Das Trio der Deutschen Meisterinnen: (von links) Annal-Lena Obermaier, Marion Brunner und Isabel Mayer schnappte sich in der Siebenkampf-Mannschaftswertung Gold und strahlte anschließend mindestens genauso.

Fast schon abonniert auf einen Treppchenplatz ist Zehnkämpfer Roman Jocher. In Vaterstetten holte sich der Schwabe Zehnkampf-Bronze in der U 18.

Kann an einer Medaille vorbei schrammt Luisa Tremel. Ihre Vielseitigkeit stellte sie unter anderem auch im Speerwerfen unter Beweis.

Mit Platz fünf in der Einzelwertung des Siebenkampfes hoch zufrieden war Anna-Lena Obermaier.

Eine Klasseleistung bot auch Jonas Perner. Der Zehnkampf-Fünfte gehört auch im nächsten Jahr noch der U 18 an.

Dass Isabel Mayer neben Hürdensprint auch Weitsprung und noch mindestens fünf weitere Disziplinen kann, bewies sie mit ihrem siebten Gesamtrang.

Engagiert und dynamisch beim Speerwurf: Marion Brunner.

Auch Sebastian Kottmann gehört zu den bayerischen Nachwuchshoffnungen im Mehrkampf. Alle Fotos: Claus Habermann

24.08.2020 20:51 // Von: Simon Holländer

Mehrkampf-DM Vaterstetten: Drei bayerischen Medaillen bei den Titelkämpfen "dahoam"

Nach sechs Jahren Pause fanden bereits zum zehnten Mal seit 1994 die Deutschen Mehrkampfmeisterschaften - aufgrund der Corona-Pandemie diesmal unter besonderen Vorzeichen - in Vaterstetten statt. Neben zahlreichen Siebenkämpferinnen und Zehnkämpfern der deutschen und internationalen Spitze gingen auch 13 Athletinnen und Athleten aus dem Freistaat beim „Heimspiel“ an den Start. Am Ende stand die gute Bilanz von drei Medaillen, darunter ein Titel, für die bayerischen Starter auf der Habenseite.

Umso erfreulicher war diese Bilanz unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die nationalen Vielseitigkeitstitelkämpfe in diesem Jahr noch lange auf der Kippe gestanden hatten. Schließlich erklärte sich Ende Juni der Bayerische Leichtathletik-Verband (BLV) bereit, zusammen mit der Gemeinde Vaterstetten, dem Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) und der tatkräftigen Unterstützung zahlreicher Helfer aus mehreren Vereinen die Meisterschaften zu ermöglichen. Nach der Bewilligung der Veranstaltung durch die örtlichen Behörden nach Vorlage eines umfangreichen Hygeniekonzepts, das von den Teilnehmern und Betreuern in der weiträumigen Anlage von Vaterstetten vorbildlich eingehalten wurde, stand den Meisterschaften trotz der am Wochenende stark ansteigenden Infektionszahlen im Landkreis Ebersberg nichts mehr Wege. Die Mühen des Organisationsteam wurden schließlich nicht nur durch eine Fernsehliveübertragung durch das ZDF, sondern auch die Teilnahme zahlreicher deutscher Topathleten in Vaterstetten belohnt.

Regensburger Siebenkämpferinnen holen Mannschaftstitel

Das größte sportliche Highlight aus bayerischer Sicht lieferten am Wochenende die Siebenkämpferinnen des SWC Regensburg, die in der Mannschaftswertung der Frauen erfolgreich ihren Titel aus dem Vorjahr verteidigen konnten. Mit 16 228 Punkten lag das Trio aus der Domstadt nach zwei Tagen mit wechselnden Witterungsbedingungen letztlich deutlich vor den Verfolgerinnen des MTV Lübeck. Die Grundlage des Mannschaftserfolg bildeten wiederum gute Einzelleistungen und -platzierungen der Regensburgerinnen, die sich gegen die Top-Siebenkämpferinnen um Vizeweltmeisterin Carolin Schäfer (LG Eintracht Frankfurt) und Europameisterschaftsteilnehmer Anna Maiwald (TSV Bayer 04 Leverkusen) beweisen durften.

Den stärksten Eindruck dabei hinterließ Anna-Lena Obermaier, die nach einem konstant guten Mehrkampf gekrönt von einer Weitsprungbestleistung (5,76 Meter) mit 5701 Punkten nur ganze 14 Zähler an ihrer wenige Wochen alten Siebenkampfbestleistung vorbeischrammte. In einem der stärksten Frauenfelder bei Deutschen Mehrkampfmeisterschaften der vergangenen Jahre mit gleich drei Athletinnen jenseits der 6000er-Marke reichte das zu einem tollen fünften Platz.

