Eine der besten U 23-Leistungen in Hösbach brachte Hanna Bruckmayer // Dreifach-Meister wurde Henrik Gühlen (links) // Comeback: Nina Bauch (Mitte). Links daneben 200-Meter-Meisterin Sofie Nixdorf // Elisabeth Hafenrichter // Niklas Lentzkow (Mitte) // Laura Kurzbuch // René Zapel // Julia Hoff // Jonathan Scheffel. Fotos: Theo Kiefner, Claus Habermann

30.08.2021 17:40 // Von: Reinhard Köchl

BM U 23 Hösbach: Quo vadis Bayerische Juniorenmeisterschaften?

Das Ergebnis war mehr als ernüchternd: Ganze 51 U 23-Sportlerinnen und Sportler beteiligten sich an den diesjährigen Bayerischen Meisterschaften ihrer Altersklasse. Dazu kamen noch mal 26 Leichtathletinnen und Leichtathleten aus der U 20. Macht insgesamt 77, die im unterfränkischen Hösbach zum Kampf um Gold, Silber und Bronze bei den Landestitelkämpfen ihrer Altersklasse antraten. Im Gegensatz zum relativ gleichbleibend starken U 16-Jahrgang, der vielleicht ein wenig der bayerischen Urlaubszeit Tribut zollen musste, aber sonst weitgehend "echte" Meisterschaftsatmosphäre vermittelte, stellten die U 23er selbst mit dem schwächsten Meldeergebnis seit Jahren die Berechtigung ihrer Titelkämpfe selbst in Zweifel.

An den rührigen örtlichen Ausrichtern der LG Landkreis Aschaffenburg, die sich (ohne die zeitintensive Vorbereitung) zwei Tage bemühten, den angereisten Sportlerinnen und Sportlern bestmögliche Bedingungen zu bieten, kann es ebenso wenig gelegen haben, wie am unfreundlich kalten, vor allem am zweiten Tag regnerischen Wetter, das die Wettkämpfe begleitete. Vielleicht war es schon eher der Termin, der als Konsequenz der Corona-Maßnahmen von ursprünglich Ende Juli auf Ende August verschoben werden musste. Dass sich die allermeisten der leistungsstarken U 23-Athletinnen und -Athleten zu diesem Zeitpunkt längst in der zwingend notwendigen Saisonpause befinden, war dabei die wahrscheinlich unvermeidliche Konsequenz. So hatte zum Beispiel bis auf ganze vier Ausnahmen (Hammerwerferin Nancy Randig, Speerwerferin Elisabeth Hafenrichter, Hindernisläuferin Lisa Schuster, diesmal über 3000 Meter, und Langstrecklerin Hanna Bruckmayer) kein einziger Teilnehmer der Deutschen U 23-Meisterschaften Ende Juni in Koblenz für Hösbach gemeldet - ganz zu schweigen von den bayerischen Starterinnen und Startern an der U 23-EM in Tallinn.

 

Auf diese Weise manifestierten die Meisterschaften in Unterfranken an der Grenze zu Hessen - wenn auch unfreiwillig - die seit vielen Jahren unbefriedigende Situation in der U 23: Da die Förderung der leistungsstarken Athletinnen und Athleten für den Bayerischen Leichtathletik-Verband (BLV) gemäß des staatlichen Auftrags mit dem Ende der U 20 endet, hängen die "jungen Erwachsenen" von da an quasi in der Luft. Die Besten münden in den DLV-Kader, für den Rest bleibt der Verein. Hinzu kommt meist der Abschluss von Schule, der Wechsel ins Studium oder in den Beruf, verbunden mit einem neuen Wohnort und einem anderen täglichen Plan, der außer bei den "Tops" nicht mehr den alten Platz für das Training bietet. Vielleicht wäre die gerade in der Corona-Pandemie diskutierte Schaffung eines U 23-Landeskaders eine Möglichkeit, um dieser Entwicklung zu begegnen, wobei die finanzielle Unterstützung derzeit noch völlig ungeklärt ist.

