Dimitri Antonov belegt nicht nur über 80 Meter Hürden in der DLV-Bestenliste 2010 Spitzenplätze.

Vielseitiger Simon Bayer: Mit dem Diskus auf Platz zwei, im Blockwettkampf auf Rang vier.

11.11.2010 12:20 // Von: Reinhard Köchl

DLV-Bestenliste Schüler 2010: Gute Breite und ein überragender Dimitri Antonov

Ein vergleichsweise gutes Jahr liegt hinter den bayerischen Schülern. Obwohl mit Dimitri Antonov (TSV Bad Kissingen) und Laurin Walter (LG Stadtwerke München) einmal mehr nur zwei Jungs die gerade erschienene deutsche Rangliste anführen (Weitsprung und 1000 Meter, beide M 14), gelang es dem männlichen Nachwuchs aus dem Freistaat doch, in nahezu jeder Disziplin mindestens einen Athleten unter die besten Zehn auf Bundesebene zu platzieren.

Ob dies nun gleich wieder Wasser auf die Mühlen der Befürworter gießt, die für eine frühere Spezialisierung im Schülerbereich plädieren, sei einmal dahin gestellt. Um die im vergangenen Jahr intensiv und zum Teil emotional diskutierte Einführung einer nationalen C-Jugend-Talentiade, welche die bisherigen Block-Titelkämpfe ablösen sollte, ist es bemerkenswert ruhig geworden. Nicht einmal von Seiten des DLV gibt es inzwischen eine klare Stellungnahme dazu, wann und ob überhaupt noch die Einzelmeisterschaften für Schüler ins Veranstaltungsprogramm aufgenommen werden sollen.

Vielleicht hat man in Darmstadt ja auch erkannt, dass in der Vergangenheit nur ganz wenige 14- und 15-Jährige, die im Schülerbereich mit Top-Leistungen glänzten, auch später auf nationaler und internationaler Ebene eine tragende Rolle spielten. Denn in der Realität gibt es längst andere Probleme. Vor allem bei den Jungen steht die Leichtathletik längst in direkter Konkurrenz zum Fußball und so genannten Trendsportarten, bei denen oft ein schneller Erfolg winkt und Geduld mitunter ein Fremdwort zu sein scheint. Gerade für Eltern ein nicht unwesentlicher Faktor bei der Entscheidung über die richtige Freizeitbeschäftigung ihrer Kinder.

Zumindest in Bayern gibt es 2010 bei den Jungen noch eine ganze Reihe von Hoffnungsträgern, die bei weiterhin behutsamem Aufbau durchaus Fantasien für die nahe und mittlere Zukunft wecken. Zwar liegt der Anteil der männlichen Nachwuchs-Leichtathleten in Deutschland ebenso wie im Freistaat weiter quantitativ deutlich hinter den Mädchen zurück. Mit der geringeren Konkurrenz lassen sich die durchwegs guten Platzierungen aus Bayern jedoch nur zu einem verschwindend kleinen Teil begründen. Gerade der Fall des Dimitri Antonov zeigt vielmehr auf, warum es wirklich geht: um die gezielte Sichtung und kluge Förderung eines Ausnahmetalents.

Der 14-Jährige schaffte 2010 zwei neue bayerische Schülerrekorde über 80 Meter Hürden (10,88 Sekunden) und im Blockwettkampf Sprint/Sprung (2972 Punkte). Damit rangiert er auch auf DLV-Ebene ganz weit vorne: In seiner angestammten Alterklasse M 14 jeweils auf Position drei (Kurzhürden M 15: Platz 13; Block M 15: Platz 14). Seine Weitsprungleistung von 6,44 Meter ist in Deutschland in diesem Jahr sogar unübertroffen. In der höheren Schülerklasse rangiert Antonov damit auf Rang acht vor Julian Hoffmann (ATS Kulmbach), der 6,43 Meter weit sprang. Fehlt noch der exzellente 100-Meter-Lauf mit einer Zeit von 11,38 Sekunden, der für den jungen Kissinger mit russischen Wurzeln Rang zwei in der M 14-Bestenliste brachte (M 15: Elfter).

Laurin Walter: Nach Knöchelbruch zur Nummer eins

Der zweite Ranglisten-Erste heißt Laurin Walter (LG Stadtwerke München), kommt aus der Landeshauptstadt und hat einen mehr als bemerkenswerten Saisonverlauf hinter sich. Im Winter ließ der Schüler des Münchner Isar-Gymnasiums bereits mit sehr guten Ergebnissen in der Halle aufhorchen, bevor er sich im Februar den Knöchel brach. Eigentlich eine absolute Katastrophe für jeden Leistungssportler, egal ob jung oder alt. Bei Laurin Walter kam jedoch zum Pech noch das Glück in Form eines sehr guten Heilprozesses hinzu. Bei den Bayerischen Meisterschaften in München Ende Juli gewann er bereits wieder über 1000 Meter, zwei Wochen später konnte er sich sogar auf 2:40,94 Minuten steigern, eine Marke, die letztlich in diesem Jahr in Deutschland unübertroffen blieb. Auf Rang elf taucht mit Eric Zimmermann ein weiteres Lauftalent der LG Stadtwerke München auf (2:49,66 Minuten).

