David Kantzog // Alexandra Scharf // Tobias Stiasny // Franziska Drexler // Jakob Kemminer // Lana Pavic // Andreas Gröninger // Konstanze Irlinger // Amelie Brandl (Zweite von rechts) // Laura Jungnickl. Alle Fotos: Claus Habermann, Theo Kiefner

01.09.2021 15:41 // Von: Reinhard Köchl

BM U 16 Hösbach: Bayerns Trümpfe bringen sich für Hannover in Stellung

Bayerns U 16-Jugend steht eine Woche vor den Deutschen Meisterschaften ihrer Altersklasse in Hannover gut im Saft. Im Vergleich zum eher traurigen Meldeergebnis der parallel stattfindenden U 23-Titelkämpfe traten die Sportlerinnen und Sportler der Altersklasse U 16 bei den Bayerischen Meisterschaften im unterfränkischen Hösbach trotz urlaubsbedingter Einschränkungen zu insgesamt 209 Starts an. Auch einige absolute Topleistungen waren dabei, wie etwa die des aktuell schnellsten U 16-Sprinters Deutschlands, David Kantzog (LAC Passau), des Diskuswerfers Tobias Stiasny (LG Auerbach-Streitheim), der 3000-Meter-Läuferin Franziska Drexler (LAC Passau), des Weitspringers Fabius Schmidt (LG Bamberg) oder von Mehrkrämpferin und Weitspringerin Alexandra Scharf (LA Team Alzenau). Auch in der AK 14 gibt es einige herausragende Talente. Auf ihre nationale Feuertaufe müssen sie aber noch ein Jahr warten.

M 15

 

Selbst nasskalte Bedingungen um die zwölf Grad und anhaltender Nieselregen brachte David Kantzog nicht aus der Ruhe. Der 15-jährige Niederbayer, der mit 10,93 Sekunden als einziger Athlet in Deutschland bislang unter elf Sekunden blieb, absolvierte seine Sprints in Hösbach mit der Routine eines alten Hasen. 11,14 Sekunden bei leichtem Gegenwind im Vorlauf und 11,12 Sekunden im Finale ließen keinen Zweifel darüber aufkommen, wer am kommenden Wochenende bei der U 16-DM in Hannover als Favorit in den Startblock geht. Auf Platz zwei landete Raphael Stewart (TuS 1860 Pfarrkirchen; 11,84 Sekunden, Dritter wurde Danny Stockhausen (LG Landkreis Roth; 11,99 Sekunden). Ebenfalls schnell unterwegs waren über 80 Meter Hürden die drei Besten Maximilian Schreiber (LG Sempt; 11,02 Sekunden), Henrick Hoffmann (LG Forchheim; 11,15 Sekunden) und Jannik Straub (LAG Mittlere Isar; 11,16 Sekunden).

 

Ebenfalls zu den Gejagten wird in Hannover Weitspringer Fabius Schmidt zählen. Seine deutsche Jahresbestleistung von 6,67 Meter konnte er in Hösbach nicht ganz erreichen, zum Sieg reichten diesmal 6,44 Meter. Henrick Hoffmann ergatterte sich hier Silber mit 6,11 Meter, während Bronze an Leonard Gawron (SV Lohhof; 6,10 Meter) ging, der sich tags zuvor bereits den Dreisprung-Titel mit 12,78 Meter vor Leonardo Seefelder (LG Stadtwerke München; 11,17 Meter) und Justus Lindemann (TSV Untermaiselstein; 10,66 Meter) sichern konnte. Auch über 3000 Meter rechnet sich der neue Bayerische Meister David Scheller (TG 48 Würzburg) bei der DM Chancen aus. Diesmal galt es lediglich, seine Goldmedaille in 9:44,54 Minuten gegenüber Lennart Rösler (VfL Sportfreunde Bad Neustadt; 9:47,50 Minuten) und Jonas Storch (LG Passau; 9:59,58 Minuten) abzusichern. Zu einem Doppelsieg über 300 und 800 Meter kam Samuel Stadtmüller (LG Landkreis Aschaffenburg) bei seinem "Heimspiel". Über die Langsprintdistanz hatte er knapp in 37,94 Sekunden gegenüber Valentin Stelzer (TuS 1860 Pfarrkichen; 38,15 Sekunden) und Vinzenz Riendl (LG Telis Finanz Regensburg; 38,92 Sekunden) die Nase vorne. Über 800 Meter profitierte er von der Disqualifikation von Jean-Pierre Araba (LAG Mittlere Isar), der sich obendrein auch noch beim Zielsprung eine schmerzhafte Schulterverletzung zuzog. Eine Medaille gab es für Araba dann aber noch im Hochsprung, wo er höhengleich hinter Titelträger Justus Höhe (SWC Regensburg) und dem Zweiten Henrick Hoffmann mit 1,74 Meter Rang drei belegte.