 

Natürlich waren die allermeisten Leistungen der U 23 in Hösbach kaum mit denen aus den vergangenen Jahren zu vergleichen. Dies lag jedoch nicht an den anwesenden Sportlerinnen und Sportlern, die trotz des Regens versuchten, sich von ihrer besten Seite zu präsentieren. Dennoch musste der BLV zerknirscht zur Kenntnis nehmen, dass für die Disziplinen Kugelstoß, Diskuswerfen und Dreisprung kein einziger (!) männlicher Teilnehmern gemeldet hatte. Bei den jungen Damen konnte zumindest in jeder Disziplin eine Bayerische U 23-Meisterin gekürt werden, wenn es auch mitunter nur darum ging, dass die Starterinnen die Farbe des Edelmetalls unter sich ausmachten.

 

Die besten Leistungen kamen wie erwartet von den bereits genannten Athletinnen. So gewann Nancy Randig (SWC Regensburg) mit 56,85 Meter das Hammerwerfen, während sich Elisabeth Hafenrichter (LG Stadtwerke München) als erklärte Favoritin mit 43,88 Meter bei Speerwurf unfreundlichen Bedingungen die erwartete Goldmedaille abholte. Vevi Lory (SC Bad Kohlgrub) kratzte mit 39,75 Meter im Diskuswerfen an der 40-Meter-Marke, während Katharina Vogl (LG Ausgburg) mit nur einem gültigen Versuch von 5,65 Meter den Weitsprung dominierte. Im Stabhochsprung kam Laura Kurzbuch (TSV 1880 Wasserburg) trotz Dauerregens auf 3,05 Meter, während Hanna Bruckmayer (TSV Altötting) über 3000 Meter eine Galashow ablieferte und in einem gemischten Meisterschaftsrennen in starken 9:25,82 Minuten sogar noch weit vor den besten männlichen Läufern ins Ziel kam. Zweifache Titelträger über 800 (2:17,06 Minuten) und 1500 Meter (4:38,20 Minuten) wurde bei ihrem "Heimspiel" Julia Hoff (LG Landkreis Aschaffenburg), während die Sprinttitel über 200 Meter an Sofie Nixdorf (MTV 1881 Ingolstadt; 25,78 Sekunden) und über 100 Meter an Nina Bauch (LG Augsburg; 12,25 Sekunden) gingen.

 

Hendrik Gühlen holt das Sprint-Double und Weitsprung-Gold

 

Einen Sprint-Doppelsieger gab es bei der männlichen U 23 in Gestalt von Hendrik Gühlen (LG Erlangen). Über 100 Meter setzte sich der 22-Jährige knapp mit 11,13 Sekunden gegen den jugendlichen Daniel Schwab (TSV 1880 Wasserburg; 11,17 Sekunden) durch, über 200 Meter gewann er in 22,34 Sekunden gegen Alessandro Rastelli (LG Stadtwerke München; 22,54 Sekunden). Weil er sein drittes Gold schließlich noch im Weitsprung mit 6,46 Meter holte, mauserte er sich zum erfolgreichsten U 23-Athleten der Hösbacher Titelkämpfe. Die 400 Meter gingen an René Zapel (LG Telis Finanz Regensburg) in 49,65 Sekunden, während der lange verletzte Jakob Stade (Kissinger SC) mit seinem 800-Meter-Sieg (1:57,16 Minuten) gegen Matthias Hofmann (LAZ Kreis Würzburg; 1:57,92 Minuten) wieder einen Schritt näher ans aktive Wettkampfgeschehen rückte. Über 1500 Meter setzte sich Niklas Lentzkow (LG Landkreis Aschaffenburg) in 4:07,77 Minuten durch.

 

Im Stabhochsprung überwand Leonhard Wegener (LG Landkreis Aschaffenburg) als Einziger die vier Meter (4,05 Meter), der U 20-Jugendliche Kilian Drisaga (TSV 1880 Wasserburg) schleuderte den 7,25-Kilo-Hammer auf gute 53,96 Meter und Jonathan Scheffel (SWC Regensburg) schnappte sich Speerwurf-Gold mit 54,80 Meter.

 

Über die Bayerischen U 16-Meisterschaften erfolgt ein eigener Bericht