Tobias Unger stellte 2010 einen neuen bayerischen 100-Meter-Rekord auf.

Malte Mohr will auch im kommenden Jahr hoch hinaus.

Bayerns Langstrecken-Hoffnung kommt aus Regensburg: Philipp Pflieger.

Florian Orth.

Martin Conrad.

Richard Friedrich.

Denis Pyka.

Jonas Plass.

David Gollnow.

Felix Hentschel (links).

30.12.2010 17:20 // Von: Reinhard Köchl

DLV-Bestenliste Männer 2010: Viele heiße Eisen und zwei neue Bayern-Rekorde

Bayern Leichtathletikfans haben berechtigten Anlass, sich richtig auf die WM im kommenden Jahr in Daegu und die Olympischen Spiele 2012 in London zu freuen. Nimmt man die Top Ten-Platzierungen der Männer in der abgelaufenen Saison als Maßstab, so befinden sich gleich mehrere „heiße Eisen“ im Feuer. Sechs Mal Rang eins (noch ohne den Neu-Münchner Kamghe Gaba; 400 Meter-Erster) in Deutschland zeugen von einer Qualität der weißblauen Athleten, wie es sie seit einigen Jahren nicht mehr gab.

Dass zwei namhafte Neuzugänge der LG Stadtwerke München sogar jeweils neue bayerische Rekorde aufstellten, ging im allgemeinen Trubel um die EM fast ein wenig unter. Obwohl es für Sprinter Tobias Unger in der Einzelkonkurrenz über 100 Meter in Barcelona nicht nach Wunsch lief, holte er dort doch mit der 4 x 100 Meter-Staffel Bronze, übertraf mit 10,14 Sekunden zuvor in Mannheim die Uralt-Bestmarke von Christian Haas (LAC Quelle Fürth), der am 24. Juni 1983 in Bremen 10,16 Sekunden lief, und belegte am Ende sogar Platz eins in der DLV-Rangliste. Hervorragender Dritter wurde hier sein Freund und Vereinskamerad Marius Broening (10,26 Sekunden).

Gleiches gilt für Malte Mohr, den Stabhochsprung-König – nicht nur von München oder Bayern, sondern der gesamten Bundesrepublik. Auch er hat seinen enttäuschenden Auftritt in der katalanischen Metropole längst vergessen lassen. Schließlich löste er am 1. September in Aachen mit übersprungenen 5,90 Meter seinen Trainingspartner Tim Lobinger als Bayerischen Rekordhalter ab und möchte nach der Hallen-Vizeweltmeisterschaft nun auch im Freien unbedingt eine internationale Medaille. Klappt es schon in Daegu oder spätestens in London? Lobinger, der ewig junge, inzwischen auch schon 38-jährige Höhenjäger, kam mit 5,50 Meter immerhin noch auf einen guten neunten Rang in der Bestenliste. Vierter wurde hier der Dritte im Bunde der Münchner Trainingsgemeinschaft, Fabian Schulze (5,70 Meter).

Philipp Pflieger auf dem Sprung

Eine Klasse für sich stellt auch die Mittel- und Langstreckenhoffnung Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg) dar. Über 3000 Meter machte dem schlaksigen Schwaben im blauen Telis-Trikot in diesem Jahr keiner die Poll-Position in Deutschland streitig (7:55,99 Minuten), weder Arne Gabius (LAV asics Tübingen) noch Sebastian Hallmann (LG Stadtwerke München), der immerhin Rang vier in 8:04,63 Minuten einnimmt. Pflieger holte sich mit der Regensburger Meisterstaffel über 3 x 1000 Meter mit seinen Vereinskameraden Felix Plinke und Sebastian Orth noch einmal Platz ein (7:12,25 Minuten), gefolgt vom Trio des LAC Quelle Fürth (7:14,56 Minuten) als Zweitplatziertem. Auch über 5000 (Zweiter in 13:46,02 Minuten), 10 000 (Sechster in 29:13,42 Minuten), über 1500 Meter sowie im 10-Kilometer-Straßenlauf (jeweils Elfter in 3:34,03 beziehungsweise 30:00 Minuten) mischt der laufende Rohdiamant aus der Oberpfalz ganz vorne mit.

