand konnte in der Frauenklasse Domenika Mayer das Wasser reichen. Die Regensburgerin holte sich souverän ihre erste deutsche Meisterschaft.

Der erfolgreichste Läufer der Singelfinger Cross-DM kam mit Simon Boch ebenfalls aus Regensburg. Drei Mal Gold und ein Mal Silber waren die überragende Bilanz des weißblauen Vorzeigeläufers.

Im Schlamm fühlte sich Domenika Mayer richtig wohl. Das schwere Geläuf beflügelte die neue Deutsche Meisterin sogar noch.

Spannendes vereinsinternes Duell auf der Langstrecke. Maximilian Zeus (rechts) musste auf den letzten Metern noch Simon Boch (links) passieren lassen. Beide belegten die Plätze zwei und drei.

Konstantin Wedel freute sich über Bronze auf der Mittelstrecke und zusammen mit dem Sechsten Florian Orth über Mannschaftsgold.

Da lag das Feld auf der Langstrecke, unter anderem mit dem späteren Sechsten Tobias Schreindl (Zweiter von links) noch dicht zusammen.

Paul Feuerer war in der U 20-Klasse in Sindelfingen das Maß aller Dinge. Der Lohn war der Titel.

Nick Jaeger gewann in der U 23 Silber.

Das zieht es einem tatsächlich den Schuh aus! Ihre eigenen Erfahrungen mit dem sumpfigen Geläuf in Sindelfingen mussten Hugo Mann und Hubert Wolf (von links) machen.

Hoch zufrieden mit seinem zweiten Platz war Thomas Langer. Alle Fotos: Theo Kiefner

07.03.2020 19:23 // Von: Dieter Claus

Cross-DM Sindelfingen: Simon Boch und Domenika Mayer dominieren in der Schlammschlacht

Mit drei Gold- und einer Silbermedaille war Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg) bei den Deutschen Crosslaufmeisterschaften in Sindelfingen der herausragende Läufer. Und auch die schnellste deutsche Crossläuferin kam am Samstagnachmittag von der LG Telis Finanz Regensburg und heißt Domenika Mayer. In den Seniorenklassen sowie im Nachwuchsbereich konnten sich eine Reihe von bayerischen Läuferinnen und Läufern auf der schwer zu laufenden Strecke Medaillen erkämpfen.

Was war das für eine Schlammbad im großzügig angelegten Badezentrum in Sindelfingen! Bereits im ersten Lauf der Senioreninnen und Senioren ähnelten Streckenabschnitte eher einem Tummelplatz für Wildschweine. Es gab Läuferinnen und Läufer, denen der knöcheltiefe Matsch regelrecht die Schuhe auszog. Und dann verlief der Parcours auch noch eckig und bergauf und bergab.

Der Höhepunkt für die Zuschauer war zweifelsohne der Wettkampf auf der Mitteldistanz. Timo Benitz (LG farbtext Nordschwarzwald) hatte mit „Laufen bis zum Umfallen“ eine starke Ansage gemacht. Vielleicht wurde Simon Boch von dieser Ankündigung getrieben oder gar provoziert. Jedenfalls setzte er sich sehr bald an die Spitze des Feldes und lag teilweise deutlich vor den Verfolgern. Benitz hielt sich zunächst auf dem vierten Platz zurück. In der letzten Runde schmolz der Vorsprung von Boch zunehmend. Es waren dann aber nicht Benitz, sondern Johannes Motschmann (SCC Berlin) und Bochs Vereinskamerad Konstantin Wedel, die immer mehr heranrückten. Doch Boch rettete den Vorsprung ins Ziel und erkämpfte sich mit zwei Sekunden Vorsprung seine erste Goldmedaille dieser DM.

Die nächste folgte nur Sekunden später, weil das Telis-Team Boch, Wedel und Florian Orth erwartungsgemäß die Mannschaftsmeisterschaft für die Oberpfälzer einfuhren. Als Boch sich nach einer Erholungspause am Boden erstmals äußerte, stand sein Sieg zunächst gar nicht im Mittelpunkt. „Das war eine superharte Strecke. Ich freue mich schon auf Läufe auf der Bahn und der Straße. Ob ich heute noch auf die Langstrecke gehe, ich weiß nicht“, war sein Kommentar.

