Einige der Hauptdarsteller der Bayern-Festspiele in Bremen: Mario Mönninger // Clara Hegemann // Jakob Kemminer // Magdalena David // Tamino Mittag // Konstanze Irlinger (bei der Siegerehrung mit BLV-Präsident Gerhard Neubauer // Andreas Gröninger // Lena Saffer // Keon Schmidt-Gothan // Leni Hanselmann (Dritte von rechts), Liah-Soline Gerich (Vierte von rechts). Fotos: Claus Habermann, Michael Straub

14.07.2022 18:39 // Von: Reinhard Köchl/leichtathletik.de

DM U 16 Bremen: Bayern mit sechs Meistern und 18 Medaillen wieder bester Landesverband

Die Konzentration auf die Ausbildung des jüngeren Nachwuchses in Bayern zahlt sich aus: Zum zweiten Mal in Folge lieferten die Sportlerinnen und Sportler aus den Vereinen im Freistaat bei den Deutschen U 16-Meisterschaften in Bremen Top-Ergebnisse ab. Insgesamt gab es sechs Titel und 18 Medaillen für die 15-jährigen Leichtathletinnen und Leichtathleten zu feiern. Nach dem "goldenen Jahrgang" 2021 scheint sich der nächste unmittelbar anzuschließen. Herausragend an den beiden Tagen an der Weser: Sprinter Jakob Kemminer, Stabhochspringer Mario Mönninger, Speerwerferin Konstanze Irlinger, Hammerwerferin Clara Hegemann, Geher Tamino Mittag und Kugelstoßerin Magdalena David.

Letztgenannte hätte beinahe noch ihr zweites DM-Gold einheimsen können, und zwar in einer völlig gegensätzlichen Disziplin, nämlich den 80 Meter Hürden. Aber mit dem besten Vorlaufzeit passierte der Athletin der LG Stadtwerke München im Finale leider ein Fehlstart, so dass der Traum vom Doppelsieg jäh beendet war. Auch Jakob Kemminer (TSV Ochenbruck) war mit der Hoffnung auf einen weiteren Titel zum Weitsprung angetreten, wo er die deutsche Bestenliste mit 6,73 Meter anführt. Allerdings gelang ihm an diesem Tag außer einem "verschenkten" Satz von 6,05 Meter nur ungültige Versuche, was letztlich in der Endabrechnung nur Platz sieben bedeutete.

 

Tags zuvor wurde Kemminer, der in Regensburg bei der Sparkassen-Gala zu einer neuen Deutschen M 15-Bestleistung über 100 Meter von 10,71 Sekunden gelaufen war, seiner anderen Favoritenrolle vollauf gerecht. In Bremen legte er im Halbfinale 10,80 Sekunden auf die Bahn. Im Finale wurde es dann noch einmal etwas schneller. Mit 10,78 Sekunden sprintete er überlegen zum Sieg. „Ich bin froh, dass ich das geschafft habe. Ein bisschen Favoritendruck spürt man immer. Nachdem ich den Rekord gelaufen bin, hat sich das einfach nur surreal angefühlt. Ich hatte niemals damit gerechnet. Das ist eine unglaubliche Saison“, erzählte er. Hinter ihm kämpfte Marc Weidenbach (LG Stadtwerke München) leidenschaftlich um eine Medaille, musste aber dann doch mit Platz vier in starken 11,26 Sekunden bei leider zu viel Rückenwind (+2,9m/sec) Vorlieb nehmen.

 

Mario Mönniger wird Überraschungsmeister

 

„Das ist schon ein Schub jetzt“, staunte Mario Mönninger (TV Emmering), nachdem er seine Bestleistung im Stabhochsprung von 3,86 Metern auf genau 4,00 Meter verbessert hatte. „Ich hatte auf einen Platz in den Top drei gehofft“, erklärte er sein Ziel vor dem Wettkampf. Weil er aber schon die Höhe von 3,90 Metern als einziger Springer überquert hatte, holte er sich den Titel des Deutschen Meisters. Malte Zaun (TuS Saulheim) wurde Zweiter, Benjamin Heitmann (SV Werder Bremen) Dritte. Beide überquerten 3,80 Meter im zweiten Versuch. Der deutsche Jahresbeste, Michael Schwarz (TSV 1880 Wasserburg), der in diesem Jahr schon 4,20 Meter übersprungen hat, musste sich als Vierter mit 3,80 Metern zufriedengeben.

