Chiara Sistermann // Alexander Kaempf-Tobias Tent (von links) // Elisabeth Hafenrichter // Jonas Hügen-Johannes Trefz (von links) // Mona Mayer // Nele Göhl // Benedikt Müller // Sofie Gröninger // Fabian Olbert-Yannick Wolf-Jonas Högen-Sascha Babel// Julia Barth Alle Fotos: Claus Habermann

13.05.2021 16:59 // Von: Reinhard Köchl

Kaderwettkampf München: Das Frühlingserwachen der bayerischen Leichtathletik

Gewöhnen kann man sich nicht wirklich daran. Aber zumindest die bayerischen Kadersportlerinnen und -Sportler haben seit Anfang November die Hygienemaßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie verinnerlicht. Beim ersten offiziellen Kaderwettkampf im Münchner Dantestadion litt zwar trotz des herrlichen Frühlingswetters ohne Zuschauer wie üblich die Stimmung. In punkto Leistungen zeigen die bayerischen Leichtathletinnen und Leichtathleten jedoch, dass sie heiß auf Wettkampfsport sind. Alle hoffen nun, dass dies im Laufe der nächsten Wochen auch der große Rest der weißblauen Leichtathletik-Familie unter Beweis stellen kann.

Möglich gemacht wurde der Kaderwettkampf vor allem durch den DLV- und BLV-Vizepräsidenten Jochen Schweizer, der mit seinem Zeitnahmeteam des Bezirkes Oberbayern angerückt war, Christian Gadenne, Geschäftsführer der LG Stadtwerke München, und dem stellvertretenden BLV-Geschäftsführer Martin Kallmeyer. Sie alle trotzten den hohen Genehmigungshürden der Stadt München und des Bayerischen Gesundheitsministeriums und stellten den Wettkampf unter schwierigsten Bedingungen und mit erheblicher Mehrarbeit auf die Beine. Herzlichen Dank dafür!

 

Die jungen Sportlerinnen und Sportler entlohnten es bei Kaiserwetter mit zum Teil herausragenden Leistungen. Obwohl vor allem auf den kürzeren Sprintdistanzen laut offiziellen Angaben überwiegend Gegenwind herrschte, waren die Zeiten exzellent. So legten Yannick Wolf und Fabian Olbert (beide LG Stadtwerke München) über 100 Meter mit 10,39 beziehungsweise 10,46 Sekunden eine hohe Latte für die nationale Konkurrenz auf. Jonas Hügen (LAC Quelle Fürth), der dahinter mit 10,63 Sekunden ins Ziel, katapultierte sich über die doppelt so langen 200 Meter mit 21,34 Sekunden vor Johannes Trefz (TSV Gräfelfing; 21,77 Sekunden) auf Anhieb in die deutsche Spitze. Gleiches gibt es von Arne Leppelsack (TSV Gräfelfing) zu vermelden, der zum Saisonauftakt schon einmal starke 47,48 Sekunden anbot. Nicht minder stark waren die 23,83 Sekunden von Marina Schwerzl (LG Kreis Dachau) über 200 und die 53,80 Sekunden von Mona Mayer (LG Telis Finanz Regensburg) über 400 Meter, wobei hier ihre Trainingspartnerin Maike Schachtschneider (LG Telis Finanz Regensburg) mit 54,19 Sekunden so schnell unterwegs war wie fast ein Jahrzehnt nicht mehr.

 

Eine Siebenkämpferin dominierte - fast schon erwartet - den Hürdensprint der Frauen. Isabel Mayer (LG Telis Finanz Regensburg), immerhin Deutsche Mannschaftsmeisterin bei den Vielseitigkeitsathletinnen, schaffte es sowohl in Dortmund bei der Hallen-DM 2021 wie auch im Jahr zuvor in Braunschweig ins Finale der Spezialistinnen. In München blieben die Uhren für sie zum Saisonauftakt schon einmal bei vielversprechenden 13,71 Sekunden stehen.

