Vincent Just löste seine Schwester Annika beim Gewinn des Hartmut-Schweitzer-Wanderpreises ab // Julia Schmidt // Hannah Fleischmann (rechts) hielt Hannh Wörlein (Mitte) über 100 Meter nieder // Severin Bächle // Lisa Lankes / /Dominik Idzan // Eliese Hohmann (links) // Advait Nair // Franz-Xaver Brunner Fotos: Sarah Just, Theo Kiefner, Claus Habermann

08.07.2022 16:05 // Von: Reinhard Köchl

BM Erding U 20: Von Just zu Just - Schweitzer-Wanderpreis bleibt in der Familie

Eines fällt seit Jahren auf, wenn es um die Altersklasse U 20 geht: Die Teilnehmerzahlen gehen immer mehr zurück. Kann die U 18 noch mit durchaus ansprechendem Interesse aufwarten, gibt es in der Gruppe der 18- und 19-jährigen Leichtathletinnen und Leichtathleten einen rapiden Bruch. Auch bei den Bayerischen Meisterschaften in Erding mussten einige Disziplinen gar nicht besetzt werden. In den sonst so stark frequenten Sprints gab es bei den Jungs nur einen einzigen (!) Lauf, so dass dieser gleich als Finale gewertet wurde. Dennoch gab es einige vorzeigbare Leistungen, zwei Doppelsieger und erstmals einen männlichen Gewinner des Hartmut-Schweizer-Wanderpreises für die beste Sprintleistung: Vincent Just löst seine Schwester Annika ab, die zur gleichen Zeit bei der U 18-EM in Jerusalem weilte.

Die Gründe für die Misere sind bekannt: Viele der älteren Jugendlichen orientieren sich nach Abschluss ihrer schulischen Ausbildung neu, andere verlieren wegen stagnierender Leistungen die Lust oder fühlen sich in ihren Vereinen nicht mehr wahrgenommen, weil sich die Leichtathletik dort zunehmend auf jüngere Sportlerinnen und Sportler beschränkt. Die Schwelle zum Erwachsenenbereich bedeutet für nicht wenige hoffnungsvolle Talente inzwischen das Aus - ein Problem, das den Deutschen Leichtathletik-Verband, die Landesverbände und die Vereine gleichermaßen betrifft.

 

So fanden sich auf der blauen Bahn in Erding gerade einmal sieben Sprinter ein, um über 100 Meter ihren Bayerischen Meister auszulaufen. Zehnkämpfer Jonas Perner (LG Fichtelgebirge) gewann hier in 10,96 Sekunden vor den zeitgleichen (beide 11,04 Sekunden) Sascha Babel (LG Forchheim) als Zweiten und Daniel Schwab (TSV 1880 Wasserburg) als Drittem. Perner schaffte an diesem Wochenende auch das "Double", indem er sich überlegen den Weitsprungtitel mit dem einzigen Sprung über sieben Meter (7,07 Meter) sicherte. Über 200 Meter gingen sogar nur ganze vier Athleten in die Blöcke (Sieger: Advait Nair; LG Telis Finanz Regensburg; 22,28 Sekunden), über 400 Meter ganze fünf (Sieger: Franz-Xaver Brunner; LG Landkreis Aschaffenburg; 51,03 Sekunden). Nicht anders sah es in den weiteren Laufdisziplinen aus. Jonas Babinsky (LG Main-Spessart) gewann die 800 Meter von insgesamt sechs Startern und lief dabei als Einziger unter zwei Minuten (1:56,36 Minuten), sieben Läufer machten die Medaillen über 1500 Meter unter sich aus, wobei Severin Michael Bächle (TV Traunstein; 4:20,12 Minuten) in einem spannenden Finish gegen Finn Hösch (4:20,41 Minuten) und Marius Kroll (beide LG Stadtwerke München; 4:20,50 Minuten) durchsetzte. Über die Langdistanz 3000 Meter kamen nur vier Läufer ins Ziel, wobei der Beste Conrad Voigt (LG Erlangen) hieß und 8:57,74 Minuten für die Strecke benötigte.