 

Clara Hegemann behält die Nerven

 

Im Hammerwurf gab es eigentlich nur eine Favoritin: Nova Kienast (SV Preußen Berlin) hatte in dieser Saison bereits überragende Wettkämpfe abgeliefert und führt die Bestenliste muit 65,42 Meter an. In Bremen ging der Titel jedoch an die bayerische Rekordhalterin Clara Hegemann (LG Stadtwerke München). Die  Newcomerin schleuerte den Hammer auf 60,56 Meter und sicherte sich damit Gold. „Ich bin gut mit den Bedingungen zurechtgekommen. Der Titel bedeutet mir viel, ich hatte nicht damit gerechnet“, sagte Hegemann hinterher. Nova Kienast wurde mit 58,61 Metern mit deutlichem Vorsprung Zweite vor Lotta Winkler (LAC Erdgas Chemnitz; 47,52 Meter): „Weil die ersten beiden Würfe ungültig waren, habe ich danach auf Sicherheit geworfen. Danach war ich einfach zu langsam“, resümierte sie.

 

Konstanze Irlinger beerbt Ronja Melzner

 

Mit jeder Menge Nervenstärke brachte Konstanze Irlinger (TSV Jetzendorf) ihren Speer im letzten Durchgang zum Fliegen: Direkt zuvor hatte sie Martha Seidel (HSG Universität Greifswald) mit einem Wurf auf 45,11 Meter vom ersten Rang verdrängt. Doch Irlinger feuerte ihr Wurfgerät auf 49,28 Meter. Neue deutsche Jahresbestleistung und eine Verbesserung ihrer bisherigen Bestleistung um rund sechs Meter für die Deutsche W 14-Meisterin im Block Wurf des Vorjahres. „Mir bedeutet das viel, jetzt auch in einer Einzeldisziplin den Titel geholt zu haben. Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet und mich eher im Mittelfeld gesehen“, erklärte sie. Damit bleibt der Speerwurftitel auf jeden Fall in Bayern. Im Vorjahr hatte ihn nämlich Ronja Melzner (SC Eschenbach) gewonnen. Etwas mehr ausgerechnet hatte sich Sarah Poleba (TV Bürgstadt). Mit nur einem gültigen Versuch von 26,71 Meter wurde die 42-Meter-Werferin Siebte.

 

Direkt nach ihrem fünften Versuch im Kugelstoßen war Magdalena David (LG Stadtwerke München) zum Hürden-Vorlauf geeilt. „Dort habe ich kurz vor dem Start gesagt bekommen, dass ich Deutsche Meisterin geworden bin“, sagte die vielseitig talentierte Athletin, die sich mit 15,12 Metern den Titel sichern konnte. „Am Anfang lief es nicht so gut, ich musste erst in den Wettbewerb finden. Ich bin zufrieden, dass ich die 15 Meter bestätigen konnte.“ Aktuell fühle sie sich über die Hürden besonders wohl. „Wie es dann aber genau weiter geht, werde ich noch sehen.“ Bronze ging an die frischgebackene Deutsche Hammerwurfmeisterin Clara Hegemann (LG Stadtwerke München; 13,57 Meter), Siebte wurde Sarah Poleba (12,38 Meter). Nach dem bitteren Fehlstart von Magdalena David wurden die Karten über die 80 Meter Hürden neu gemischt. Lilli Schlößer (Turnklub Grevenbroich) entschied in 11,60 Sekunden den Titelkampf mit einer hundertstel Sekunde Vorsprung gegen Elenor Servatius (Athletic-Team Wittlich) für sich. Zum Vergleich: David hatte die Hürdendistanz im Vorlauf in 11,47 Sekunden zurückgelegt . . .

 

Der sechste Titel aus bayerischer Sicht war gleichzeitig der zweite für den kleinen TSV Jetzendorf, der damit genauso oft Gold gewann, wie die LG Stadtwerke München. Tamino Mittag (TSV Jetzendorf) machte es im 3000 Meter Bahngehen seiner Vereinskameradin Konstanze Irlinger nach und nutzte die Gunst der Stunde zum Titelgewinn in 15:57,58 Minuten.

