Am Ziel: Vincente Graiani gewann sowohl über 400 Meter wie auch mit der Münchner Staffel mit /von links) Florian Knerlein, Yannick Wolf undFabian Olbert Gold // Louis Pröbstle verbesserte sich bei seinem Meisterssprung auf 5,36 Meter // Mona Mayer kommt nach gesundheitlichen Problemen langsam wieder in Form und gewann in Wattenscheid souverän // Florian Bremm wurde seiner Favoritenrolle vollauf gerecht // Tina Benzinger kehrte gleich mit drei Silbermedaillen aus Wattenscheid zurück. Eine gab es auch im Verbund mit (von links) Hannah Fleischmann, Svenja Pfetsch und Viola John // Benedikt von Hardenberg wäre beinahe sogar Meister geworden, konnte sich aber über seine ersten 15-Meter-Sprünge freuen. Alle Fotos: Theo Kiefner

27.07.2022 14:44 // Von: Reinhard Köchl

DM U 23 Wattenscheid: Vincente Graiani und Tina Benzinger sammeln Medaillen

Mit einem kleinen Aufgebot an bayerischen Sportlerinnen und Sportler angereist, gab es bei den diesjährigen Deutschen U 23-Meisterschaften im Lohrheidestadion in Wattenscheid am Schluss eine durchaus erfreuliche Bilanz zu verzeichnen. Allein sechs Titel gingen in den Freistaat, genauso viele Podestplätze gab es zu verzeichnen. Dabei entpuppten sich zwei Sportler der LG Stadtwerke München als die fleißigsten Medaillensammler: Vincente Graiani heimste sowohl den Titel über 400 Meter wie als Schlussläufer auch den mit der 4 x 100-Meter-Staffel seines Vereines ein, während sich Tina Benzinger gleich drei Mal Vizemeisterin nennen darf. Über 100, 200 und 4 x 100 Meter gewann sie jeweils Silber. Die weiteren Titel gingen an Stabhochspringer Luis Pröbstle, Weitspringer Simon Batz, Langstreckler Florian Bremm und 400-Meter-Läuferin Mona Mayer (LG Telis Finanz Regensburg)

Im Vorjahr hatte Vincente Graiani (LG Stadtwerke München) noch nicht einmal die Qualifikation zu den Deutschen U 23-Meisterschaften geschafft- Dass er nun in diesem Jahr sogar als Deutscher Meister das Lohrheidestadion verlassen würde, damit hatte der 21-jährige Sprinter nie und nimmer gerechnet. Mit einer klaren taktischen Marschroute ausgestattet, die am Schluss voll und ganz aufging, legte Graiani direkt offensiv los. Aber auch der Dresdner Kevin Joite (Dresdner SC) rannte das Rennen über die Stadionrunde stark an und so gingen beide Schulter an Schulter auf die letzten hundert Meter. Wenige Meter vor der Ziellinie war es Vincente Grainai, der locker blieb und in 47,21 Sekunden nach Staffel-Gold zum zweiten Titel des Tages sprintete. Kevin Joite wurde in 47,42 Sekunden Zweiter, Malte Stangenberg (LC Top Team Thüringen) kämpfte sich in 48,08 Sekunden in einer knappen Entscheidung zu Bronze. „Es war auf der Gegengerade viel Gegenwind, deswegen waren die letzten 50 Meter sehr hart. Der Titel hat mich jetzt schon ein wenig überrascht“, freute sich der Münchener. Mit Florian Bauer (LG Augsburg) hatte ein weitererBayern den Sprung ins Finale geschafft. Dort belegte er Platz sieben (50,03 Sekunden).

 

Zuvor hatte sich die stark besetzte Staffel der LG Stadtwerke München schon den Titel über 4 x 100 Meter gesichert. Fabian Olbert (der das erste Rennen nach einer krankheitsbedingten Pause lief), Yannick Wolf (der im 100-Meter-Halbfinale wegen eines Fehlstarts disqualifiziert wurde), Florian Knerlein und Vincente Graiani, die 2019 bereits gemeinsam den deutschen U 20-Rekord aufgestellt hatten, ließen in 40,27 Sekunden nichts anbrennen und dominierten das Rennen deutlich. Der SCC Berlin mit Ada Esono, Corca Bela Djalo, Niccolo May und James Adebola gewann nach starker Aufholjagd von Schlussläufer James Adebola in 41,11 Sekunden Silber.

