Alexandra Burghardt. Foto: Gladys Chai von der Laage

04.03.2023 00:52 // Von: leichtathletik.de

Hallen-EM Istanbul: Alexandra Burghardt bei Kambundjis Meisterschaftsrekord auf Platz sieben

Sprinterin Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen) hat im 60-Meter-Finale der Hallen-Europameisterschaften in Istanbul (Türkei) Rang sieben belegt. Die 28-Jährige sprintete in 7,24 Sekunden eine ähnliche Zeit wie im Halbfinale. Siegerin Mujinga Kambundji stellte den 37 Jahre alten Meisterschaftsrekord ein.

Bereits im Halbfinale hatte Mujinga Kambundji unmissverständlich klargemacht, dass der EM-Titel über 60 Meter in Istanbul nur über sie gehen würde. Die Schweizerin, die vergangenes Jahr Gold bei den Hallen-Weltmeisterschaften über 60 und bei den Europameisterschaften über 200 Meter gewonnen hatte, war als Jahresschnellste angereist und hatte diese Position im Halbfinale mit 7,05 Sekunden untermauert. Und auch dem Finale drückte sie am Freitagabend ihren Stempel auf: In 7,00 Sekunden dominierte die 30-Jährige das Rennen und stellte den Meisterschaftsrekord der Niederländerin Nelli Cooman, erzielt 1986 in Madrid (Spanien), ein.

 

Gold blieb damit in der Schweiz: Vor zwei Jahren hatte Kambundjis Landsfrau Ajla del Ponte in ebenfalls starken 7,03 Sekunden gewonnen. Über Silber jubelte in Istanbul Ewa Swoboda, die Hallen-Europameisterin von 2019. Die Polin stellte in 7,09 Sekunden ihre Saisonbestleistung ein. Bronze ging an die EM-Dritte über 100 Meter aus Großbritannien Daryll Neita (7,12 Sekunden).

 

Auf Platz sieben sprintete die deutsche Teilnehmerin Alexandra Burghardt, einstige Trainingspartnerin von Kambundji in Mannheim, ins Ziel. Sie fand im Finale nicht optimal ins Rennen, konnte aber in 7,24 Sekunden noch einmal eine solide Zeit abrufen. Zudem stellte sie ihre Konstanz unter Beweis: Im Vorlauf war sie exakt gleich schnell, im Halbfinale eine Hundertstel schneller unterwegs gewesen. "Durch die ganze schlechte Vorbereitung, weil ich erst kurz vor Weihnachten schmerzfrei sprinten konnte, fehlt einfach etwas"  stellte Burghardt hinterher fest. "Da ist mir heute auch bewusst geworden, dass ich nicht zaubern kann. Fürs Finale wollte ich am Start alles riskieren, um die nötigsten Hundertstel für unter 7,20 Sekunden rauszuholen. Das ist einfach die Range, in der ich gerade unterwegs bin. Ich würde es wieder so machen. Wenn nicht, wäre ich vielleicht eine 23 gelaufen und hätte ich den Start getroffen, vielleicht eine 19. Im Moment überwiegt die Freude, nach so einer schlechten Vorbereitung im Finale gewesen zu sein. Jetzt volle Kraft richtig Sommer, da bin ich zuversichtlich. In meiner bisher besten Saison bin ich auch eine 7,24 in der Halle gelaufen.

 

Vize-Europameister Tobias Potye (LG Stadtwerke München) musste in der Hochsprung-Qualifikation bei 2,19 Meter in den dritten Versuch, denn sein zweiter war zwar deutlich drüber, mit dem Speed eines schnellen Anlaufs riss er die Latte jedoch mit den Waden. Im dritten Versuch blieb die Latte liegen. Es sollte die Höhe bleiben, die die Final-Teilnehmer von den Ausgeschiedenen trennte. Denn Tobias Potye war der achte Athlet, der sie meisterte – und der letzte. So konnten die Hochspringer anschließend ihre Tasche packen. Zufrieden dürften dabei besonders Favorit Andriy Protsenko (Ukraine), der Dritte der zurückliegenden Hallen-EM Thomas Carmoy (Belgien), der Pole Norbert Kobielski und der Niederländer Douwe Amels gewesen sein. Denn sie leisteten sich keinen Fehlversuch.

 

"Mir war schon klar, dass eine Qualifikation ihre eigenen Gesetze hat", wusste Potye. "Und heute hat das mal wieder zugeschlagen. Ich bin froh, dass es mir nicht wie letztes Jahr in Eugene passiert ist und ich gar nicht mehr die Kontrolle übernehmen konnte. 2,19 Meter im Zweiten habe ich irgendwie übersteuert. Das war schade, aber das hat mich dann gezwungen mal abzuspringen und ein bisschen was zu zeigen. Wenn man das bei 2,08, 2,14 Metern verpasst, dann wird es happig, wenn es etwas höher wird. Es war auf jeden Fall ein kleiner Weckruf. Am Sonntag darf man gar nicht schlafen. Ich bin jetzt schon ein bisschen erleichtert. Ich will im Finale eine richtig gute Performance hinlegen, nicht so wie heute, und vorne mitspringen. Ich würde mich über eine Bestleistung freuen, die muss man auch springen, wenn man um die Medaillen mitkämpfen will."