Der 21-jährige Orth findet sich zudem als Sechster über 1500 Meter (3:40,60 Minuten) und Elfter über 3000 (8:11,98 Minuten) sowie über 800 Meter (1:49,08 Minuten) ebenfalls in der absoluten Spitzengruppe und gehört wie Pflieger zu den Läufern, die in den kommenden Monaten zu beachten sein dürften. Nicht nur in dieser Hinsicht können die Regensburger voller Hoffnung in die nahe Zukunft sehen.

Über die zwei Stadionrunden gibt freilich ein anderer Bayern den Ton an: Trotz seiner neu entdeckten Qualitäten als „Hase“ bei diversen Top-Meetings schaffte es Martin Conrad (LAC Quelle Fürth), mit sehr guten 1:48,44 Minuten auf Rang sieben in der Endabrechnung zu landen. Über 1000 Meter steht sogar der fünfte Platz in 2:22,78 Minuten zu Buche. Auch für den inzwischen 33-jährigen Sebastian Hallmann war 2010 durchaus ein gutes Jahr. Neben seiner bereits erwähnten 3000-Meter-Leistung schnappte sich der Münchner jeweils Platz fünf über 5000 (13:56,83 Minuten) und 10 000 Meter (29:09,30 Minuten), während über 10 Kilometer auf der Straße noch Rang 13 heraussprang (30:09 Minuten).

Friedrich schiebt sich in die Marathon-Elite

Richard Friedrich schließlich, der „laufende Motor“ der LG Passau, kam über 10 000 Meter auf einen achtbaren neunten (29:55,95 Minuten) und über 5000 Meter auf den elften Platz (14:09,28 Minuten). Über die Halbmarathondistanz lagen sogar nur drei Konkurrenten vor ihm (1:06:02 Stunden), genauso wie bei seiner Marathonzeit von 2:20:43 Stunden. Hier rangiert mit Denis Pyka (LG Telis Finanz Regensburg) der Deutsche Meister vor ihm auf Rang drei (2:20:09 Stunden). Pyka steht außerdem noch als Siebter in der Halbmarathon-Rangliste (1:06:16 Stunden) vor dem Achten Manuel Stöckert (TSV Ostheim von der Rhön; 1:06:28 Stunden), der außerdem als elfbester 10 000 Meter-Läufer in den Analen steht (30:26,83 Minuten).

Geradezu glanzvoll präsentiert sich Bayerns diesjährige Mannschaftsbilanz. Allein über die halbe Marathonstrecke gibt es sage und schreibe fünf Teams aus dem Freistaat unter den besten Zwölf, wobei die LG Passau mit Richard Friedrich, Raphael Viellehner und Tobias Schreindl als Deutschlands Jahresbeste den Vogel abschießt. Platz drei geht an die LG Telis Finanz Regensburg, Siebter wurde die LG Stadtwerke München, Neunter der TSV Ostheim von der Rhön und Zwölfter der LLC Marathon Regensburg. Über die vollen 42,195 Kilometer kamen die Trios der LG Telis Finanz Regensburg auf Rang zehn und der LAC Quelle Fürth auf den elften Platz. Bei den 10 Kilometern schaffte es die Mannschaft der LG Passau auf den vierten Platz, unmittelbar vor der LG Telis Finanz Regensburg (Fünfte), der LG Stadtwerke München (Neunte), der LG Erlangen (Elfte) und der LG Passau (Zwölfte).

