Nils Leifert. Foto: Claus Habermann

19.07.2022 01:36 // Von: Michael Wilms

Von der Eliteschule des Sports aufs U 18-EM-Podium: Nils Leifert

Im ersten Teil der Serie "Von der Eliteschule des Sports aufs U 18-EM-Posium" wurde darüber berichtet, dass die bayerischen Eliteschüler des Sports bei den zurückliegenden U1 8-Europameisterschaften glänzten. Silbermedaillengewinner Georg Harpf beantwortete Fragen über seine duale Karriere. Diesmal steht Hürdensprinter Nils Leifert im Fokus, der beim Saisonhöhepunkt der U 18-Sportlerinnen und Sportler in Jerusalem (Israel) über 110 Meter Hürden seine bisherige Bestleistung pulverisierte und mit 13,60 Sekunden zur EM-Bronzemedaille sprintete. Auch von den Deutschen Jugendmeisterschaften in Ulm (15. bis 17. Juli) kehrte der Athlet des LAC Quelle Fürth mit einer Medaille im Gepäck zurück in die fränkische Heimat.

Eliteschüler der ersten Stunde

 

Nils Leifert wurde bereits für einen Einstieg in der fünften Klasse der Eliteschule des Sports in Nürnberg erfolgreich gesichtet. Bis einschließlich der siebten Klasse war die ehemalige U 16-Teamleiterin des BLV, Rebecca Singer, für das Frühtraining verantwortlich. Zu dieser Zeit wurde Leifert von Thomas Bimüller als Heimtrainer betreut. Unter ihm wurde überwiegend mehrkampforientiert trainiert und Nils bekam die Techniken fast aller leichtathletischen Disziplinen vermittelt. Dabei schuf der Kurzhürdensprinter breite Grundlagen, von denen er noch heute profitiert. Über Lukas Bühler, der die Trainingssteuerung während der Corona-Phase zeitweise übernahm, landete der Athlet letztlich bei Jan Schindzielorz. Der Landestrainer Kurzhürde ist schon seit der U 16 als Stützpunkttrainer für Nils Leifert zuständig. Ab März 2021 übernahm der BLV-Trainer vollständig die Verantwortung für die Trainings- und Wettkampfplanung. Jan Schindzielorz war früher selbst erfolgreicher Hürdensprinter: Neben einer EM-Teilnahme (2002 in München) stehen zahlreiche Podestplatzierungen und sogar Titel bei nationalen Meisterschaften sowie internationalen Nachwuchsmeisterschaften in seiner Vita. Übrigens gewann Schindzielorz wie Nils Leifert die Bronzemedaille bei einer Nachwuchs-Europameisterschaft, und das sogar zweimal: 1997 wurde er Dritter der U 20-EM; 1999 wiederholte er den Platz bei der U 23-EM.

 

Ebenfalls Teil der Erfolgsgeschichte des schnellen Blondschopfs Nils Leifert ist Helmut Vetter, der seit der achten Klasse das Frühtraining in Absprache mit dem Heimtrainer durchführt. Nils Leifert besucht momentan die elfte Klasse des Bertolt-Brecht-Gymnasiums in Nürnberg-Langwasser. Neben einem gut ausgestattetem Leichtathletik-Stadion steht den Sportlerinnen und Sportlern dort ein erst vor kurzem freigegebener Neubau der Indoor-Sportanlagen zur Verfügung. Mit einer Dreifach- und einer Vierfachturnhalle, zwei Gymnastik-Balletthallen und zwei Krafträumen (Gerätetraining und Cross-fit/Freihanteltraining) sind die Möglichkeiten für die Nachwuchshoffnungen beeindruckend. Weitere Leichtathleten, die auf die mittelfränkische Eliteschule des Sports gehen und von den beschriebenen Rahmenbedingungen profitieren, heißen Ella Obeta (qualifiziert für das Europäisches Olympisches Jugendfestival/EYOF) und Julia Rath (qualifiziert für die U 20-Weltmeisterschaften).

