Aleksandar Askovic brachte mit der Erfüllung der Hallen-WM-Norm über 60 Meter die beste Leistung des Wochenendes // Fast synchron: (von links) Tina Benzinger, Marina Scherzl // Vincente Graiani // Christina Hering, Mona Mayer // Benedikt Brem // Deutsche Jahresbestzeit lief die Frauenstaffel der LG Stadtwerke München mit (von links) Svenja Pfetsch, Marina Scherzl, Sabrina Hafner, Tina Benzinger // Jonas Hügen /links) // Benedikt von Hardenberg // Maria Kerres // Gabriel Wiertz. Alle Fotos: Theo Kiefner

30.01.2022 21:06 // Von: Reinhard Köchl

Bayerische Hallen-MS München 1: Aleksandar Askovic brilliert mit Hallen-WM-Norm

Nach einer Corona bedingten einjährigen Zwangspause war die Münchner Werner-von-Linde-Halle wieder Schauplatz der Bayerischern Hallenmeisterschaften - wie 2020 in einer komprimierten Form mit allen Altersklassen und unter strengen Hygieneauflagen, 2GPlus und Maskenpflicht außerhalb der sportlichen Betätigung, was aber niemanden mehr störte. Das Highlight setzten an diesem Wochenende eindeutig die Sprinter. Im Zwischenlauf über 60 Meter explodierte Aleksandar Askovic (LG Stadtwerke München), indem er mit 6,63 Sekunden eine Punktlandung auf der Hallen-WM-Norm in Belgrad (Serbien; 18. bis 20. März) hinlegte.

Vorlauf in 6,75 Sekunden. Zwischenlauf in 6,63 Sekunden. Beim Finale konnte Aleksandar Askovic (LG Stadtwerke München) dann entspannt zusehen. Denn mit seiner neuen Bestleistung über 60 Meter erfüllte der 24-Jährige am Samstag in München auf den Punkt die Norm für die Hallen-WM in Belgrad. Und ist damit neben Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar) der zweite DLV-Athlet, der Ansprüche auf ein Ticket nach Serbien anmelden konnte. Seine fast genau zwei Jahre alte Bestmarke steigerte er damit um zwei Hundertstel. Teamkollege Yannick Wolf (LG Stadtwerke München war im Vorlauf mit 6,77 Sekunden indes nur unwesentlich langsamer. Dann im Zwischenlauf auch Wolf legte mit 6,74 Sekunden noch einen Gang zu. Beide verzichteten allerdings auf den Endlauf, in dem sie wohl einen Doppelsieg eingefahren hätten. Darüber freuen konnte sich Jonas Hügen (LAC Quelle Fürth), der in 6,87 Sekunden Florian Knerlein (LG Stadtwerke München; 6,95 Sekunden) bezwang. Bronze ging an Moritz Hecht (LG Forchheim; 7,02 Sekunden). Gerne wäre Jonas Hügen mit einem Doppel-Titel zurück ins Mittelfränkische gefahren. Doch das zweite Gold vermasselte ihm ein wie entfesselt auftrumpfender Vincente Graiani (LG Stadtwerke München, die die Hallenrunde in absoluter Bestzeit von 21,35 Sekunden heruntertrommelte. Jonas Hügen kam als Zweiter auf 21,80 Sekunden, Dritter wurde Michael Adolf (TSV Gräfelfing; 21,84 Sekunden). Doch dies war nicht die einzige Bravourtat von Graiani. Zwei Stunden zuvor hatte sich der 20-Jährige über 400 Meter auf die neue Hallenbestzeit von 47,90 Sekunden gesteigert und Andreas Kölbl (TSV Penzberg; 49,43 Sekunden) und René Zapel (LG Main-Spessart; 49,67 Sekunden) hinter sich gelassen. Mit beiden Zeiten schob sich Vincente Graiani jeweils auf Rang drei der aktuellen deutschen Hallenbestenliste.

 

Von den Bayerischen Meisterschaften der Jugendlichen und den Bayerischen Winterwurfmeisterschaften gibt es eigene Berichte.