Immer noch als Exoten gelten die Ultra-Läufer, die selbst vor Distanzen von 100 Kilometern nicht zurückschrecken. Gerade deshalb wohl präsentiert sich Bayern in diesem Bereich ebenfalls hervorragend aufgestellt. Mit Matthias Dippacher (TV Jahn Kempten) verfügt das Bundesland über den zweitbesten Deutschen des Jahres (7:15:53 Stunden). Auf den Rängen neun, zehn und elf folgen Rainer Wilfried Koch (Laufgemeinschaft Würzburg; 7:46:24), Christian Jakob (ESV SF Neuaubing; 7:47:06) und Robert Wimmer (TSV Zirndorf; 7:52:16). Die Gehsportinitiative des Bayerischen Leichtathletik-Verbandes trug erste kleinere Früchte durch einen sechsten Platz von Helmut Prieler (SpVgg Niederaichbach) über 50 Kilometer (4:53:20 Stunden), Rang neun durch Nischan Daimer (SV Breitenbrunn) über 20 Kilometer (1:41:16 Stunden) sowie Position sieben für die Mannschaft des SV Breitenbrunn über die gleiche Distanz.

Rasp und Gollnow über 200 Meter in den Top Ten

Neben den Top-Sprintern der LG Stadtwerke München konnten sich mit dem Deutschen Juniorenmeister Christian Rasp (LG Karlstadt-Gambach-Lohr; 21,05 Sekunden, Neunter) und David Gollnow (TSV Erding; 21,06 Sekunden, Zehnter) zwei Bayern unter den besten zehn 200 Meter-Sprinter der Republik schieben. Gollnow gelang überhaupt im abgelaufenen Jahr ein deutlicher Sprung nach vorne. Seine verbesserten Sprintfähigkeiten nutzte der 21-jährige Student noch zu einer neuen Bestzeit in der Spezialdisziplin, den 400 Meter Hürden (50,47 Sekunden), was gleichzeitig Rang fünf in der DLV-Rangliste bedeutete. Hinter ihm auf Platz acht reihen sich Tobias Giehl (LG Würm Athletik; 51,77 Sekunden) und auf Zwölf Mario Saur (TSV Dinkelsbühl; 52,17 Sekunden) ein. Obwohl nicht in Bestbesetzung, also ohne Tobias Unger, steht die 4 x 100 Meter-Staffel der LG Stadtwerke München mit 40,43 Sekunden auf einem guten zweiten Rang. Bei den Deutschen Meisterschaften in Braunschweig verpatzte das Münchner Quartett bekanntlich im Endlauf den letzten Wechsel.

Eine feste Größe im Reigen der besten Viertelmeiler Deutschlands stellt seit dem vergangenen Jahr Jonas Plass (asics Team Wendelstein) dar. Der 24-Jährige durfte einmal mehr mit der 4 x 400 Meter-Staffel zu einem Großereignis – in diesem Fall die EM in Barcelona – fahren und kam dort im Vorlauf zum Einsatz. In der 400-Meter-Rangliste belegt er 2010 mit 46,55 Sekunden Platz sieben. Zwei vielversprechende weißblaue Zukunftshoffnungen tauchen bei einem Blick auf die Reihung der besten 3000-Meter-Hindernisläufer auf. Platz drei nimmt hier der Neu-Regensburger Felix Hentschel (LG Bamberg; 8:46,38 Minuten) ein, nicht minder stark ist der fünfte Rang von Daniel Götz (LAC Quelle Fürth; 8:50,71 Minuten). Elfter wurde schließlich der Jugendliche Martin Grau (TSV Höchstadt/Aisch) mit seiner Moncton-Zeit von 8:55,15 Minuten.

Die technischen Disziplinen hinken erfahrungsgemäß auch bei den Männern etwas hinter den Resultaten der Läufer her. Im Dreisprung lauert Manuel Ziegler (LG Telis Finanz Regensburg) auf Platz sechs (15,77 Meter), der Deutsche Jugendmeister Manuel Bigelmaier (LAZ Kreis Günzburg) kommt mit seinen 15,29 Meter schon auf Rang elf. Die magische 20-Meter-Marke schon in Sichtweite hat Kugelstoßer Robert Dippl (LAC Quelle Fürth). Seine 19,20 Meter reichten für Position sieben. Auch Hammerwerfer Jerrit Lipske (LG Stadtwerke München) steht kurz vor dem Durchbruch der „Schallmauer“ von 70 Metern (69,47 Meter; Neunter). Weitspringer Oliver Koenig (LG Stadtwerke München) kam nach einer langwierigen Verletzungen auf 7,67 Meter (Platz elf).