Ebenfalls ganz weit nach vorne schieben konnte sich in der Klasse M 14 Ruben Mayer (LAZ Inn) im Stabhochsprung. Mit seinen erst Mitte Oktober erzielten 3,90 Meter schaffte er exakt die gleiche Höhe wie Ranglistenführer Tim Jaeger (TSV Bayer Leverkusen) und landete damit bei den M 15ern immerhin noch auf dem 13. Platz. Ein vitales Lebenszeichen kommt aus der Wurf-Kaderschmiede des LAZ Kreis Würzburg. Dort verfügt BLV-Disziplintrainer Hans-Peter Werner in Philipp Hellwich (Dritter mit 52,48 Meter bei der M 14, Elfter bei der M 15) wieder über einen Rohdiamanten im Umgang mit der runden Scheibe. Aber auch der sechste Rang von Lukas Koller (TSV Wasserburg) mit 47,78 Meter nährt die Hoffnung, dass es mit dieser Disziplin in Bayern möglicherweise wieder aufwärts gehen kann. Hellwich setzte sich auch im Kugelstoßen mit 15,02 Meter unter den Top Ten der M 14 fest (Siebter).

Der vierte Gesamtrang von Stefan Krumm (TSV Marktoberdorf) im Hochsprung der M 14 (1,83 Meter) sowie die Plätze neun für Tobias Gußner (LG Landkreis Roth; 1,80 Meter) und zehn für Tobias Scheunemann (TSV Plattling; ebenfalls 1,80 Meter) geben Anlass zum Optimismus. Einen unerwarteten vierten Platz gab es im 3000 Meter Bahngehen für Bastian Gramlich (LG Stadtwerke München) in 18:56,29 Minuten (Rang sieben bei der M 15) – ein Resultat der Gehinitiative des Bayerischen Leichtathletik-Verbandes (BLV). Bei den Langstrecklern wurden über 1000 Meter Eric Zimmermann (LG Stadtwerke München; 2:49,66 Minuten) Elfter und Patrik Plikat (TSV 1860 München; 2:49,82 Minuten) Zwölfter sowie über 3000 Meter Patrick Karl (TV Ochsenfurt; 9:50,92 Minuten) Neunter. Hammerwerfer Niklas Brönneke (ATS Kulmbach) schleuderte das Gerät als Elfter der M 14-Rangliste 41,33 Meter weit.

Bei den Mehrkämpfern der jüngeren Schülerklasse konnte Philipp Hellwich  – natürlich – im Block Wurf mit 2942 Zählern auf Position fünf schieben (Elfter: Sebastian Pfahler; LG Landkreis Roth; 2832), Ruben Mayer wurde im Achtkampf Sechster mit 4502 Punkten. Während Sven Holländer (LG Sempt) mit 4339 Zählern ebenfalls im Achtkampf auf Platz elf rangiert, langte es für in im Block Lauf mit 2588 Zähler sogar zu einer Platzierung unter den besten Zehn (Achter).

Wasserburger Simon Bayer klopft an die 60-Meter-Türe

Das Highlight in der Klasse der älteren Schüler M 15 lieferte 2010 ohne Zweifel ein anderer Diskuswerfer ab. Während Philipp Hellwich im hohen Norden Bayerns lebt, stammt Simon Bayer (TSV Wasserburg) aus den südlicheren Inn-Regionen. Sein Gewaltwurf von 58,06 Meter beim Schüler-Vergleichskampf in Oberderdingen am 18. September überraschte nicht nur die Beobachter, sondern hievte Bayer auch noch auf den zweiten Rang der deutschen Jahresbestenliste. Im Kugelstoßen landete er mit 16,47 Meter auf Platz zehn, während ihn sein Block-Wurf-Resultat von 3105 Zählern immerhin noch auf Position vier brachte. Die weißblaue Tradition der starken Hammerwerfer hält der 15-jährige Robert Dasch (TuS Alztal Garching) als Dritter der DLV-Rangliste mit feinen 54,25 Meter hoch. Im Speerwurf wurde sich Tobias Grischick (LG Festina Rupertiwinkel) mit 56,12 Meter Siebter (Elfter: Joshua Edelmann; TSV Dinkelsbühl; 53,81 Meter).

Gleich zwei Bayern finden sich mit Julian Hoffmann (ATS Kulmbach; Fünfter mit 12,70 Meter) und Alexander Savitzki (TSV Bad Kissingen; Siebter mit 12,60 Meter) unter den besten M 15-Dreispringern. Als Hochsprung-Siebter wusste Tobias Potye (FC Aschheim) mit 1,91 Meter ebenso zu überzeugen, wie André Zahl (TS Herzogenaurach) als Zehnter im Stabhochsprung (3,90 Meter). Die 4 x 100-Meter-Staffel der Startgemeinschaft Obermain rangiert mit einer Zeit von 45,68 Meter ganz weit vorne, nämlich auf Platz vier. Den siebten Rang nimmt die Block-Mannschaft der LG Stadtwerke München ein (13 352). Jeweils achte Plätze gibt es für Martin Weinländer (LAC Quelle Fürth) über 1000 Meter (2:40,23 Minuten), die Fürther 3 x 1000 Meter-Staffel (8:45,94 Minuten) sowie Martin Salewski (LG Sempt) im Blockwettkampf Lauf (2751).