Zum ersten Mal unter 38 Sekunden! Owen Ansah und Lucas Ansah-Peprah liefen in Regensburg zusammen mit Kevin Kranz und Joshua Hartmann deutschen Staffelrekord // Das Rekord-Quartett beim Gruppenfoto // Ebenfalls mit der Frauenstaffel des DLV schnell unterwegs: (von links) Rebekka Haase und Gina Lückenkemper // Die Schlussläufer der 4 x 400-Meter-Staffeln: (von links) Manuel Sanders, Vincente Graiani, Jean-Paul Bredau // Die U 20-Staffel des mit DLV mit Viola John (286) und Annika Just (330) qualifizierte sich für die U 20-WM in Cali (Kolumbien) // Zwei gebürtige Bayerinnen dominieren die 400 Meter in Deutschland: (von links) Alica Schmidt und Corinna Schwab // Alica Schmidt übernimmt den Stab von Luna Thiel. Im Hintergrund Christina Hering // Simon Boch (rechts) . . . // . . . und Miriam Dattke dominierten die 3000-Meter-Konkurrenzen // DieBLV-Ehrennadel in Gold erhielt der Präsident der LG Telis Finanz Regensburg, Norbert Lieske, von DLV-Vizepräsident Jochen Schweitzer (links) und BLV-Präsident Gerhard Neubauer. Alle Fotos: Theo Kiefner

05.06.2022 11:28 // Von: leichtathletik.de/Silke Bernhart, Reinhard Köchl

Sparkassen-Gala Regensburg Tag 1: DLV-Männerstaffel mit deutschem Rekord

Kevin Kranz, Joshua Hartmann, Owen Ansah und Lucas Ansah-Peprah haben am Freitag bei der Sparkassen-Gala in Regensburg die erste deutsche Staffelzeit unter 38 Sekunden auf die Bahn gebracht. Auch in weiteren Wettbewerben zeigte sich: Die deutschen Sprinter sind bereit für den WM- und EM-Sommer. In den deutschen Staffeln liefen auch einige Athletinnen und Athleten aus Bayern mit.

Irgendwann ist die erste Zeit unter 38 Sekunden fällig. Das stand fest, spätestens nachdem sich Julian Reus, Tobias Unger, Alexander Kosenkow und Lucas Jakubczyk dieser Marke im Jahr 2012 in Weinheim bis auf zwei Hundertstel genähert hatten. Seitdem hat sich im deutschen Sprint ein Generationen-Wechsel vollzogen, bei dem zuletzt viele große Talente ins Rampenlicht geprescht sind. Am Freitag brachten vier von ihnen ihre Schnelligkeit gemeinsam auf die Bahn: Im Rahmen der Sparkassen Gala, die in einem neuen Modus und wieder im Uni-Stadion über die Bühne ging, waren sie über 4 x 100 Meter schon nach 37,99 Sekunden im Ziel.

 

Die Rede ist von Kevin Kranz (Sprintteam Wetzlar; 23), Joshua Hartmann (ASV Köln; 22), Owen Ansah (21) und Lucas Ansah-Peprah (beide Hamburger SV; 22). Im Anschluss an eine Kader-Maßnahme mit einem Staffel-Lehrgang brachten sie als DLV-Staffel I den Stab so schnell um die Stadionrunde wie noch keine deutsche Staffel vor ihnen.

 

Doch auch hinter ihnen zeigte sich, dass das Bundestrainer-Team bei der Besetzung der Staffeln in Zukunft die Qual der Wahl haben wird: Deniz Almas (VfL Wolfsburg), Julian Wagner (LC Top Team Thüringen), Milo Skupin-Alfa (LG Offenburg) und Marvin Schulte (SC DHfK Leipzig) konnten in 38,67 Sekunden ebenfalls mit einer schnellen Zeit überzeugen.