 

Bayerns Trumpfkarte im Diskuswerfen der M 15 heißt Tobias Stiasny. In Hösbach dominierte er das Feld mit 52,71 Metern klar und um über elf Meter (!) vor dem Zweiten Bernhard Ganslmeier (TSV 1880 Wasserburg; 41,65 Meter) und 15 Meter vor dem Dritten Jonas Waas (TSV Plattling; 37,22 Meter), der wiederrum im Speerwerfen Gold mit 46,31 Meter vor Maximilian Schreiber (44,91 Meter) und Danny Stockhausen (44,67 Meter) holt. Bernard Ganslmeier seinerseits schnappte sich den  Hammerwurf-Titel mit 43,68 Meter und ließ dabei Stiasny (37,78 Meter) und seinen Vereinskameraden Jakob Obermaier (TSV 1880 Wasserburg; 36,79 Meter) hinter sich. Den kompletten Medaillensatz gab es für Tobias Stiasny dann noch im Kugelstoßen, wo er mit 12,75 Meter Bronze holte. Besser waren der neue Bayerische Meister Maximilian Gräfensteiner (TV Büchenbach), der 13,92 Meter stieß, und - ein paar  Zentimeter dahinter - Luk Jantschke (LAZ Kreis Würzburg) mit 13,80 Meter.

 

W 15

 

Eine Mehrkämpferin halt! Eine äußerst talentierte noch dazu. So lässt sich in etwa die Erfolgswelle charakterisieren, auf der Alexandra Scharf (LA Team Alzenau) am Wochenende durch das Hösbacher Stadion surfte. Drei Starts und drei Titel standen am Ende als Bilanz für die 15-Jährige, und sie unterstrichen am Ende ihre enorme Vielseitigkeit, weil sie aus den Disziplingruppen Sprint, Sprung und Wurf stammten. Über 80 Meter Hürden war Scharf in 11,68 Sekunden vor Lea Mehringer (LG Oberland; 11,82 Sekunden) und Leonie Schinko (TSV Dinkelsbühl;  11,95 Sekunden - ebenfalls eine Mehrkämpferin) ebenso souverän unterwegs, wie im Weitsprung, wo sie in Hannover zu den Medaillenkandidatinnen zählt. In Hösbach langte Scharf bei widrigen Bedingungen 5,42 Meter zum Sieg vor Sophie Loibl (LAC Passau; 4,92 Meter) und Lina-Marie Burghardt (MTV 1881 Ingolstadt; 4,91 Meter). Im Kugelstoßen konnte die Alzenauerin schließlich mit 11,25 Meter ihr drittes Gold vor Lena Weinzierl (TSV Durach; 10,72 Meter) und Laura Jungnickel (LG Fichtelgebirge; 10,70 Meter) einheimsen. Für Letztere gab es noch Gold im Diskuswerfen mit 34,17 Meter vor Sophie Barth (TSV Unterhaching; 27,11 Meter), die später kurioserweise noch Bayerische Meisterin im 100-Meter-Sprint in 13,02 Sekunden wurde, vor Eva Schlaffer (LG Region Landshut; 13,19 Sekunden) und Lara Wagner (DJK Ingolstadt; 13,34 Sekunden). Einsam und allein absolvierte Amelie Jörg (TV Hindelang) ihren Hammerwurfwettkampf (42,78 Meter), während Ronja Melzner (SC Eschenbach) im Speerwerfen mit ihrer Siegerweite von 46,49 Meter ein starkes Ausrufezeichen in Richtung Hannover setzte. Die Zweite Eva Schlaffer (38,86 Meter) offenbarte ebenfalls Mehrkampftalent, Bronze schnappte sich ihre Vereinskameradin Luisa Englisch (LG Region Landshut; 35,17 Meter).

