Die deutsche Marathon-Frauen-Mannschaft mit Miriam Dattke und Domenika Mayer. Fotos: Theo Kiefner

15.08.2022 22:51 // Von: leichtathletik.de

EM München Tag 1: Miriam Dattke führt deutsche Marathonis zu Mannschafts-Gold

Mit einem bärenstarken Team-Ergebnis haben sich die deutschen Marathonläuferinnen in der ersten Entscheidung der Europameisterschaften in München Gold im Mannschafts-Europa-Cup erkämpft. Die Regensburgerin Miriam Dattke verpasste am Montag als Vierte auch die Einzelmedaille nur hauchdünn. Ihre Mannschaftskameradin Domenika Mayer belegte einen hervorragenden sechsten Platz. Team-Silber bei den Männern gab es neben dem überragenden neuen Europameister Richard Ringer auch für Konstantin Wedel und Simon Boch (beide LG Telis Finanz Regensburg).

Am Ende wurde es ganz spannend: Drei Marathonläuferinnen kämpften um Silber und Bronze. Eine davon: Miriam Dattke (LG Telis Finanz Regensburg)! Die Polin Aleksandra Lisowska hatte sich etwas früher bereits Luft zu den Verfolgerinnen geschafft und holte sich am Montagmittag in München das erste EM-Gold in 2:28:36 Stunden ab. Dahinter erkämpfte sich Matea Pavlov Kostro (Kroatien; 2:28:42 Stunden) Silber. Miriam Dattke unterlag im Kampf um Bronze hauchdünn der Niederländerin Nienke Brinkman: Beide kamen nach 2:28:52 Stunden ins Ziel.

 

Doch grämen musste sich die Regensburgerin nicht. Denn als starke Vierte führte sie das sechsköpfige deutsche Team zu Gold im in die EM integrierten Marathon-Europacup. In die Mannschaftswertung gingen die drei besten Resultate einer Nation ein. Für Dattke war es nach dem Rennen in Sevilla (Spanien) im Februar, das sie in 2:26:50 Stunden beendet hatte, erst der zweite komplette Marathon.

 

Fünf in den besten 15, alle in den Top 20

 

Vereinskollegin Domenika Mayer jubelte nach 2:29:21 Stunden über Platz sechs, Deborah Schöneborn (SCC Berlin; 2:30:35 Stunden) machte  auf Platz zehn als drittbeste Deutsche den Mannschaftserfolg klar. Ihre Zwillingsschwester Rabea folgte in 2:31:36 Stunden auf Platz zwölf, auch die Frankfurterin Katharina Steinruck schaffte es mit 2:32:41 Stunden noch in die Top 15. Bei ihrem ersten Start im DLV-Trikot lief Kristina Hendel (LG Braunschweig; 2:35:14 Stunden) auf Platz 20 ins Ziel ein.

 

Mit knapp über 20 Grad und leichter Bewölkung hatten die Marathonläuferinnen bei der ersten Medaillenentscheidung der Europameisterschaften zunächst gute Bedingungen vorgefunden, bevor die Temperaturen zur Mittagszeit deutlich stiegen und sich der Marathon zum Hitzerennen entwickelte. Die Laufstrecke, deren Start und Ziel sich am Münchner Odeonsplatz befand, führte sie am Montag vorbei am Marienplatz, Viktualienmarkt, Gärtnerplatz, Isartor, der Eisbachwelle und dem Friedensengel durch die Innenstadt bis zum Englischen Garten, der viermal durchlaufen werden musste.

 

Mannschafts-Gold wie 2002

 

Vor allem die beiden Regensburgerinnen konnten den Schwung, den ihnen die Zuschauer an der Strecke sowie auf den Tribünen am Odeonsplatz gaben, voll und ganz für sich nutzen. Hatten sich anfangs noch alle sechs deutschen Starterinnen in der Führungsgruppe aufgehalten, mussten die Schöneborn-Schwestern, Steinruck und Hendel nach und nach abreißen lassen. Doch auch als sich das Feld ab der Hälfte des Rennens immer weiter auseinanderzog, konnten die bayerischen Lokalmatadorinnen mithalten: Miriam Dattke führte das Rennen bis zum Antritt der Polin sogar an, Domenika Mayer hatte in ihrem ebenfalls erst zweiten Marathon lange Tuchfühlung zur Spitze.

