Hans Zenzinger und sein Schützling Sabrina Zeug. Foto: Thomas Plettenberg

22.06.2023 17:47 // Von: Sabine Kirchmair-Miesbacher Merkur

Mehr als nur ein Trainer: Bayerns Leichtathleten trauern um Hans Zenzinger

Die bayerische Leichtathletik trauert um Hans Zenzinger. Im Alter von 78 Jahren erlag der bekannte und beliebte Wurftrainer nun einer langen Krankheit.

Die Leichtathletik war sein Leben. Von Anfang an war der gelernte Handelsvertreter, der über die Sparte Turnen in der SG Hausham zur Leichtathletik kam, bei der 1973 gegründeten Leichtathletikgemeinschaft Oberland dabei. „Zu seiner aktiven Zeit war er no a dünner Haring und sogar beim Turnfest in Berlin dabei“, sagt Hans Breitschafter, langjähriger Wegbegleiter und Spartenleiter der SG Hausham. Weitsprung und Speerwurf waren die Paradedisziplinen von Hans Zenzinger, auch wenn es in diesen nie zu einem großen Titel gereicht hat. Mit dem Schleuderball und im Steinstoßen aber konnte der junge Athlet deutsche Vize-Meistertitel holen.

 

Von 1980 bis 1990 übernahm Zenzinger dann den Posten des Vorsitzenden in der LG Oberland. Doch seine ganz große, erfolgreiche Sportzeit sollte noch auf ihn warten – als Trainer. Als sich vor knapp 20 Jahren bei der SG Hausham und der LGO eine sehr talentierte junge Mannschaft herauskristallisierte, unter anderem um Alexander Gilch und Sabrina Zeug, fing der Haushamer, der auch gerne Tennis spielte, richtig Feuer. Er trainierte die Talente, zu denen kurz später auch Christina Stumböck gehörte, akribisch und mit ungeheurem Herzblut in den Wurf- und Stoßdisziplinen.

 

„Er war viel mehr als ein normaler Trainer“, sagt Sabrina Zeug. „Für den Leichtathletik-Sport war er ein echter Kämpfer“, so BLSV-Kreisvorsitzende Helga Zimmermann. Ständig vergrößerte er sein Wissen, feilte an Techniken seiner Athleten, schrieb Trainingspläne um Trainingspläne, passte jede Einheit individuell an. Während Corona gab Zenzinger Anweisungen per Telefon oder Videocall. Nichts ließ er aus, um seine Talente zu unterstützen und sie professionell zu fördern. Immer wieder übernahm er das Athletiktraining der Fußballer der SG Hausham und des SC Wörnsmühl, deren Teams er auch als Zuschauer verfolgte. Für die Haushamer Skifahrer stand er als Berater zur Verfügung.

 

Dass es hier und da zu Meinungsverschiedenheiten kam, lag auch in seinem Naturell begründet. „Mit ihm konnte man sehr gut hackeln, aber link war der Hans nie, in all den 50 Jahren nicht, die wir zusammen im Sport erleben durften“, so Breitschafter. „Aber immer half er, wo er nur konnte.“

 

Aufrichtig, ehrlich und authentisch war Zenzinger. Da konnte ihn selbst eine Krebserkrankung nicht einbremsen. „Die Erfolge seiner Schützlinge ließen ihn jedes Mal wieder aufblühen“, so Breitschafter. Keine Frage, Hans Zenzinger durfte oft feiern: Allein Christina Stumböck und Sabrina Zeug sammelten bayerische und nationale Titel, unter anderem im Diskuswurf und im Kugelstoßen. Vor allem mit SabrinaZeug verband Zenzinger eine langjährige innige Freundschaft. „Die beiden darf man nicht auf einem Wettkampf erleben, da streiten und schimpfen die wie ein altes Ehepaar“, hat einmal Sabrinas Vater Peter Zeug lachend die beiden beschrieben. „Aber das war seine Art, mich zu motivieren“, sagt sein Schützling.

 

Dass Sabrina Zeug im vergangenen Jahr bei der Bayerischen Wurf-Fünfkampf-Meisterschaft einen neuen deutschen Punkterekord aufgestellt hat, das erfüllte Zenzinger mit großer Freude, ebenso dass sie endlich von den Lesern der Heimatzeitung unter die besten Sportler des Jahres im Landkreis Miesbach gewählt wurde.

 

Am Abend des 20. Juni schlief Hans Zenzinger zu Hause ein – im Beisein seiner Schwester Magdalena und von Sabrina Zeug.