 

Bei den Nachwuchssprinter ragten vor allem Sascha Babel (LG Forchheim) heraus. Der 18-jährige Mittelfranke brauchte für die 100 Meter 10,92 Sekunden, während über 110 Meter Hürden die Uhren bei 14,87 Sekunden stehenblieben. Mit bärenstarken Zeiten über 3000 Meter ließen Tobias Tent und Alexander Kaempf (beide LG Stadtwerke München) in einem vereinsinternen Duell aufhorchen. In einem hauchdünnen Rennen behielt Tent in 9:17,88 Minuten vor Kaempf (9:18,15 Minuten) die Oberhand. Herausragende Zeiten erzielten die 800-Meter-Läuferinnen. Angeführt von der bislang noch amtierenden Deutschen U 20-Hallenmeisterin Nele Göhl (LG Eckental; 2:11,39 Minuten) steigerten sich Karin Dobiasch (LG Würm Athletik; 2:13,59 Minuten) und Mehrkämpferin Denise Jaeschke (LG Stadtwerke München; 2:14,25 Minuten) beträchtlich. Extrem stark waren auch die 10:09,18 Minuten von der 14-jährigen Julia Barth (LG Bamberg) über 3000 Meter. Eine andere Mehrkämpferin zeigte sowohl im Weitsprung (5,71 Meter) wie auch im Kugelstoßen (14,06 Meter, knapp vor Julika Bonewit; LG Stadtwerke München; 14,01 Meter: Sofie Gröninger (LG Sempt), heuer neu in der U 18.

 

Merlin Hummel schafft in München noch keine 80 Meter

 

Würde der Nebenplatz des Dantestadions für den ersten 80-Meter-Hammerwurf der Platzgeschichte ausreichen? Diese Fragen wurde im Vorfeld des Kaderwettkampfes heiß diskutiert. Einen knapp übergetretenen Versuch setzte Merlin Hummel (UAC Kulmbach) dann auch in die Nähe der magischen Marke. Das für den dominierenden U 20-Werfer Deutschlands letztlich sehr gute 75,90 Meter zu Buche standen, schnürt nur die Vorfreude auf die kommenden Wettkämpfe. Auch dahinter konnten sich die Hammerwerfer gut in Szene setzen. Linus Liebenwald (UAC Kulmbach) verbesserte sich in der U 18 auf starke 63,77 Meter, während Nancy Randig (SWC Regensburg) bei den Frauen zum ersten Mal die 60-Meter-Marke hinter sich ließ (60,81 Meter).

 

Speerwerfer Linus Limmer (LG Stadtwerke München) bestätigte mit 65,44 Meter seinen Hausrekord von Offenburg 14 Tage zuvor. Elisabet Hafenrichter (LG Stadtwerke München) schob sich mit dem 600-Gramm-Speer und 51,45 Meter wieder an ihren zwei Jahre alten Hausrekord heran, während mit den U 18-Jugendlichen Laura Val (LG Augsburg; 44,80 Meter), Benedikt Müller (TV 1861 Amberg; 60,81 Meter) und Max Hübner (UAC Kulmbach; 60,41 Meter) weitere Talente in Lauerstellung warten.

 

Im Diskuswerfen kamen Alexander Schaller (LG Stadtwerke München; U 20; 53,44 Meter), Jakob Nützel (LG Neumarkt-Freystadt; U 20; 51,39 Meter) und der erst 15-jährige Tobias Stiasny (SpVgg Auerbach/Streitheim; 50,20 Meter) über 50 Meter. Stiasny war auch mit der Kugel eine Bank (13,52 Meter), ebenso wie der Deutschen Hallenmeister in der U 20 aus dem Jahr 2020, Joel Akue (LG Stadtwerke München; 18,14 Meter).

 

Yannick Wolf mit beachtlichem Weitsprung

 

Dass er eigentlich Weitspringer ist, bewies Yanick Wolf mit seiner Weite von 7,23 Meter, mit der er beim "Heimspiel" - allerdings bei starkem Gegenwind - sogar den Deutschen Überraschungsvizemeister aus der Halle, Simon Batz (LG Landkreis Kelheim; 7,03 Meter) auf Platz zwei verweisen konnte. Auch Dreispringer Gabriel Wiertz (TuS Pfarrkirchen) ist schon gut in Form. Im Dantestadion wurde sein weitester Sprung mit 15,04 Meter notiert.

 

Weitere bemerkenswerte Ergebnisse beim Nachwuchs gab es von den beiden erst 14-jährigen Hochspringerinnen Ella Obeta (LG Eckental) und Lina Marie Burghardt (MTV 1881 Ingolstadt), die beide über 1,71 Meter floppten, von den Stabhochspringerinnen Chiara Sistermann und Lilly Samaski (beide TSV Gräfelfing; je 3,70 Meter) und an der Spitze bei den ganz Jungen durch Jakob Kemminer (TSV Ochenbruck; M 14), der 6,62 Meter weit sprang und in 11,36 Meter die 100 Meter zurücklegte.