2010 war das Jahr der Fabienne Kohlmann. Inzwischen gilt sie als eines der Gesichter der deutschen Leichtathletik.

Rebekka Eberle (links).

Christiane Danner.

Fabian Fleischmann.

Felix Hentschel.

Veronika Ferg.

Roman Ewald.

Florian Orth.

Christian Rasp.

David Gollnow.

06.12.2010 11:33 // Von: Gerd Raithel

DLV-Bestenliste Junioren 2010: Auf ein fettes folgt ein relativ mageres Jahr

2009 hatten Bayerns Juniorinnen und Junioren den BLV so richtig verwöhnt. Vor allem die Juniorinnen (und hier besonders Susi Lutz und Julia Hiller) waren extrem erfolgreich und dementsprechend in den DLV-Bestenlisten vertreten. Doch auch die Junioren brauchten sich nicht zu verstecken. Insgesamt zwölf Mal beanspruchten die Bayern vor zwölf Monaten die Spitzenpositionen in den deutschen Ranglisten. Dazu kamen zahlreiche zweite und dritte Plätze. Heuer sieht alles freilich ganz anders aus.

Im Vergleich mit dieser außergewöhnlichen Erfolgsbilanz, deren Wiederholung allerdings auch nicht annähernd zu erwarten war, nimmt sich die diesjährige Präsenz der BLV-Athletinnen und  -Athleten der Jahrgänge 1988 und jünger unter den Top Ten der DLV-Bestenlisten mit vier ersten sowie je sechs zweiten und dritten Plätzen ziemlich bescheiden aus. Dennoch verzeichnete man auch diesmal wieder viele erfreuliche Leistungen.

Das Aushängeschild des BLV in diesem Altersbereich waren zweifellos die Mittelstreckenläuferinnen. Der Wunschtraum von Verbandsoberen und Trainern, einmal gleich die drei Besten im ganzen DLV-Bereich in einer Disziplin zu stellen, wurde von den 800-Meter-Läuferinnen wahrgemacht. Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt/Gambach /Lohr) führt mit glänzenden 2:00,72 Minuten (auch bei den Frauen lief in diesem Jahr in Deutschland keine die 800 Meter schneller) vor der noch zur A-Jugend zählenden Corinna Harrer (LG Telis Finanz Regensburg) mit 2:04,28 Minuten und Anne Kesselring (LAC Quelle Fürth), die ihre 2:04,36 Minuten während ihres Studienaufenthalts in den USA erzielte.

Fabienne Kohlmann, Teilnehmerin an den Europameisterschaften 2009 in Barcelona, steht in einer weiteren Disziplin an erster Stelle, und zwar mit deutlichem Vorsprung vor der Zweitbesten - über 400 Meter Hürden mit 55,49 Sekunden; außerdem ist die Zweite im 400-Meter-Lauf flach mit 52,30 Sekunden. Corinna Harrer, die überragende A-Jugendliche dieses Jahres, ist selbst in der höheren Altersklasse dieses Jahres mit ihren Zeiten am öftesten von allen bayerischen Athletinnen genannt: Neben Rang zwei über 800 Meter als Zweite im 10-Kilometer-Straßenlauf (35:03,91 Minuten), als Dritte über 10 000 Meter auf der Bahn (35:03,91 Minuten), als jeweils Fünfte  über 1500 Meter (4:19,10 Minuten) und 5000 Meter (16:47,04 Minuten) sowie als Nummer 16 über 400 Meter (55,23 Sekunden); außerdem war sie Mitglied der auf Rang zehn eingestuften Regensburger 4 x 400-Meter-Staffel. Auch Anne Kesselring ist neben ihrer guten 800-Meter-Zeit ein zweites Mal registriert -  auf dem zweiten Platz über 1500 Meter mit 4:16,25 Minuten.