 

"Sehr, sehr hohes Potenzial"

 

Einer, der schon seit 2006 in vorderster Reihe um die erste 37er Zeit kämpft, ist Bundestrainer Ronald Stein. Er war dabei, als 2012 in Weinheim der 30 Jahre alte deutsche Rekord fiel, den zuvor eine DDR-Staffel gehalten hatte. Und er hatte seinen Athleten in diesem Jahr gesagt: "Männer, zehn Jahre sind rum, es wird Zeit...!" Dass der nächste Rekord aber schon im ersten Rennen der Saison fallen würde, davon war auch Ronald Stein überrascht – zumal zuvor beim Warmmachen noch alle drei Wechsel schiefgelaufen waren. "Dann haben sie sich aber noch mal zusammengerissen. Das war schon sehr, sehr stark."

 

Zugetraut hatte er seinen Schützlingen eine schnelle Zeit allemal: "Sie sind extrem gut in Form", sagte er, "einen Rekord läuft man nicht nur mit drei schnellen Wechseln, da muss auch die läuferische Form passen." Dabei bezieht er explizit auch jene Athleten mit ein, die nicht in der ersten DLV-Staffel zum Einsatz gekommen waren: "Sie haben auch Potenzial und gute Wechselfähigkeiten, da herrscht ein guter Konkurrenzkampf und eine extrem gute Dynamik." Ebenso wie im Team der Bundes- und Heimtrainer, Mediziner und Biomechaniker, die das Rennen jetzt auswerten werden, um noch weitere Hundertstel rauszukitzeln. "Das darf nicht das Ende der Fahnenstange gewesen sein", betont Ronald Stein. Wegen Beugenproblemen leider passen musste U 23-Staffel-Europameister Yannick Wolf (LG Stadtwerke München).

 

Guter Auftakt auch für die Sprinterinnen

 

Mit ihrem Feuerwerk stellten die DLV-Sprinter dieses Mal die DLV-Sprinterinnen in den Schatten, die in den vergangenen Jahren schon so oft mit Weltklasse-Zeiten begeistert hatten. Für Lisa-Marie Kwayie (Neuköllner SF), Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar), Gina Lückenkemper (SCC Berlin) und Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar) blieben die Uhren bei 42,56 Sekunden stehen. Zum Vergleich: Im Vorjahr war das DLV-Quartett in 42,12 Sekunden auf Platz fünf der Olympischen Spiele gerannt – damals mit Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen) und Tatjana Pinto (TV Wattenscheid 01), die in Regensburg fehlten. Burghardt musste ebenfalls aufgrund von Verletzungsproblemen ihren Start absagen.

 

"Wir hatten hier in Regensburg von Dienstag bis Sonntag die erste richtige gemeinsame Staffel-Maßnahme. Wir haben auch ein bisschen ausprobiert. Dafür bin ich zufrieden", stellte Ronald Stein fest. Mit einem Einsatz von U 23-Europameisterin Lilly Kaden (LG Olympia Dortmund) auf Position drei der dritten DLV-Staffel zum Beispiel testete der Bundestrainer schon für die Zukunft mögliche Optionen. "Die Wechsel waren gut, da kann man nichts sagen. Jetzt geht's darum, dass alle im Einzel ihr läuferisches Potenzial ausschöpfen."

 

U 20-Athleten mit Normen für Cali

 