 

Zwei Mal der "Sweep" für die LG Stadtwerke München

 

Im Frauensprint gab's über 60 Meter und über 200 Meter sogar einen Sweep für die LG Stadtwerke München: Marina Scherzl setzte sich zwei Mal (7,44 und 23,95 Sekunden) setzte sich zwei Mal gegen die zwei Jahre jüngeren Tina Benzinger (7,48 und 24,21 Sekunden) und Svenja Pfetsch (7,50 und 24,21 Sekunden) durch, die im zweiten Jahr in der U 23 sprinten, wobei Pfetsch über 200 Meter aufgrund von zwei Tausendstelsekunden Silber vor Benzinger gewann. Gemeinsam mit U 20-Athletin Sabrina Hafner ging's für die Münchner Sprinterinnen später auch noch über 4 x 200 Meter auf die Bahn. In 1:35,61 Minuten setzte sich das Quartett zunächst an die Spitze der deutschen Bestenliste und meldete Medaillenambitionen für die Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig (26./27. Februar) an. 2020 war DM-Gold für 1:35,40 Minuten vergeben worden.

 

Mindestens genauso spannend verlief das hochkarätig besetzte 400-Meter-Rennen der Frauen, wo sich Christina Hering (LG Stadtwerke München) nach ihrem geglückten Saison-Einstieg über 800 Meter am Freitag in Karlsruhe am Sonntag in München mit der U 23-EM-Fünften von Tallinn, Mona Mayer (LG Telis Finanz Regensburg), duellierte. Am Schluss entschied eine Hundertstelsekunde über Gold und Silber. Hering schob sich auf der Zielgeraden immer mehr an die enteilt scheindende Mayer heran und gewann hauchdünn in neuer Bestzeit von 53,86 Sekunden hauchdünn vor der Regensburgerin (53,87 Sekunden) den bayerischen Titel. Dritte wurde mit Maike Schachtschneider (LG Telis Finanz Regensburg; 55,27 Sekunden) eine weitere Regensburgerin.

 

Eine klare Dominatorin gab es im 60 Meter-Hürdensprint der Frauen mit Isabel Mayer (LG Telis Finanz Regensburg). Nur eine Woche, nachdem sich die 28-jährige Ärztin und DM-Fünfte über 100 Meter Hürden in Chemnitz beim Einlauf verletzt hatte, gewann sie den offiziellen Meisterschaftslauf in 8,56 Sekunden vor Katharina Winkler (LG Erlangen; 8,83 Sekunden) und Johanna Büchs (TV DJK Hammelburg; 9,14 Sekunden), um ihre Leistung dann im anschließenden Einlagelauf noch einmal auf 8,51 Sekunden zu steigern. Bei den Männer gab es einen hauchdünnen Überraschungssieg durch Fabian Schäffler (LG Stadtwerke München), der mit 8,65 Sekunden die Nase um eine Hundertstelsekunde von Andreas Kölb (TSV Penzberg; 8,66 Sekunden) hatte. Laurenz Schmidt (SWC Regensburg) gewann Bronze in 8,84 Sekunden. Die 4 x 200-Meter-Staffel bei den Männern wurde eine Beute des TSV Gräfelfing, der in 1:26,95 Minuten vor der LG Erlangen (1:29,23 Minuten) und der Startgemeinschaft Passau-Pfarrkirchen (1:31,38 Minuten) gewann.

 

Benedikt Brem beeindruckt

 

Beeindruckend waren Alleingänge von Benedikt Brem (LG Telis Finanz Regensburg) über 1500 und 3000 Meter, jeweils mit nationalen Spitzenleistungen in 3:53,92 und 8:20,20 Minuten. „Mit entsprechender Konkurrenz wäre es sicher noch um einiges schneller gegangen“, kommentierte der fast zwei Meter große Schlacks seine Gala-Performance. Den Titel über 800 Meter schnappte sich Johannes Eberhard (LAG Mittlere Isar) in 1:57,83 Minuten vor Alexander Bier (LSC Höchstadt/Aisch; 1:59,19 Minuten). Bei den Frauen gelang Maria Kerres (LG Telis Finanz Regensburg) über 3000 Meter in 9:30,55 Minuten eine erneute Steigerung. Damit landete der Telis-Neuzugang vor Theresa Ortenreiter (LG StadtwerkeMünchen), die in 9:45,27 Minuten ebenfalls noch unter der Zehn-Minuten-Matrke blieb. Silber gab es für Ortenreiter auch über 1500 Meter, wo sie knapp im 4:36,16 Minuten Julia Hoff (LG Landkreis Aschaffenburg; 4:35,67 Minuten) den Vortritt lassen musste. Gold über 800 Meter ging an Christina Kratzer (LG Zusam) in 2:15,97 Minuten.