Hürdenläuferin Jennifer Reinelt auf Rang sieben

Mit Fabienne Kohlmann, Corinna Harrer und Anne Kesselring sind jedoch schon alle bayerischen Juniorinnen genannt, die auf den Rängen eins bis drei erscheinen. Knapp einen solchen Platz verfehlte die deutsche Jugendmeisterin über 400 Meter Hürden, Lisa Hofmann (TSV Bad Kissingen), als Vierte mit beachtlichen 57,74 Sekunden. Auf der gleichen Distanz ohne Hürden nimmt sie mit 55,05 Sekunden Rang 15 ein. Mit einem neuen bayerischen Juniorinnenrekord über 100 Meter Hürden (13,47 Sekunden) belegt Jennifer Reinelt (1. Passau) den siebten Platz. Und im 3000-Meter-Hindernislauf kam Julia Kick (LG Telis Finanz Regensburg) mit 10:32,59 Minuten als gute Vierte in die Bestenliste.

Im Bereich Sprint und Lauf gibt es übrigens nur zwei Disziplinen, in denen der BLV bei den Juniorinnen nicht unter den ersten Zehn vertreten ist, und zwar die 100 Meter und die 3000 Meter. Im 200-Meter-Sprint ist Rebekka Eberle (TV Gunzenhausen) mit 24,07 Sekunden Siebte, die A-Jugendliche Martina Riedl (SV Vöhringen) ist mit 24,19 Sekunden Nummer neun mit einer Hundertstelsekunde Vorsprung vor ihrer Zwillingsschwester Julia Riedl (24,20 Sekunden/ Rang elf).

Christiane Danner unter den Top Ten

Über 1500 Meter lief Christiane Danner mit 4:25,10 Minuten gerade noch unter die Top Ten, in Straßenläufen taten sich zwei andere hervor: Die B-Jugendliche Lisa Staudt (Jahrgang 94/Stadtmarathon Würzburg) als Fünfte im Halbmarathon (1:20:45 Stunden) und Zehnte über 10 Kilometer (36:49 Minuten) sowie Julia Weniger (TG Viktoria Augsburg) als Siebte über 10 Kilometer (36:28 Minuten) und Zehnte im Halbmarathon (1:22:16 Stunden). In den Staffeln reichte es außer dem schon erwähnten zehnten Rang der LG Telis Finanz Regensburg über 4 x 400 Meter zu neunten Plätzen für den 1.FC Passau über 4 x 100 Meter (47,30 Sekunden) und für die LG Team Isartal mit einer reinen Jugendstaffel  über 3 x 800 Meter (6:53,81 Minuten).

Meist als bayerische Einzelkämpferin hat sich Geherin Katrin Eggl (SpVgg Niederaichbach) auch in diesem Jahr sehr gut geschlagen. Sowohl über 5000 Meter auf der Bahn (26:54,30 Minuten) als auch über 10 Kilometer auf der Straße (56:00 Minuten) ist sie jeweils Bestenlisten-Fünfte. Die noch zur Jugend zählende Julia Salger (SV Breitenbrunn) ging auf der Straße über 10 Kilometer in 63:01 Minuten auf den achten Platz. .

Wie der weiblichen Jugend und den Schülerinnen können die bayerischen Juniorinnen in den Bereichen Sprung und Wurf nicht mit ihren Kolleginnen auf der Laufbahn mithalten. Auf einen Rang unter den Top Ten kamen als erfreuliche Ausnahmen lediglich die B-Jugendliche Anne Rieger (Jahrgang 93 - SpVgg Auerbach/Streitheim) als Achte im Hochsprung mit 1,80 Metern und die A-Jugendliche Veronika Ferg (SpVgg Hebertshausen) im Hammerwurf mit 53,51 Metern. Die besten BLV-Vertreterinnen in den übrigen Disziplinen - bis auf eine Ausnahme alle noch in der Jugendklasse startrberechtigt: Stabhochsprung: 16. Amelie Garatva (WJA/LG Telis Finanz Regensburg) und Julia Ott (WJB/TV Gunzenhausen) mit je 3,85 Metern; Dreisprung: 16. Julia Auer (WJA/LAZ Inn) mit12,29 Metern; Kugelstoß: 14. Johanna Höcketstaller (WJA/TSV Wasserburg) mit 14,13 Metern; Diskuswurf: 18. Melanie Dörr (WJA/TSV  Ochenbruck) mit 45,43 Metern; Speerwurf: 15. Nicola Leidl (1. FC Passau) mit 47,73 Metern; Siebenkampf: 15. Julia Auer (WJA/LAZ Inn) mit 5107 Punkten. Im Weitsprung sucht man in der 30-Besten-Liste sogar vergeblich nach dem Namen einer bayerischen Sportlerin.