 

Möglicherweise erleben die Zuschauer bei den Deutschen U 16-Meisterschaften in Hannover am Wochenende ein rein bayerisches Finale über 1500 Meter bei der W 15. Mitten drin: Franziska Drexler (LAC Passau). Die junge Niederbayerin lieferte bereits eine Woche zuvor im Unterfränkischen einen Beweis ihres großen Talents. Über 2000 Meter brachte sie mit ihrer Siegerzeit von starken 6:25,30 Minuten mehr als eine halbe Minute zwischen sich und die Zweitplatzierte Hannah Schreiber (LAG Mittlere Isar; 6: 56,27 Minuten) sowie die Dritte Elina Dressl (LAC Passau; 6:57,66 Minuten). Einen Doppelsieg über 300 und 800 Meter feiern konnte Amelie Brandl (TSV Zirndorf). Über die kürzere Sprintstrecke kam sie auf 41,94 Sekunden vor Lara Wagner (43,59 Sekunden) und Sarah Schieder (DJK Weiden; 44,08 Sekunden). Fast ähnlich schnell unterwegs war Brandl über 800 Meter, wo ihr 2:18,13 Meter zu Gold reichten. Silber ging an Anna Christen (LG Augsburg; 2:20,53 Minuten), Bronze bekam Theresa Andersch (LG Bamberg; 2:2073 Minuten) in  die Hand gedrückt. Über 300 Meter ging der Titel an Caroline Pöppl (SWC Regensburg; 46,23 Sekunden) vor Elisabeth Hackl (LG Wolfstein; 48,49 Sekunden) und Sara Decrusch (LG Oberland; 50,60 Sekunden).

 

Die Bayerische Meisterin im Stabhochsprung der W 15 hieß Isabel Ammon (TV Leutershausen). Sie übersprang 2,85 Meter. Ebenfalls gute Chancen auf eine vordere Platzierung bei der DM in Hannover besitzen zwei bayerische Hochspringerin, die beide in diesem Jahr schon 1,71 Meter übersprungen haben. In Hösbach gelangen Ella Obeta (LG Eckental) diesmal 1,68 Meter. Damit lag sie vor ihrer Dauerkonkurrentin Lina-Marie Burghardt (1,65 Meter) und Ronja Melzner (1,59 Meter).

 

M 14

 

Er gehörte in Hösbach zweifelsohne zu den prägnantesten Erscheinungen in der jüngeren U 16-Klasse: Jakob Kemminer (TSV Ochenbruck) hatte bereits bei den Bayerischen U 16-Mehrkampfmeisterschaften in Ingolstadt mit 3003 Punkten einen neuen bayerischen Rekord im Block Sprint/Sprung aufgestellt. Nun folgte die Kür des jungen Mannes, der - ebenfalls ganz auf Mehrkampfspuren - drei Mal antrat und drei Mal mit beeindruckenden Leistungen Gold gewann. Alleine seine 100-Meter-Siegeszeit von 11,47 Sekunden hätte ihn auch in der M  15 zumindest auf Platz zwei katapultiert. Marc Weidenbach (LG Würm Athletik) kam als Zweiter in 11,81 Sekunden immerhin noch unter die Zwölf-Sekunden-Marke. Kemminers zweiter Streich erfolgte dann im Weitsprung, wo er mit 6,55 Meter trotz der schwierigen Bedingungen ein absolute Topweite hinlegte. Im Speerwerfen schließlich war es schon etwas knapper. Mit 42,64 Metern konnte er sich hauchdünn gegenüber Loki Hachani (SWC Regensburg; 42,49 Meter) und Andreas Gröninger (LG Sempt; 40,18 Meter) durchsetzen. Erwähnenswert wäre noch, dass Jakob Kemminer seine drei Titel alle innerhalb weniger Stunden am zweiten, wettertechnisch wesentlich schlechteren Tag unter Dach und Fach brachte!