 

Drei Mal Silber für Tina Benzinger

 

Gleich drei Mal auf dem zweiten Platz landete am Wochenende Sprinterin Tina Benzinger (LG Stadtwerke München). Sowohl über 100 wie auch über 200 Meter musste sie sich nur der überragenden Talea Prepens (TV Cloppenburg) beugen. Die Zeiten, die die 21-jährige Münchnerin dabei auf die Bahn zauberte, waren à la bonne heure: 11,60 Sekunden (unddamit nur eine Hundertstel über ihrer Bestzeit über 100 Meter, 23,63 Sekunden über 200 Meter (was neuen Hausrekord bedeutete) und 45,14 Sekunden über 4 x 100 Meter, wo sie auf Position zwei laufend mit ihren Vereinskameradinnen Viola John, Marina Scherzl und Hannah Fleischmann ebenfalls Silber errang. Fleischmann kam außerdem als zweite Münchnerin/Bayerin ins 100-Meter-Finale und belegte hier in 11,89 Sekunden den sechsten Platz.

 

Mona Mayer kommt allmählich in Fahrt

 

Über die Stadionrunde ging der U 23-Meistertitel auch bei den Frauen nach Bayern: Mona Mayer (LG Telis Finanz Regensburg) war die Schnellste über 400 Meter. „Es war schon sehr, sehr heiß, aber eigentlich ist heiß gut für die Zeiten. Deswegen habe ich gesagt, ich gehe mit. Aber ich war wiederum auch sehr müde durch die Wärme, aber es hat am Ende geklappt. Der deutsche Meistertitel ist gerade das Wichtigste.“ Mit der Zeit von 53,16 Sekunden zeigte sie sich angesichts der Zeit durchaus zufrieden. „Es ist die Saisonbestleistung. Nach dem, was ich hinter mir habe mit Mandelentzündung und einer Corona-Infektion, bin ich darüber happy, aber trotzdem habe ich im Training ein noch ein viel besseres Leistungsvermögen, das ich irgendwann wieder abrufen kann.“ In den kommenden Wochen will Mona Mayer bei gut besetzten Rennen zeigen, dass mit ihr noch zu rechnen ist. Einen Platz im Finale ergattern konnte Jana Lakner (LG Region Landshut). Dort belegte sie einen hervorragenden fünften Rang und verbesserte ihre bisherige Bestzeit erheblich auf 54,41 Sekunden.

 

Louis Pröbstle schwingt sich in neue Sphären

 

Der Stabhochsprung wurde zur Flugshow von Louis Pröbstle (TSV Gräfelfing). Während sich die Konkurrenten bereits im Wassergraben abkühlten, schwang sich der 20-Jährige über eine neue Bestleistung von 5,36 Metern. Damit distanzierte er Silbermedaillengewinner Luke Zenker (TSV Bayer Leverkusen; 5,10 Meter) um 26 Zentimeter. Der U 20-Athlet hatte gepokert und sich an 5,25 Meter versucht, nachdem er sich bei 5,15 Metern einen Fehlversuch geleistet hatte. „Das Ziel war es heute, meine Bestleistung so hoch wie möglich zu schrauben. Nächstes Jahr möchte ich die Norm für die U 23-Europameisterschaften springen“, berichtete der glückliche neue Meister Pröbstle.

