Noah Möller gelang in Gilching in einer bayerischer Rekord / Hannah Schreiber pulversierte ihre Bestzeit / Aufmerksame Zuhörer beim Hindernis-Workshop mit Torsten König / Sofort nach dem Wassergraben wieder Tritt fassen / Deutlich im Aufwind in Bayern ist das Bahngehen beim Nachwuchs / Florian Hiller und Katharina Auer gelangen tolle Zeiten über 300 Meter Hürden. Alle Fotos: Claus Habermann

04.05.2023 15:53 // Von: Torsten König

"Krummes Ding" in Gilching eröffnet Saison mit Teilnehmerrekord und schlechtem Wetter

Petrus war am Wochenende wahrlich kein Leichtathlet – und trotzdem fanden fast 250 Sportler aus ganz Bayern ihren Weg nach Gilching zur traditionellen Bahneröffnung auf den so genannten krummen Strecken. Das Meeting ist mittlerweile etabliert, genauso wie die Idee, sich zum Saisonbeginn erst einmal ohne Vergleichsdruck auf den Unterdistanzen zu messen und Wettkampfluft zu schnuppern, bevor es auf die Jagd nach Qualis und Bestzeiten geht.

Das Konzept lockt mittlerweile auch Sportfreunde aus ganz Deutschland. In diesem Jahr kamen unter anderem Gäste aus Bremen, Niedersachsen, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und sogar Frankreich – auch um die selten angebotenen Hindernisse in Angriff zu nehmen. Erfreulich war aber auch, dass der bayerische Nachwuchs über alle Disziplinen so zahlreich vertreten war. Dies machte sich bei den Bahngehern bemerkbar, die in München mittlerweile einen eigenen Stützpunkt betreiben. Bei den Hindernissen gab es in Gilching im Vorfeld sogar einen gemeinsam mit dem BLV initiierten Workshop, bei dem unter anderem Athleten der LG Stadtwerke München, LG Würm Athletik und des TSV Penzberg gemeinsam trainierten.

 

Ein grosses Starterfeld mit 30 Gehern und Geherinnen zeigt auch hier, dass sich das Bahngehen beim Gilchinger Meeting etabliert hat. Beachtlich dabei, in diesem Jahr waren 15 Athleten aus dem Nachwuchsbereich U16-U20 am Start. Und so konnten gleich beim ersten Bahngehen der Freiluftsaison zahlreiche DM Qualinormen und persönliche Bestleistungen erreicht werden.

 

Im 5.000m Bahngehen war Julia Schmidt (SpVgg Niederaichbach) mit neuer persönlicher Bestzeit von 25:36,20 Minuten die schnellste an diesem Tag und gewann - obwohl noch U20 - die Wertung aller Altersklassen. Sie kann damit die Planungen für Rostock starten. Ebenso wie Tamino Mittag in der U18 (TSV Jetzendorf) der ebenfalls mit neuer PB von 26:58,70 Minuten überzeugte. Mit gleichmässigen Rundenzeiten und einer schnellen Schlussrunde sicherte er sich neben der DM Quali für Rostock auch gleich noch die BLV Kadernorm sowie den Startplatz für die U20 Hallen DM im nächsten Winter.

 

Im 3000-Meter-Bahngehen der U 16 gab es gleich drei DM-Normerfüllungen. Lina Hartung (LG Augsburg; 18:21,15 Minuten) und Mona Friedrich (LG Würm Athletik; 18:48,09 Minuten) unterboten beide die Norm für das Bahngehen in Stuttgart. Beide Geherinnen benötigen nun noch die Zusatznorm aus einem alternativen Disziplinblock, welche bei der U 16 für die Teilnahme bei Deutschen Meisterschaften gefordert wird. Diese Zusatznorm sicherte sich in Gilching die Hammerwerferin Anja Kehrle (DJK Memmingen; 21:30,17 Minuten). Die Hauptnorm im Hammerwerfen hatte sie bereits und wählte die Disziplin Gehen für die Zusatznorm. Wie sich zeigte, mit Erfolg.

 

Dass der bayerische Gehernachwuchs weiter auf dem Vormarsch ist, zeigte sich auch bei den Leistungen der Altersklassen W 14 sowie beim Schnuppergehen über 1000 Meter. Beim 3000 Meter-Bahngehen der W 14 ragte Valentina Schuster (LG Würm Athletik) heraus. Mit 19:22,45 Minuten verbesserte sie ihre persönliche Bestleistung um über eine Minute und knackte - obwohl erst 2024 startberechtigt - schon mal vorab die Hauptnorm für die U 16-DM.

 

Noah Möller verbesserte bayerischen Rekord

 

Die herausragendste Leistung unter den auch wieder zahlenmäßig gut vertretenen Hindernisläufern ging auf das Konto von Noah Möller (TSV 1860 Bad Staffelstein). Der 15-jährige Oberfranke sorgte bei den 1500 Metern Hindernis mit einer schnellen Anfangsrunde für mächtig Fahrt. Am Ende sprangen 4:37,88 Minuten und damit ein neuer bayerischer Rekord der M 15 heraus. Nachdem Möller drei Tage vorher auch schon die Zusatznorm für die Deutschen Schülermeisterschaften über 300 Meter locker erfüllte, kann er sich nun ohne Hast auf die nationalen Titelkämpfe vorbereiten. Dies gilt auch für die Damensiegerin über 2000 Meter Hindernis. Hannah Schreiber (LAC Quelle Fürth und Schülerin der Bertolt-Brecht-Sportschule Nürnberg) gehört zwar noch der U 18 an, gewann aber in 7:16,71 Minuten die Wertung sämtlicher Altersklassen und kann nach ihren sehenswerten Alleingang und einer Verbesserung ihres Hausrekordes um über 30 Sekunden in Ruhe für Rostock planen. Bei den gleichaltrigen Jungen sind Levin Saveur (TV Kaufbeuren; 6:22,44 Minuten) und Moritz Gutowski (LG Stadtwerke München; 6:28,63 Minuten) sicher an der Ostseeküste dabei. Der Sieger der U 18, Finn Müller (LAC Degerloch; 6:19,40 Minuten) kam dabei aus Baden-Württemberg und unterstrich die Strahlkraft des Gilchinger Meetings „Krumme Strecken“. Neben den gestandenen Nachwuchsathleten schnupperten auch viele Talente in die Hindernisszene hinein. Am erfolgreichsten war dabei Emil Oppelt (LG Sempt) aus der M 14, der mit 4:58,84 Minuten auf Anhieb unter fünf Minuten blieb.

 

Auch im Langsprint gab es gleich zwei Normerfüllungen in der Nachwuchsklasse U 16 zu bejubeln: Florian Hiller (LG Stadtwerke München) unterbot die geforderten 45,5 Sekunden über 300 Meter Hürden deutlich mit beachtlichen 43,23 Sekunden, und auch Katharina Auer (SWC Regensburg) konnte sich über die gerannten 47,49 Sekunden freuen und blieb rund eine halbe Sekunde unter den geforderten 48,0 Sekunden. Bei den Männern zeigten in einem eindrucksvollen Rennen über 300 Meter Michael Schäfer in 34,41 und Michael Adolf in 35,26 Sekunden (beide TSV Gräfelfing) sowie Alessandro Rastelli (LG Stadtwerke München; 34,56 Sekunden), dass sie im Sommer über die 400 Meter mitreden wollen.