Fabienne Kohlmann war die überragende bayerische Leichtathletin 2010.

Auch in der Frauen-Bestenliste gut vertreten: Corinna Harrer.

Anne Kesselring (vorne) belegt Platz drei über 1500 Meter.

Susi Lutz etablierte sich in der deutschen Spitze über 3000 Meter Hindernis.

Eine Klasse für sich: Ingalena Heuck.

Bernadette Pichlmaier wurde zum zweiten Mal Deutsche Marathonmeisterin.

Susanne Rosenbauer war erneut beste bayerische Speerwerferin.

Mit einem Satz in die deutsche Weitsprung-Spitze: Michelle Weitzel. Fotos: Kiefner

26.12.2010 22:14 // Von: Reinhard Köchl

DLV-Bestenliste Frauen 2010: Das Jahr der Fabienne Kohlmann

Für die bayerischen Leichtathletik-Frauen war 2010 ein gutes Jahr. In der DLV-Bestenliste finden sich nur einige wenige Disziplinen, in denen sich keine Athletinnen aus dem Freistaat unter den besten Zehn einreihen konnten. Athletin des Jahres ist natürlich die Staffel-Silbermedaillen-Gewinnerin der EM in Barcelona, Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt-Gambach-Lohr). Sie stellt sowohl über 400 Meter Hürden wie auch über 800 Meter in diesem Jahr das Maß aller Dinge in Deutschland dar.

Kohlmanns 55,49 Sekunden von Barcelona, mit denen sie um ein Haar den Endlauf verpasst hatte, bedeuteten selbstredend neue persönliche Bestzeit, ebenso wie ihre überragenden 2:00,72 Minuten, mit denen sie Ende Mai in Dessau sensationell Olympiasiegerin Pamela Jelimo (Kenia) in die Schranken verwies. Ihren Platz in der bundesdeutschen 4 x 400 Meter-Staffel scheint seit der erfolgreichen WM in Berlin sicher, nicht zuletzt dank der 400-Meter-Einzelleistung des 21-jährigen Aushängeschildes der bayerischen Läuferszene, die 2010 in der Rangliste Platz vier (52,30 Sekunden) hinter ihren Silber-Kameradinnen Claudia Hoffmann, Esther Cremer und Janin Lindenberg einnimmt. Fabienne Kohlmann meistert seit Ende 2009 den Spagat zwischen Spitzensport, Studium in Erfurt und Vereinstreue bravourös und gilt schon jetzt als die Hoffnungsträgerin des BLV für die Weltmeisterschaften im kommenden Jahr im südkoreanischen Daegu und 2012 bei den Olympischen Spielen in London.

Aber auch hinter der uneingeschränkten Nummer Eins drängen sich einige überragende Talente ins Blickfeld. Über 800 Meter belegt die A-Jugendliche Corinna Harrer (LG Telis Finanz Regensburg) mit 2:04,28 Minuten einen glänzenden fünften Rang bei den Frauen, unmittelbar gefolgt von Anne Kesselring (LAC Quelle Fürth) auf Platz sechs. Die Fürtherin aus Katzwang erzielte ihre Bestzeit von 2:04,36 Minuten während ihres USA-Studienaufenthaltes Mitte Juni in Berkeley. Über 1500 Meter herrschen umgedrehte Vorzeichen. Hier rangiert Kesselring auf Position drei (4:16,25 Minuten), während Harrer mit 4:19,10 Minuten als Siebte gelistet ist. Auch die nächste, die in Fabienne Kohlmanns Fußstapfen treten könnte, konnte sich auf den siebten Platz in der Frauen-Rangliste schieben, obwohl sie noch als A-Jugendliche den Sprung zur U 20-WM im kanadische Moncton schaffte: Lisa Hofmann (TSV Bad Kissingen) verbesserte sich dort im Finale auf ausgezeichnete 57,74 Sekunden.

Susi Lutz und Ingalena Heuck setzen sich oben fest

Überhaupt erwies sich die Laufszene innerhalb des flächenmäßig größten Bundeslandes als höchst fruchtbares Biotop für Talente. Über 3000 Meter Hindernis rangiert die Deutschen Meisterin Susi Lutz (LG Telis Finanz Regensburg) im krankheitsbedingten Pausenjahr von Rekordhalterin Antje Möldner auf einen ausgezeichneten dritten Rang (9:58,48 Minuten). Sechste wurde hier die allenfalls mit angezogener Handbremse agierende Julia Hiller (LAC Quelle Fürth; 10:16,20), Zehnte Agniesk Pietsch-Fulbiszewska, (LG Stadtwerke München; 10:24,14) und Elfte Lutz’ Vereinskameradin Julia Kick (10:32,59). Lutz steht überdies auf Position elf über 5000 (16:39,81 Minuten) und zwölf über 3000 Meter (9:38,70 Minuten), Hiller belegte Rang zehn über 3000 Meter (9:33,3 Minuten) und selbst „Lauffloh“ Corinna Harrer findet sich noch auf dem neunten Platz im 10-Kilometer-Straßenlauf (35:11 Minuten). Ein hervorragendes Jahr liegt auch hinter Ingalena Heuck (LG Stadtwerke München). Über die Halbmarathondistanz ergatterte sie einen Deutschen Meistertitel sowie Platz sechs in der Rangliste (1:14:54 Stunden), über 10 000 Meter steht sie auf Position vier (33:30,25 Minuten) vor Susi Lutz (34:11,45 Minuten) als Fünfter sowie Corinna Harrer (35:03,91 Minuten) als Zehnter, über 5000 Meter wurde sie Zehnte (16:33,19 Minuten) und mit ihrer Zeit vom Frankfurt-Marathon Ende Oktober (2:49:19 Stunden) noch Elfte.