 

Dramatischer letzter Durchgang im Dreisprung

 

Der Dreisprung-Wettbewerb der Jungs nahm im letzten Durchgang so richtig Fahrt auf. Alle Medaillengewinner konnten dort ihre besten Leistungen zeigen. Henning Judt (TV Groß-Gerau) sprang zu Bronze und einer deutlichen neuen Bestleistung von 12,85 Metern. Benedikt Maurer (SV Gemering) setzte sich mit 13,54 Metern zunächst an die Spitze des Feldes. Dann konnte Gian Luca Trotzky (HSG Universität Greifswald) noch einmal kontern und traf seinen bisher besten Sprung: Mit 14,01 Metern sprang er zu einer neuen deutschen Jahresbestleistung, erstmals über die 14-Meter-Marke und wurde damit Deutscher Meister.

 

12,06 Sekunden, Bestzeit, das Rennen ihres Lebens: Aber Lena Saffer (LG Forchheim) blieb bei den Deutschen U 16-Meisterschaften im Finale über 100 Meter nur der Silberrang hinter der Kiara Hanisch (LAC Erdgas Chemnitz; 11,96 Sekunden). Bis zuletzt offen hielt Keon Schmidt-Gothan (LG Stadtwerke München) denAusgang des Hochsprung-Wettbewerbs. Erst bei 1,94 Meter war Endstation für den jungen München. Das bedeutete Silber und den deutschen Vizetitel. Zwei starke deutsche Vizemeister aus Bayern gab es über 800 Meter. Leni Hanselmann (MTV 1881 Ingolstadt), die die deutsche U 16-Rangliste über 1500 Meter Hindernis klar anführt, hatte sich in Bremen für einen Start auf ihrer Lieblingsstrecke, die 800 Meter, entschieden. Im Finale ging nach einem eher ruhigen Beginn mit einer 70-Sekunden-Runde im zweiten Rennteil im wahrsten Sinn die Post ab. Der Tempoverschärfung geschuldet waren eingangs der Zielgerade nur mehr vier Läuferinnen mit Medaillenaussichten unterwegs. Hanselmann sicherte sich nach hartem Kampf in 2:13,79 Minuten, der zweitbesten Zeit ihrer Karriere, knapp geschlagen den zweiten Platz. Auf dem vierten Rang landete mit Liah Soline Gerich (TSV 1862 Neuburg) mit einer Steigerung auf 2:15,92 Minuten gleich die nächste Bayerin. Beiden Jungs sah Malte Hofmann (LG Landkreis Aschaffenburg) lange Zeit wie der Überraschungssieger aus. Auf den letzten Metern fing ihn allerdings nochJan Emanuel Mehrheim (TuS Köln rrh.) ab und sicherte sich den Sieg in 2:01,33 Minuten. Hofmann wurde Zweiter in 2:02,07 Minuten.

 

Silber und Bronze für Andreas Gröninger

 

Mit 15,80 und 15,66 Metern machten Simon Kunkel und Jonas Holbach den Doppelsieg im Kugelstoßen für den USC Mainz perfekt. Dritter wurde Andreas Gröninger (LG Sempt; 14,63 Meter), für den es auch mit dem Diskus wieder aufs Podest ging. Dort gab's für den Bayern mit 48,13 Meter Silber. Über zwei Bronzemedaillen durfte sich das LAC Passau über 1500 Meter Hindernis freuen. Marco Voggenreiter (4:49,33 Minuten) bei der M 15 und Änne Rothe bei der W 15 (5:20,54 Minuten) schafften das niederbayerische Double auf dem Siegerpodest. Auf Rang acht landete hier Sina Krebfelder (TSV Ipsheim; 5:25,76 Minuten). Ebenfalls nicht zu erwarten waren die dritten Plätze für Stabhochspringerin Maresa Perner (LG Fichtelgebirge), die 3,30 Meter übersprang, und von Oliver Will (TSV Ismaning) über 3000 Meter in 9:28,06 Minuten.

 

Ebenfalls mehr als nur Achtungserfolge bedeuteten die vierten Plätze von Fabian Wadsack (TuS 1860 Pfarrkirchen) über 300 Meter (37,48 Sekunden), Stefan Preß (TSV Reichertshofen) im Hammerwerfen (43,61 Meter) und Florentine Toppe (TSV Wolfratshausen) im Hochsprung (1,68 Meter). Ebenfalls positiv überraschte Michael Tarzcewski (LAC Quelle Fürth), der sich als Fünfter im 80-Meter-Hürden-Endlauf auf 10,82 Sekunden steigern konnte. Gute Siebte im Stabhochsprung wurde Julia Pauker (TSV 1880  Wasserburg; 2,90 Meter).