 

In der Historie des Hartmut-Schweitzer-Wanderpreises, der alljährlich für die beste Sprintleistung bei Bayerischen Meisterschaften verliehen wird, gab es bislang ausschließlich schnelle junge Damen, die die begehrte Trophäe für ein Jahr mit nach Hause nehmen durften. Heuer schaffte es zum ersten Mal Vertreter des männlichen Geschlechts: Hürdensprinter Vincent Just (LAC Passau) zeigte nach langer Verletzungspause einmal mehr sein großes Talent und blieb über 110 Meter Hürden zum ersten Mal unter 14 Sekunden (13,97 Sekunden). Kurios war, dass der Preis zuvor bereits ein Jahr im Hause Just stand: Schwester Annika, die zur gleichen Zeit bei den U 18-Europameisterschaften in Jerusalem an den Start ging, hatte ihn im Vorjahr gewonnen. So durfte die Sprinter-Skulptur für einige Stunden frische Luft schnappen und nach Erding fahren, bevor sie wieder die Reise zurück nach Passau antrat. Die 4 x 100-Meter-Staffel der männlichen U 20 wurde eine Beute der LG Stadtwerke München (44,94 Sekunden), während Mehrkämpfer Nils Kremling (LG Landkreis Roth) - immerhin Deutschen U 18-400-Meter-Meister des Vorjahres - diesmal im Hochsprung (Erster mit 1,95 Meter) und im Kugelstoßen (Dritter mit 15,01 Meter) antrat. Auch dominierten die starken Männer der LG Stadtwerke München: Bayerischer Meister wurde Dominik Idzan mit 16,62 Meter vor seinem Trainingspartner Enrico da Cruz (16,03 Meter), der auch im Diskuswerfen Silber (48,25 Meter) hinter 50-Meter-Werfer Jakob Nützel (LG Neumarkt Freystadt; 50,55 Meter) holte. im Stabhochsprung kam niemand in die Regionen von Vincent Hell (TSV Gräfelfing), der sich als Einziger über 4,40 Meter schwang. Der Titel im Hammerwerfen ging an Linus Liebenwald (UAC Kulmbach), der seiner besten Weite von 58,70 Kilian Drisga (TSV 1880 Wasserburg; 56,09 Meter) auf Abstand hielt. Ein Mal folg der Speer bei der männlichen U 20 über 60 Meter, abgefeuert von Jakob Eberler (LG Landkreis Roth), der auf 61,35 Meter kam. Das reichte zu Gold.

 

Triple für Elisa Eich, Sprint-Double für Hannah Fleischmann

 

Vielseitigkeit war in Erding Trumpf bei Elisa Eich (TV DJK Hammelburg). Die 19-Jährige gewann nicht nur die Langsprinttitel über 400 (56,91 Sekunden) und 400 Meter Hürden (62,13 Sekunden), sondern war auch überraschenderweise im Kugelstoßen nicht zu schlagen (10,72 Meter). Das Resultat: drei Goldmedaillen für die dreifache Bayerische M;eisterin. Lange laborierte Hannah Fleischmann (LG Stadtwerke München) an den Folgen eines Unfalls. Nun nähert sich die Landshuterin im Münchner Trikot langsam wieder ihrer alten Form. In Erding gelang ihr das Sprint-Double mit12,12 Sekunden über 100 Meter und 200 Meter (24,64 Sekunden). Eine eindrucksvolle Vorstellung bot einmal mehr Geherin Julia Schmidt (SpVgg Niederaichbach). Über 5000 Meter lag die Deutsche Straßenmeisterin mit ihren 27:13,94 Minuten über eine Minute vor der Zweitplatzierten.

 

Erwähenswert auch die 12,22 Meter von Dreisprung-Siegerin Christa Ammer (TuS 1860 Pfarrkirchen), die 42,40 Meter von Lory Vevi (SC Bad Kohlgrub) im Diskuswerfen, die 46,07 Meter von der neuen Meisterin Leonie Liebenwald (UAC Kulmbach) im Hammerwerfen, die 42,53 Meter von Laura Val (LG Augsburg) im Speerwerfen knapp vor Nele Ganßmüller (LG Fichtelgebirge; 42,28 Meter) und die 10:08,98 Minuten über 3000 Meter von Eliese Hohmann (LAZ Obernburg-Miltenberg) über 3000 Meter.