Gerade auf den klassischen 42,195 Kilometern setzt freilich seit geraumer Zeit Bernadette Pichlmaier (LAG Mittlere Isar) jedes Jahr ein markantes Ausrufezeichen. 2010 bestand dies in der Wiederholung ihres Deutschen Meistertitels bei der „Regenschlacht“ von Mainz. In der Rangliste ist die 41-Jährige deshalb auch hinter den in einer anderen Liga laufenden Sabrina Mockenhaupt und Irina Mikitenko auf Rang drei gelistet (2:35:26 Minuten), während bei ihr über die Halbmarathondistanz (1:15:23 Stunden) sowie im 10-Kilometer-Straßenlauf (34:51 Minuten) jeweils achte Plätze zu Buche steht. Hier schmückt die bayerischen Farben in allererster Linie Julia Viellehner (LG Passau) mit glänzenden dritten Platz (34:22 Minuten).

Furiose Mannschafts- und Staffelerfolge

Eine feine Abrundung erfährt die höchst erfreuliche Läuferinnen-Bilanz obendrein durch die exzellenten Mannschafts-Platzierungen. Vor allem in der Top Ten der 10-Kilometer-Teams finden sich gleich vier aus dem Freistaat: Zweite wurde die LG Telis Finanz Regensburg (1:46:28), Vierte die TG Viktoria Augsburg (1:53:22), Sechste die LAG Mittlere Isar (1:54:18) und Zehnte die LG Passau (1:54:59). Ebenfalls Premium-Platzierungen erreichten die Marathon-Trios der LAC Quelle Fürth (Zweite in 8:55:03), der LG Telis Finanz Regensburg (Dritte in 9:05:33) und der TG Viktoria Augsburg (Achte in 9:43:06). Bei den Halbmarathon-Amazonen holten sich die Regensburgerinnen ebenfalls Rang drei (4:00:47), in der 3 x 800-Meter-Staffel wurde sie Sechste (6:41,89), wobei die Frauen der LAC Quelle Fürth hier mit Rang drei und 6:29:16 Minuten sogar auf Augenhöhe mit den Teams des SC Potsdam und des TSV Bayer Leverkusen waren. Zur Abrundung sei noch der elfte Platz von Jennifer Reinelt (1. FC Passau) über 100 Meter Hürden erwähnt (13,47 Meter), eine Leistung, die angesichts der aktuellen Leistungsdichte bei Deutschlands Hürdensprinterinnen mit drei Läuferinnen unter 13 Sekunden nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Nicht auszudenken, wenn man den sensationellen Sieg der gebürtigen Kemptenerin Verena Sailer bei den Europameisterschaften in Barcelona auch noch zur bayerischen Bilanz addieren könnte. So belegten in den Sprintwettbewerben als Beste Rebekka Eberle (TV Gunzenhausen) über 200 Meter Platz 17 (24,07 Sekunden) und Anja Wurm (LG Stadtwerke München) über 100 Meter Rang 19 (11,79 Sekunden).

Schöne Erfolge feierten Bayerns Geherinnen. Sabine Schmidt (SpVgg Niederaichbach) erging sich über 5000 Meter auf der Bahn Position neun (26:21,89 Minuten), noch vor Maria Unterholzner (TV Altötting) als Zehnter (26:23,02 Minuten), während sie über die 10 Kilometer-Distanz sogar die siebtbeste Zeit Deutschlands erzielte (53:39 Minuten). Ihre Vereinskameradin Katrin Eggl wurde über 20 Kilometer Neunte (1:58:21 Stunden).

Michelle Weitzel unter Deutschlands besten Weitspringerinnen

Nicht ganz mit den Resultaten ihrer Kollegen mit den schnellen Beinen können Bayern Technikerinnen mithalten. Bei den Springerinnen schaffte es lediglich Michelle Weitzel (LG Telis Finanz Regensburg) mit 6,49 Meter im Weitsprung als Achte unter die besten Zehn. Nach hoffnungsvollem Saisonbeginn und Bronze bei den Deutschen Hallenmeisterschaften sowie Silber im Mehrkampf durchkreuzte eine Verletzung ihre ehrgeizigen Saisonpläne. Im Disziplinberech „Wurf“ schleuderten Susanne Rosenbauer (TSV Schwaben Augsburg) und Sandra Schaffarzik (ESV Nürnberg-Rangierbahnhof) den Speer auf 55,90 Meter (Siebte) beziehungsweise 54,84 Meter (Zehnte). Als zehntbeste Siebenkämpferin 2010 rangiert Ulrike Hartz (ESV Nürnberg-Ranggierbahnhof; 5601), während die Deutsche Vizemeisterin Annelie Schrader (MTV 1881 Ingolstadt) mit 5356 Zähler als Zwölfte in der Rangliste steht. Die Mannschaft des MTV 1881 Ingolstadt holte sich nicht nur Silber bei der Mehrkampf-DM in Potsdam, sondern auch den zweiten Platz in der Rangliste (14 909) vor dem 1. FC Passau (Fünfte mit 13 602) und dem LAZ Inn (Neunte mit 13 124).