 

Besagter Speer-Bronze-Gewinner Andreas Gröninger konnte sich freilich auch über zwei bayerische Titel freuen. Im Diskuswerfen lieferte er sich ein packendes Duell mit Julian Burghardt (MTV 1881 Ingolstadt), das er mit 45,66 zu 45,07 Meter für sich entscheiden konnte, wobei Loki Hachani als Dritter ebenfalls noch über 40 Meter kam (40,42 Meter). Dieselben Namen standen schließlich auch im Kugelstoßen auf dem Podest, nur in leicht veränderter Reihenfolge: Gröniger gewann mit 13,28 Meter  vor Hachani (12,98 Meter) und Burghardt (12,26 Meter). Ein Klasse für sich war im Hochsprung der M 14 auch Keon Schmidt-Gothan (LG Stadtwerke München), der über starke 1,74 Meter floppte.

 

Lokalmatador Malte Hofmann (LG Landkreis Aschaffenburg) gewann die 800 Meter in 2:04,49 Minuten, Oliver Will (TSV Ismaning) schnappte sich den 3000-Meter-Titel (9:47,92 Minuten), Benedikt Maurer (SV Germering) sprintete zu Gold über 80 Meter Hürden in 11,87 Sekunden, Michael Schwarz (TSV 1880 Wasserburg) wurde Meister im Stabhochsprung mit 3,35 Meter und Matti Hummel (UAC Kulmbach), der jüngere Bruder von Merlin Hummel, holte sich beinahe schon standesgemäß die Meisterschaft im Hammerwerfen (41,05 Meter).

 

W 14

 

Dass die Vielseitigkeit in diesem Alter eine große Rolle spielt, beweisen immer wieder diejenigen, die es ganz nach vorne bringen. Auch bei der W 14 gab es eine Doppel-Titelträgerin, die sowohl im Weitsprung wie auch im Speerwerfen ganz oben stand: Konstanze Irlinger (TSV Jetzendorf) übertraf als Einzige die fünf Meter (5,05 Meter) und katapultierte den Speer konkurrenzlos über die 40-Meter-Marke (40,94 Meter). Ein Sprinttalent steht mit 100-Meter-Siegerin Lana Pavic (LAG Mittlere Isar) in den Startlöchern. In Hösbach kam sie als neue Bayerische Meisterin auf 12,93 Meter. Ebenfalls vor einer aussichtsreichen Zukunft über die Mittelstrecke steht Liah-Soline Gerich (TSV 1862 Neuburg). Nach ihrem Süddeutschen 800-Meter-Titel von Frankfurt bestimmte sie auch die beiden Stadionrunden bei den bayerischen Titelkämpfen und gewann souverän in 2:17,59 Minuten. Die 80 Meter Hürden entschied Lea Kreuzer (DJK Weiden) in 12,46 Sekunden für sich, über 2000 Meter bot Änne Rothe (LAC Passau) bei ihrem Sieg in 6:45,59 Minuten eine absolut routinierte Vorstellung.

 

Die neue Titelträgerin im Stabhochsprung der W 14 heißt Julia Pauker (TSV 1880 Wasserburg; 2,80 Meter), im Hochsprung gewann Emily Harrer (VfL Buchloe) mit 1,57 Meter, Hannah Murr (SWC Regensburg) sicherte sich Kugelstoß-Gold mit 11,95 Meter, und Anja Kehrle (DJK Memmingen) mit 39,05 Meter knapp vor Lili Metschel (LG Stadtwerke München; 38,90 Meter) und Ricarda Baum (TB Jahn Wiesau; 37,08 Meter) die Hammerweurf-Meisterschaft, während Mia Güthlein (LG Bamberg) im Diskuswerfen mit 31,25 Meter Konstanze Irlinger (28,47 Meter) das dritte Gold verwehrte. Hannah Murr holte hier Bronze (27,11 Meter).