Auch die deutschen 4 x 400 Meter Staffeln tasteten sich mit einem ersten Rennen an die optimale Besetzung heran. Dabei durfte bei den Männern Zehnkämpfer Malik Diakité (Hannover 96) in der Staffel DLV I als Startläufer ran, er brachte Torben Junker (TV Wattenscheid 01), Marvin Schlegel (LAC Erdgas Chemnitz) und Manuel Sanders (LG Olympia Dortmund) auf dem Weg zum Sieg in 3:04,18 Minuten. In der dritten DLV-Staffel boten Arne Lepplsack (TSV Gräfelfing) und Vincente Graiani (LG Stadtwerke München) als Schlussläufer überaus ansprechende Vorstellungen und beendeten das Rennen nach 3:06,65 Minuten. Die schnellste DLV-Staffel der Frauen lief mit Corinna Schwab (LAC Erdgas Chemnitz), Luna Thiel (VfL Eintracht Hannover), Alica Schmidt (SCC Berlin) und Karolina Pahlitzsch (LG Nord Berlin) nach 3:28,58 Minuten ins Ziel. Die DLV-Staffel I, unter anderem mit Maike Schachtschneider (LG Telis Finanz Regensburg) als Schlussläuferin, kam mit 3:29,95 Minuten ebenfalls noch unter 3:30 Minuten, Staffel III mit Christina Hering (LG Stadtwerke München) und Mona Mayer (LG Telis Finanz Regensburg) wurde knapp dahinter Dritte in 3:30,67 Minuten. Die zweite U 20-Staffel des DLV mit Anna Becker (LG Stadtwerke München) und Miriam Kauer (TSV 1860 Rosenheim) kam nicht ins Ziel, da eine Läuferin krank ausfiel.

 

Mit Zeiten von 40,06 und 43,80 Sekunden über 4 x 100 Meter deutete darüber hinaus der deutsche Sprint-Nachwuchs in Regensburg sein Potenzial an: Sowohl in der männlichen als auch in der weiblichen U 20 fielen die Normen für die U20-WM in Cali (Kolumbien; 1. bis 6. August) deutlich. Mit dabei in der weiblichen 4 x 100-Meter-Staffel: Viola John (LG Stadtwerke München) als Startläuferin. Die zweite U 20-Staffel mit Annika Just (LAC Passau) auf Position zwei kam nach 45,23 Sekunden ins Ziel.

 

Owen Ansah mit EM-Norm

 

Wie gut die individuelle Form ist, unterstrichen einige der DLV-Sprinter später noch mit einem Start über 100 Meter. Allen voran: Owen Ansah. Der Hamburger, der seit dem vergangenenen Jahr in Mannheim lebt und  trainiert, steigerte sich um 21 Hundertstel auf 10,08 Sekunden und war damit schnellster DLV-Athlet des Abends – obwohl er bisher eigentlich als Deutscher Meister im Freien und in der Halle eher auf den 200 Metern zuhause war. Hinter ihm rannte auch sein Trainingspartner Lucas Ansah-Peprah (10,11 Sekunden) zu einer Bestzeit und zur EM-Norm für München (15. bis 21. August).

 

Nur von hinten zuschauen konnte dieses Mal Kevin Kranz: Beim Abdrücken am Start löste sich sein Startblock von der Bahn und flog nach hinten weg. So war das Rennen für ihn direkt gelaufen, denn der Start wurde nicht zurückgeschossen. Bei seinem Heimspiel kann er wieder zeigen, was in ihm steckt: Am 11. Juni steht er in Wetzlar das nächste Mal im Startblock.

 

Im Frauen-Rennen kamen Jennifer Montag (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Lilly Kaden (LG Olympia Dortmund) nach 11,38 Sekunden zeitgleich ins Ziel und blieben damit zwei Hundertstel unter der deutschen Bestzeit. Über 400 Meter Hürden stieg die Deutsche Meisterin Carolina Krafzik (VfL Sindelfingen) noch verhalten in 57,34 Sekunden in die Saison ein.

 

Für souveräne Heimsiege in den abschließenden 3000 Meter-Rennen mussten die Lokalmatadoren Simon Boch (8:08,74 Minuten) und Miriam Dattke (9:34,85 Minuten; beideLG Telis Finanz Regensburg) längst nicht alle Karten aufdecken. Schnellster Deutscher beim Sieg des Briten George Mills (1:48,02 Minuten) über 800 Meter war überraschend Rocco Martin (SG Motor Gohlis-Nord Leipzig; 1:48,79 Minuten) vor dem Deutschen Meister Marvin Heinrich (Eintracht Frankfurt; 1:49,65 Minuten) und Conrad Kieselberger (SC DHfK Leipzig; 1:49,70 Minuten).