Das Rennen der Frauen, U 23 und der jüngeren Seniorinnen ähnelte in gewisser Weise dem Lauf über die Männer-Mittelstrecke. Kaum war der Startschuss gefallen, zog ein Trikot der LG Telis Finanz alle Blicke auf sich. Domenika Mayer ließ keinen Zweifel an ihrem Siegeswillen erkennen. Nach einer Runde lag die diesjährige bayerische Meisterin Maria Kerres (SWC Regensburg) noch an der Spitze des Verfolgerfeldes. Doch dann wurde auch sie ein Opfer der aufgewühlten Strecke. Währenddessen baute Mayer immer mehr ihren Vorsprung aus. Als es in die letzte Runde ging, war der Vorsprung auf die nächste Läuferin auf 20 Sekunden angewachsen. Für Domenika Mayer war dieser Sieg der erste DM-Titel. Die 30-Jährige konnte der Strecke positive Aspekte abgewinnen: „Es war anspruchsvoll, aber schön. Für mich ein befreiendes Rennen.“

Kerstin Hirscher (LAC Quelle Fürth) war die einzige weitere bayerische Läuferin, die sich unter den Top Ten platzieren konnte. Gleiches erkämpften sich in der Wertung U 23 ihre Vereinskollegin Michelle Braun sowie Lisa Basener (LG Telis Finanz Regensburg). Silber in der Teamwertung U 23 ging an die LAC Quelle Fürth mit dem Trio Michelle Braun, Tanja Neubert und Lisa Schuster. Das Feld in besagtem Lauf war so groß, weil auch die Seniorinnen W 35 bis W 45 mitliefen. Die Läuferinnen konnten ihre Konkurrentinnen an der Farbe der Startnummer erkennen. Gut auf die weiteren Medaillenanwärterinnen haben offenbar Isabel Appelt (LG Stadtwerke München), Eva Müller-Geistert und Constanze Boldt (beide SWC Regensburg) aufgepasst. Gold, Silber und Bronze brachten sie von Sindelfingen mit.

Leider sank das Zuschauerinteresse während des letzten Lauf des Tages. Auf der Langdistanz starteten deutlich weniger Läufer als in den vorhergehenden Wettbewerben. Mit dabei war nun doch erneut Simon Boch. Eine kleinere Gruppe mit unter anderem Boch, Maximilian Zeus (LG Telis Finanz Regensburg) und Samuel Fitwi (LG Vulkaneifel) lief mehrere Runden eher verhalten vor dem sich zunehmend auflösenden Verfolgerfeld. Doch dann war es Fitwi offenbar zu langsam, er zog deutlich an, vergrößerte zunehmend seinen Vorsprung, der nach 9900 Metern im Ziel 65 Sekunden betrug.

Spannend verlief eine Runde vor dem Ziel der Kampf um den zweiten Platz. Zeus rannte nur ganz knapp vor Boch. Als es dann zum letzten Mal in eine Bergabpassage ging, konnte Boch, der einige Zeit vorher erst den Titel auf der Mitteldistanz gewonnen hatte, den Turbo zünden. Zeus konnte nicht kontern und musste wenige Meter danach Boch mit fünf Sekunden Vorsprung Silber überlassen. Gold gab es für die beiden Regensburger dann mit Moritz Beinlich in der Mannschaftsmeisterchaft. Der Bayerische Meister im Crosslauf 2020, Tobias Schreindl (LG Passau), fuhr als Sechster sehr zufrieden von Sindelfingen nach Hause. „Die Strecke war sehr tief, genau mein Ding, so muss Crosslauf sein“, so seine Bewertung nach dem Lauf.

Natürlich war BLV-Teamleiter Lauf Jörg Stäcker auch bei dieser hochkarätigen Veranstaltung anwesend. „Der bayerische Nachwuchs präsentierte sich richtig gut. Zehn Platzierungen unter den ersten acht in den Wertungen U 23 bis U 18, darunter der Titel von Paul Feuerer im Trikot der LAC Passau und das Silber von Nick Jäger vom TSV Penzberg", lautete die Analyse Stäckers. Dabei kamen besonders die männlichen Kader mit dem ungewohnten, morastigen Boden gut zurecht. Nick Jäger als Deutscher Vizemeister und Florian Bremm als Vierter in der U 23 sowie Paul Feuerer als Sieger in der U 20 zeigten ihre Klasse, die sie auch schon zu Cross-EM-Teilnahmen geführt hat . „Der Goldlauf von Paul Feuerer und gleich drei weitere Bayern auf dem Podium in der U 20 war eine Hausnummer“, meinte Stäcker. In der männlichen U 18 etablierten sich Finn Hösch (LG Stadtwerke München; Platz fünf) und Ilias Boukechab (LAC Quelle Fürth; Platz sechs) in der Deutschen Spitze.