 

Mit dem Mannschaftserfolg wandelte das deutsche Team in den Fußstapfen der Stars von 2002: Bereits bei den letzten Europameisterschaften in München hatte die deutsche Frauen-Mannschaft, bestehend aus Luminita Zaituc, Sonja Oberem und Ulrike Maisch, den European Marathon Cup gewonnen, der damals nicht in den offiziellen Medaillenspiegel eingeflossen war. 7:28:48 Stunden bescherten der deutschen Marathon-Auswahl die Goldmedaille vor Spanien (7:39:25 Stunden) und Polen (7:40:54 h).

 

Stimmen zum Wettkampf

 

Miriam Dattke (LG Telis Finanz Regensburg)

Ich habe natürlich noch sehr auf eine Medaille gehofft und mein Bestes gegeben. Es war dann leider echt knapp. Aber die Stimmung war der Hammer! Ich habe gespürt, wie alle gehofft haben, dass ich es noch schaffe. Und wie mich alle angebrüllt haben, aus tiefstem Herzen! Es war ein super Push. Ich hoffe, dass es irgendwann mal auch für eine Einzelmedaille reicht. Die letzten Meter waren ein einziger Kampf. Ich habe einiges verpasst beim Laufen: einen Schwamm, die Flasche, die mir mein Trainer hingehalten hat. Aber ich habe mir jedes Mal gedacht, es lohnt sich nicht, sich drüber zu ärgern. Es hat mir nichts ausgemacht. An der Siegessäule haben meine Trainingspartner mich angebrüllt wie sonst was. Da bin ich fast zusammengezuckt! Wenn es um die Mannschaft geht, denkt man sich: Ich darf auf gar keinen Fall aufgeben, ich muss für das Team vorne bleiben. Das ist noch mehr Motivation, als wenn man alleine kämpft.

 

Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg)

Ich habe gewusst: Irgendwann kommt die Tempoverschärfung, und dann muss ich auch mein Tempo verschärfen. Hinten raus hieß es einfach nur noch kämpfen, den Kopf ausschalten und gucken, was die schweren Beine noch hergeben. Ich bin so zufrieden! Am Ende habe ich auch die Hitze gemerkt, als die Sonne rausgekommen ist. Hashtag #respektandiemänner. Es war insgesamt ein schönes Rennen und es hat wirklich beflügelt, die Leute an der Strecke zu hören.

 

Team-Silber für Konstantin Wedel und Simon Boch

 

Konstantin Wedel (LG Telis Finanz Regensburg; 2:16:09 Stunden) kamen auf Platz 25 ins Ziel. Der Regensburger Simon Boch platzierte sich bei seinem Heimspiel in 2:21:39 Stunden auf Rang 50.

 

Drei Fehlversuche bei Maximilian Entholzner

 

Am Boden zerstört zeigte sich nach der Quali am Montagmittag Maximilian Entholzner (1. LAC Passau). Als Bayer sollte die Heim-EM in München etwas ganz Besonderes werden, doch nach zwei ungültigen Versuchen rutschte ihm im dritten und letzten Versuch beim Absprung der Fuß weg. Eine vernünftige Weite konnte er somit nicht mehr in die Grube bringen und schied von sich selbst enttäuscht aus.

 

„Ich bin wahnsinnig gut drauf und der erste Versuch war minimal ungültig", schilderte Entholzner den Wettkampf. "Damit hätte es auf alle Fälle gereicht, glaube ich. Im Zweiten war ich leider wieder drüber, dieses Mal deutlicher. Und dann bin ich weiter hinter gegangen – denn wenn man zwei ungültige Versuche hat, muss man versuchen, ein bisschen auf Sicherheit zu gehen. Doch dann bin ich irgendwie im Sprung mit dem Fuß weggerutscht und dann kann ich den Sprung nicht mehr zu Ende machen. Ich bin ehrlich gesagt ein bisschen sprachlos und am Boden zerstört. Dass so viele Leute heute hier bei meinem Heimspiel da waren und auch Karten für das Finale morgen haben, macht es nur noch einmal schlimmer. Weitere Wettkämpfe werde ich in dieser Saison wahrscheinlich nicht mehr machen, nach dem Wettkampf heute brauche ich erst einmal etwas Abstand.“