Ebenfalls unter den Top Acht-Siebenkämpferinnen Deutschlands konnte sich als Siebte mit 5434 Zählern Obermaiers Teamkameradin Isabel Mayer platzieren. Besonders hervorzuheben waren dabei Mayers 13,58 Sekunden über die 100 Meter Hürden, womit die Finalistin der DM von Braunschweig ihre starke Sprintform in dieser Saison erneut unter Beweis stellte. Die Regensburger Mannschaft komplettierte auf dem elften Platz Marion Brunner, die sich über starke Zeiten über die Hürden, 200 und 800 Meter freuen durfte und in der Endabrechnung 5093 Punkte sammelte. Mit Julia und Ramona Schneider waren im Siebenkampf zudem zwei Athletinnen des TSV Schleißheim am Start. Sie rundeten das gute Ergebnis aus bayerischer Sicht mit den Plätzen zwölf und 13 ab; im familieninternen Duell behielt Julia Schneider (4808) die Oberhand gegenüber ihrer jüngeren Schwester Ramona (4407).

Bronze für Angela Stockert, Luisa Tremel knapp am Podest vorbei

Im Rahmen des Frauen-Siebenkampf ging es gleichzeitig auch bei den Juniorinnen der U 23-Altersklasse um Edelmetall. Hier brachte sich Angela Stockert (SpVgg Auerbach/Streitheim) bereits am ersten Tag in Lauerstellung auf die Medaillen und startete als Zweite in den Sonntag. Dort musste die Athletin zwar noch eine Konkurrentin in der Punktewertung vorbeiziehen lassen, durfte sich aber dennoch über den dritten Platz, die damit verbundene Bronzemedaille und eine neue Siebenkampfbestleistung von 5220 Punkten freuen.

Knapp am Podestplatz schrammte hingegen Luisa Tremel (TSV Gersthofen) vorbei. Als Vierte des Siebenkampfs der weiblichen Jugend U 20 fehlten der EYOF-Teilnehmerin im Hochsprung (Disziplinsieg mit 1,74 Meter) nach sieben Disziplinen gerade einmal 48 Punkte oder umgerechnet vier Sekunden im abschließenden 800-Meter-Lauf zur Bronzemedaille. Nichtsdestotrotz bewies Tremel damit erneut, dass sie nicht nur im Hochsprung, sondern auch im Siebenkampf mit diesmal 5225 Punkten zu Deutschlands besten Nachwuchsathletinnen zählt. Ein kleines Trostpflaster war zudem der weiteste Speerwurf der versammelten Mehrkampfkonkurrenz (43,10 Meter). In der weiblichen Jugend U 18 hingegen war keine bayerische Athletin am Start.

Christoph Lange Vierter im Männer-Zehnkampf

Bei den Männern hielten zwei Zehnkämpfer die bayerischen Fahnen hoch. Für den deutschen Vizemeister von 2016, Christoph Lange (TS Herzogenaurach), reichte es nach zwei anstrengenden Tagen zum vierten Platz und 6924 Punkten. Zum Bronzeplatz und Nico Beckers (Aaachener TG) fehlten dem Mittelfranken, der im Hoch- und Stabhochsprung starke Leistungen zeigte (1,97 Meter beziehungsweise 4,40 Meter), am Ende 374 Punkte. Nach einem „Salto Nullo“ am zweiten Tag im Stabhochsprung musste sich der zweite bayerische Teilnehmer Mario Saur (MTV 1881 Ingolstadt) hingegen mit dem sechsten Platz (6245 Punkte) begnügen, holte sich aber nichtsdestotrotz nach einem couragierten Rennen im abschließenden 1500-Meter-Lauf noch einen Disziplinsieg (4:22,91 Minuten).

Roman Jocher mit der nächsten Mehrkampfmedaille

Während in der männlichen Jugend U 20 kein bayerischer Athlet an den Start ging, starteten bereits am Freitag bei fast schon tropischen Temperaturen vier Athleten aus dem Freistaat in der Altersklasse U 18 in den Zehnkampf. Das genaue meteorologische Gegenteil, nämlich Regen und deutlich kühlere Temperaturen, erschwerten dann am Samstag den Wettkampf der Nachwuchszehnkämpfer. Umso stärker waren anschließend die Leistungen der Mehrkämpfer einzuschätzen. Denn alle Bayern mit Ausnahme von Nils Kremling (LG Landkreis Roth), der den Wettkampf verletzungsbedingt nach dem Weitsprung leider beenden musste, erzielten einen neuen Zehnkampfhausrekord.

Nicht nur mit einer neuen Bestmarke, sondern auch einer Medaille wurde indes Roman Jocher (TSV Königsbrunn) belohnt. Der Deutsche U 18-Hallensiebenkampfmeister startete am zweiten Tag eine starke Aufholjagd und schob sich dank eines guten 1500-Meter-Laufes noch auf den dritten Rang nach vorne. Zwar war Jocher mit seiner Punktzahl von 6885 nicht ganz zufrieden, freute sich aber sichtlich über seine inzwischen vierte Medaille bei Deutschen Mehrkampfmeisterschaften.

Ebenfalls lange mit dabei im Kampf um die Medaillen war Jonas Perner. Der Athlet der LG Fichtelgebirge, der auch noch im nächsten Jahr der U 18 angehören wird, belegte am Ende in einem hochklassigen Wettbewerb den guten fünften Platz mit 6721 Punkten. Als Elfter der Endabrechnung und einer Punktzahl von 6318 Punkten wusste zudem Sebastian Kottmann (LG Stadtwerke München) in Vaterstetten zu überzeugen.