Die meisten Einzelmedaillen für bayerische Läufer wurden erfahrungsgemäß bei den Siegerehrungen der Senioren und Seniorinnen vergeben. Aus dem ersten Lauf gingen drei Bayern als Meister hervor: Ludwig Lang in der M 65 und Wolfgang Huber (beide SVG Ruhstorf/Rott) in der M 75 sowie Manfred Dormann (TV Bad Brückenau) in der M 70. Bayerische Seniorinnen mit Goldmedaille waren Sibylle Vogler (SC Kemmern) und Gertrud Ott (LG Allgäu).

Stets lag Spannung beim Lauf der Senioren M 50 bis M 55 in der Luft. Für den Freistaat gingen die Medaillenanwärter Thomas Langer, Harald Stecker (beide LG Allgäu), Reinmund Hobmaier (PTSV Rosenheim) und Jan Lettenmaier (LG Stadtwerke München) ins Rennen. Die beiden Allgäuer hielten sich anfangs zurück. Langer fühlte sich sogar zunächst als abgeschlagen, aber dann konnte er seine Routine auf der schweren Strecke ausspielen und überholte in der vorletzten Runde einen Konkurrenten nach dem anderen. Stecker berichtete, dass er bewusst beim direkten Konkurrenten Reinmund Hobmaier blieb. Langer rückte immer mehr an den führenden Günther Seibold (TSV Crailsheim) heran und war mit Silber überglücklich, hatte er doch maximal einen dritten Platz erwartet. 500 Meter vor dem Ziel attackierte Stecker den vor ihm laufenden Hobmaier, der dieses Mal nichts mehr entgegensetzen konnte. Bei der Siegerehrung bestiegen schließlich Langer und Stecker als Vizemeister in der M 50 und M 55 das Podium. Die bayerische Dominanz in diesen Wertungen komplettierten Hobmaier und Lettenmaier mit der Bronzemedaille.

Medaillen für BLV-Vereine konnte man auch im Lauf M 35 bis M 45 erhoffen. Dieser Wettbewerb verlief ähnlich wie mehrere Läufe an diesem Tag: Der Favorit Danny Schneider (TSG Schwäbisch Hall) lief von Anfang an mit deutlichem Vorsprung den anderen Konkurrenten weg. Als drittschnellster Läufer wurde Tobias Gröbl (LG Zusam) Deutscher Meister in der M 35. Sein Resümee wirkt eher selbstkritisch: „Nach dem Trainingsrückstand kam nur die AK 35 in Betracht. Hinten raus fehlte dann das Stehvermögen, aber eine Goldmedaille ist immer etwas Besonderes.“ Die Plätze drei und vier fielen an Edwin Singer (LG Allgäu) und Michael Lang (Skivereinigung Amberg).

In der M 40 wären Johannes Hillebrand (LG Stadtwerke München) und Markus Brennauer (TV Penzberg) für Medaillen in Frage gekommen. Brennauer schied vorzeitig verletzt aus. Für Hillebrand mit seinem ausholenden Schritt waren die Matschpassagen schwierig. So war der Vizemeister des Vorjahres durchaus mit der Bronzemedaille zufrieden.

Nachfolgend weitere vordere Platzierungen bayerischer Athlen/innen: Männliche Jugend U 20: 4. Felix Gramelsberger (SC Ainring); 5. Justus Kaufmann (MTV 1881 Ingolstadt)

Männliche Jugend U 18: 5. Finn Hösch (LG Stadtwerke München)

Junioren U 23: 4. Florian Bremm (TV Leutershausen)

M 60: 2. Richard Przybyla (LAZ Obernburg-Miltenberg), 3. Martin Hermann (TSV Peißenberg)

W 55: 3. Julika Fidjeland (PTSV Rosenheim)

W 60: 3. Brigitte Rupp (TSG 08 Roth)

W 75: 3. Leni Bauer (LC Aichach)