 

Einer guten Tradition folgend, gaben auch die Geher in der Münchner Halle wieder ihre Visitenkarte ab - natürlich einmal mehr mit einer überragenden Vorstellung von Andreas Janker (LG Röthenbach an der Pegnitz), der für die 5000 Meter 23:45,70 Minuten benötigte und fast vier Minuten vor dem 55-jährigen Steffen Meyer (SV Breitenbrunn; 27:20,70 Minuten) ins Ziel kam. Die Frauen-Geh-Konkurrenz über 3000 Meter dominierte Maria Unterholzner (TV Altötting) in 18:26,82 Minuten.

 

Favoritensterben bei den Sprüngen

 

Ein überraschendes Resultat gab es beim Weitsprung der Männer, wo in Abwesenheit von Simon Batz (LG Landkreis Kelheim) nicht etwa die favorisierten Dominik Eckner (LG Forchheim; Zweiter mit 7,05 Meter) oder Sebastian Spinnler (LG Landkreis Aschaffenburg; Dritter mit 7,04 Meter) die Oberhand behielten, sondern der Drei- und Hochsprungspezialist Benedikt von Hardenberg (LG Telis Finanz Regensburg). Seine Siegerweite: 7,22 Meter. Dafür kam Hardenberg im vertrauten Dreisprung "nur" auf Rang drei (14,12 Meter) hinter Spinnler (14,54 Meter) und dem Bayernmeister Gabriel Wiertz (TuS 1860 Pfarrkirchen), der bei 14,70 Meter in der Grube landete. Neuer Hochsprungmeister wurde Manuel Marko (MTV 1881 Ingolstadt) mit 2,01 Meter, während sich um den Stabhoch-Titel ein spannender Dreikampf zwischen Maximilian Kurzbuch (TSV 1880 Wasserburg), Korbinian Suckfüll (TSV Gräfelfing) und Veron Alberto Lafuente (LAC Quelle Fürth) entwickelte. Kurzbuch hatte schließlich bei Höhengleichheit von 4,60 Meter knapp die Nase vor Suckfüll vorne, Lafuente landete mit 4,50 Meter auf Rang drei. Im Kugelstoßen reichten Joel Akue (LG Stadtwerke München) gute 16,62 Meter zu Gold, das er vor Rene Hamberger (LAC Passau; 15,41 Meter) und Alexander Schaller (LG Stadtwerke München; 15,07 Meter) einfahren konnte.

 

Ebenfalls einem Favoritensturz gab es im Weitsprung der Frauen, wo Anna Spatz (SWC Regensburg) der erfahrenen Tina Präger (TSV Zirndorf) mit 5,80 Meter zu 5,75 Meter ein unerwartetes Schnippchen schlug. Stefanie Stemplinger (TV Hauzenberg) gewann Bronze mit 5,52 Meter. Präger ihrerseits hielt sich dafür im Dreisprung schadlos, den sie mit 11,95 Meter vor Stemplinger (11,70 Meter) gewann. Trotz ihrer erst 21 Jahre meldete sich mit Sophie Sachsenhauser (SWC Regensburg) ein gute alte Bekannte als bayerische Stabhochsprungmeisterin mit 3,55 Meter zurück. Auf den Plätzen landeten Eva Mühlhöfer (LAC Quelle Fürth) und Laura Kurzbuch (TSV 1880 Wasserburg; beide 3,30 Meter). Mit Laura Gröll (LG Stadtwerke München) erwischte es gleich die dritte Favoritin im Hochsprung. Nach langer Verletzungspause blieb der Deutschen Hallenmeisterin von 2020 nur Rang zwei mit 1,66 Meter. Der Titel ging an ihre Vereinskameradin Julian Früh (LG Stadtwerke München), die 1,68 Meter überwand.

 

Die alte Hackordnung hielt dagegen im Kugelstoßen der Frauen Sabrina Zeug (LG Oberland) aufrecht. Mit 13,90 Meter legte die Abonnement-Siegerin der vergangenen Jahre erneut jedoch Menge Platz zwischen sich und der Zweiten Simon Schramm (LG Bamberg; 12,75 Meter).