Felix Hentschel "Tabellenführer"

Als besonders positiv ist bei den Junioren zu vermelden, dass es nur ganz wenige Disziplinen gab, in denen der BLV nicht wenigstens mit einem Athleten unter den Top Ten vertreten ist. „Tabellenführer“ sind im 3000-Meter-Hindernislauf Felix Hentschel (LG Bamberg) mit 8:46,38 Minuten und im Halbmarathon Manuel Stöckert (TSV Ostheim v.d. Rhön) mit 1:06:28 Stunden. Damit sind auch schon die beiden Paradedisziplinen der bayerischen Junioren in dieser Saison erwähnt.

Zusammen mit Felix Hentschel bilden über 3000 Meter Hindernis der Zweite Daniel Götz (LAC Quelle Fürth) mit 8:50,71 Minuten und der Vierte, der A-Jugendliche Martin Grau (TSV Höchstadt/Aisch), mit 8:55,15 Minuten ein starkes bayerisches Trio. Hentschel ist außerdem über 1500 Meter (24.) und im 10-Kilometer-Straßenlauf (18.) genannt, Götz ist ferner Elfter über 10 Kilometer auf der Straße und über 3000 Meter mit dem zeitgleichen Grau gemeinsam auf Rang 26.

Im Halbmarathon folgen auf den Erstplatzierten Manuel Stockert drei Läufer der LG Passau mit guten Zeiten: Raphael Viellehner als Vierter (1:07:49 Stunden), Tobias Schreindl als Sechster (1:08:21 Stunden) und Daniel Kneissl als Elfter (1:10:13 Stunden). Der Unterfranke Manuel Stöckert ist auch im 10.000-Meter-Lauf als Vierter mit 30:26,83 Minuten vorn mit dabei, unter den ersten Zehn sind da ferner die Passauer Tobias Schreindl (Vierter mit 30:57,38 Minuten) und Raphael Viellehner (Zehnter in 31:17,25 Minuten) zu finden. Vielstarter Viellehner hat noch einen zehnten Platz aufzuweisen (31:16 Minuten im 10-Kilometer-Straßenlauf), auch Schreindl verfügt über weitere Bestenlistenplätze (Zwölfter im 5000-Meter-Lauf und 15. über 3000 Meter).

Starke Mittelstrecken, starker Florian Orth

Sehr stark präsentierte sich auf den Mittelstrecken der deutsche Juniorenmeister im 1500-Meter-Lauf, Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg)  Besonders glänzte er mit seinen 3:40,60 Minuten über 1500 Meter, die ihm den zweiten Platz in der Bestenliste einbrachten. Aber auch seine Zeiten über 3000 Meter (8:11,98 Minuten) und über 800 Meter (1:50,58 Minuten) können sich sehen lassen; sie bedeuten die Ränge fünf und acht.

Als Junioren-Sprinter der Saison darf mit Fug und Recht Christian Rasp (LG Karlstadt/Gambach/Lohr) bezeichnet werden, auch wenn er in der Bestenliste „nur“ als Dritter über 200 Meter (21,05 Sekunden) und Sechster über 100 Meter (10,57 Sekunden) erscheint. Wichtiger als diese Platzierungen war für Rasp, dass er sich bei den deutschen Titelkämpfen der Junioren in überzeugender Manier die Meistertitel auf beiden Sprintstrecken sicherte und  bei diesen Meisterschaften in Regensburg als einziger Teilnehmer zwei Goldmedaillen gewann.