 

Florian Bremm wird Favoritenrolle gerecht

 

Im 5000-Meter-Rennen wehrte sich Tom Förster (LG Vogtland) gegen ein langsames Bummel-Rennen und sorgte mit Tempoarbeit dafür, dass sich zunächst eine Vierergruppe aus dem Feld absetzte, aus der nach einer weiteren Tempospitze nur noch der Jahresschnellste, Florian Bremm (TV Leutershausen), seinem Schritt folgen konnte. Auf den letzten 250 Metern nutzte Bremm eine Lücke auf der Innenbahn, um vorbeizugehen, bevor er in der letzten Kurve einen kraftvollen Endspurt startete, der ihm in 14:14,88 Minuten den Sieg einbrachte, während Tom Förster in 14:18,55 Minuten Zweiter wurde. „Als Jahresschnellster war es mein Ziel, heute zu gewinnen. Es war ein Meisterschaftsrennen, da zählt nur der Titel, deswegen wollte ich kein Tempo machen. Ich habe mich auf meinen Kick auf den letzten Metern verlassen. Ich muss aber auch noch mal mit Tom reden. Natürlich tut mir das auch leid, dass er so viel Arbeit machen musste“, berichtete Florian Bremm vom Rennen. Tobias Ritter (LG Telis Finanz Regensburg) kam als Fünfter in 14:48,00 Minuten durchs Ziel.

 

Simon Batz gewinnt im kleinen Feld

 

In einem kleinen Weitsprung-Feld lagen die fünf Teilnehmer sehr dicht beieinander. So trennten nur zwei Zentimeter den fünften und dritten Rang. Mit Anlaufproblemen hatte Simon Batz (LG Landkreis Kehlheim) zu kämpfen und konnte nur zwei gültige Versuche in den Wettkampf einbringen. Dies reichte aber für den Sieg. Mit 7,38 Metern aus dem zweiten Durchgang konnte er sich den Titel sichern.

 

Erst im vorletzten Versuch der gesamten Dreisprung-Konkurrenz entglitt Benedikt von Hardenberg (LG Telis Finanz Regensburg) das schon fast sichere Gold. Der Regensburger hatte zuvor erstmals die 15-Meter-Marke zwei Mal mit 15,19 Meter und 15,16 Meter übersprungen und wähnte sich schon auf dem obersten Trepperl, ehe Pascal Lehmann (SC Potsdam) in seinem allerletzten Versuch mit 15,51 Meter einen Riesensatz auspackte. „Schade, aber so ist halt der Sport. Dennoch, es ist meine erste DM-Medaille, und das auch noch zum ersten Mal mit Sprüngen über 15 Meter“, freute sich der rotblonde Schlacks am Ende dann noch. Platz sieben belegte Jannis Leisching (LG Stadtwerke München) mit 13,94 Meter.

 

Für Emma Heckel (LG Telis Finanz Regensburg), die aufgrund ihrer schnellen Vorleistung als Favoritin über 5000 Meter gehandelt wurde, war der Rennverlauf ohne Fortune. In den ersten Runden schoben sich die 18 jungen Damen geradezu um die Bahn, ehe sich die Regensburgerin für ein schnelleres Tempo in die Führungsposition begab, ohne sich vom übrigen Feld absetzen zu können. Als es dann in die letzte Runde ging, musste die Regensburgerin den Kampf um Gold von vorne gestalten, sah eingangs der Zielgerade schon wie die sicherer Siegerin aus, ehe Caroline Schäfer (TG Schwalmstadt) wenige Meter vor dem Ziel doch noch an ihr vorbeistürmte und dabei auch noch Kiara Nahen (LC Paderborn) mitzog. Heckels Zeit: 16:53,39 Minuten.

 

Ebenfalls Platz drei gab es für Hochspringerin Lavinja Jürgens (LG Stadtwerke München), die 1,78 Meter überquerte und nach einer Saison voller Höhen und Tiefen ebenfalls ein Happy-End feiern konnte.

 

Als Fünfte konnten auch Benedikt Brem (LG Telis Finanz Regensburg) über 1500 Meter (4:00,10 Minuten) und Darja Michel (TuS Traunreut) über 3000 Meter Hindernis (10:36,50 Minuten) durchaus zufrieden sein. Diskuswerfer Alexander Schaller (LG Stadtwerke München) kam auf den sechsten Rang (53,43 Meter), während sich Speerwerfer Linus Limmer (LG Stadtwerke München) mit seinen 63,91 Meter und Platz sieben durchaus mehr ausgerechnet hatte.