 

Leistung zeigen, wenn es darauf ankommt

 

Mit einem Hausrekord von 13,79 Sekunden ist Nils Leifert als Zehnter der Meldeliste bei den U 18-Europameisterschaften ins Rennen gegangen. Mit 13,67 Sekunden im Vorlauf (bereits die erste PB) – windunterstütze 13,64 Sekunden im Halbfinale und schließlich 13,60 im Finale der besten Acht, fällt sein Arbeitszeugnis durchwegs positiv aus. „Von Runde zu Runde schneller gelaufen, voll konzentriert, es geht nicht besser. Ich bin überglücklich!“, gibt er in einem Interview auf leichtathletik.de begeistert zu Protokoll. Schon vor diesem überraschenden Erfolg wurde die Fachzeitschrift leichtathletiktraining auf Nils Leifert aufmerksam. In der April-Ausgabe wird das Training des bayerischen Hürdentalents analysiert und mit dem seines Konkurrenten Timon Dethloff (Fünftplatzierter der U 18-EM) verglichen. Letztgenanntem gelang bei den Deutschen Meisterschaften am zurückliegenden Wochenende die Revanche gegen den Fürther. Dethloff gewann mit 13,80 Sekunden den Titel des Deutschen Jugendmeisters in der Altersklasse U 18. Nils Leifert wurde in 13,94 Sekunden Zweiter.

 

Wie war es in Israel?

 

Leifert: Jerusalem hat mir sehr gut gefallen, der Wettkampf und die Organisation drumherum waren top.

 

Wie bist du mit der schwierigen Anreise umgegangen? (Anm. die DLV-Athleten steckten vor dem Wettkampf in Frankfurt fest und kamen mit 24 Stunden Verspätung erst kurz vor den ersten Startschüssen an).

 

Leifert: Als Erfahrung kann ich für mich mitnehmen, dass man trotzdem erfolgreich sein kann – egal wie schwierig die Umstände sind. Man muss sich auf sich selbst konzentrieren, sein eigenes Ding machen und sein eigenes Rennen laufen. Dann kann man alles erreichen, was man sich vornimmt.

 

Wie ist das Frühtraining auf das Abendtraining abgestimmt?

 

Leifert: Im Frühtraining wird meist nicht ganz so hart trainiert, sodass man nicht mit einer riesigen Vorbelastung ins Nachmittagstraining geht. Morgens werden athletische und koordinative Grundlagen gelegt. Zum Beispiel wird Krafttraining gemacht oder kleine Sprünge stehen an.  Man könnte das Frühtraining als Auftakt für die Nachmittagseinheit sehen. Ich glaube, dass das Frühtraining eine wichtige Rolle für meine Leistungsentwicklung spielt.

 

Wie sieht ein typischer Tag in deinem Leben aus?

 

Leifert: Morgens packe ich meine Sporttasche und fahre zirka 15 Minuten mit Fahrrad zur Schule, an der ich mein Frühtraining habe. Bis in den Nachmittag, so 16.30 Uhr, dauert der Unterricht. Danach geht es ins Training nach Fürth.

 

Wie bist Du zur Leichtathletik gekommen?

 

Leifert: Ich habe bis zur vierten Klasse Fußball gespielt. Weil ich hier recht schnell war und weil mein Vater als Lehrer an der Bertolt-Brecht-Schule arbeitet, kam es uns in den Sinn, dass ich auf die Eliteschule wechseln könnte. Ich habe bei der Leichtathletik-Sichtung mitgemacht und wurde genommen.

 

… und zum Hürdensprint?

 

Leifert: Nach dem Mehrkampftraining habe ich einige Zeit lang Lansprint und Langhürde trainiert. Das hat gut geklappt. Durch das Langhürdentraining war ich dann schon mit den Hürden vertraut.

 

Wie läuft es am Bertholt-Brecht-Gymnasium?

 

Leifert: Ich bin aktuell in der elften Klasse in der sogenannten Schulzeitstreckung. Das heißt, bei den Leistungssportlern dauert die Oberstufe ein Jahr länger, um mehr Zeit für den Sport zu haben. Ich bin auf einem guten Weg, mein Abitur zu schaffen.

 

Welche Ziele verfolgst du im Sport?

 

Leifert: Ich möchte weitere Erfahrungen sammeln, immer besser werden und mich steigern. Irgendwann möchte ich mal bei ganz großen Meisterschaften dabei sein, an einer WM oder den Olympischen Spielen teilnehmen.

 

Hast auch Du Interesse, auf eine Eliteschule des Sports in Bayern zu wechseln, dann findest Du nachfolgend alle nötigen Informationen und Ansprechpartner.