David Gollnow drei Mal unter den Besten

Auf drei Strecken zählte in diesem Jahr David Gollnow (TSV Erding) zu den Besten seiner Altersklasse: Vierter über 200 Meter (mit 21,06 nur eine Hundertstelsekunde langsamer als Rasp), Siebter über 400 Meter (46,81 Sekunden) und Vierter auf seiner Spezialstrecke über 400 Meter Hürden (50,47 Sekunden). Sein Erdinger Vereinskamerad Benedikt Wiesend, noch zur MJA gehörend, überzeugte ebenfalls mit zweimal Rang neun: 21,27 Sekunden über 200 Meter, 47,15 Sekunden über 400 Meter. Im 110-Meter-Hürdenlauf gelangte Maximilian Bayer (LG Donau/Ilm) mit 14,37 Sekunden auf den achten Platz. Tobias Giehl (LG Würm Athletik), im Vorjahr U 20-Europameister über 400 Meter Hürden und auch in diesem Jahr bei der A-Jugend startberechtigt, war heuer durch eine langwierige Verletzung gehandicapt, sonst wäre für ihn sicherlich mehr als Rang sieben in 51,77 herausgesprungen.

Für die besten Staffelplatzierungen aus bayerischer Sicht sorgten über 4 x 100 Meter die LG Karlstadt/Gambach/Lohr mit Christian Rasp (Rang sechs in 41,56 Sekunden), über 4 x 400 Meter die DJK Friedberg (Rang acht in 3:19,36 Minuten) sowie über 3 x 1000 Meter die LG Telis Finanz Regensburg mit Schlussläufer Florian Orth (Platz drei in 7:18,94 Minuten) und der TSV Höchstat/Aisch mit einer Jugendstaffel (Platz sechs in 7:24,95 Minuten).

Im Bereich Sprung schnitten die bayerischen Athleten am besten im Dreisprung ab. Ein vielversprechendes Bayern-Trio führte der mehrfache deutsche Jugend- und Juniorenmeister Manuel Ziegler (LG Telis Finanz Regensburg) als Nummer drei mit 15,77 Metern an, ihm eiferten der diesjährige deutsche A-Jugend-Meister Maunel Bigelmaier (LAZ Kreis Günzburg) als Sechster mit 15,29 Metern und Maximilian König (ebenfalls LAZ Kreis Günzburg) als Neunter mit 14,90 Metern nach. Im Höchsprung katapultierte sich Fabian Fleischmann (1. FC Passau) mit 2,11 Metern auf den achten Platz, und im Weitsprung gelangte Kevin-Christoph Korona (LAC Quelle Fürth) mit 7,44 Metern gerade noch unter die Top Ten, die im Stabhochsprung von keinem Bayern erreicht wurden. Mit je 4,90 Metern teilten sich hier Lucas Schwaiblmair (TSV Gräfelfing) und Stefan Matula (LG Telis Finanz Regensburg) den 19. Platz.

Einmal mehr: Bayerns Hammerwerfer trumpfen auf

Bei den Werfern zeichneten sich erwartungsgemäß wieder einmal die Hammerwerfer aus. Die 67,14 Meter von Johannes Bichler (SV Achenmühle) waren für den dritten Platz gut, der A-Jugendliche Tristan Schwandke (Jahrgang 92/TV Hindelang) schaffte mit 60,09 Metern Rang fünf und der gleichaltrige Johannes Limmer (ATS Kulmbach) verpasste als Elfter mit 55,85 Metern knapp einen Top-Ten-Platz. Immerhin auch noch zwei Athleten brachten die Diskuswerfer unter die besten Zehn: Roman Ewald (LAG 1860 München/Garmisch-Partenkirchen) landete mit 53,50 Metern auf Rang sechs, Joschua Deckert (LAZ Kreis Würzburg) wurde mit 51,92 Metern Achter. Im Kugelstoßen reichten Deckert als bestem BLV-Athleten dieser Altersklasse 16,04 Meter lediglich zu Rang 15, im Speerwurf musste sich Kim-Dominik Seyfried (TSV Göggingen) sogar mit Platz 25 zufriedengeben. Als bester bayerischer Junioren-Zehnkämpfer erwies sich Malte Hartfiel (LG Telis Finanz Regensburg) auf Rang neun mit 6793 Punkten.