Auch in der Halle ein Erfolgsgarant: Jannika John.

Spurten auf Teufel-komm-raus: (von links) Julian Speyerer, Marc-Kevin Müller und Laurin Walter.

Julia Ott verfehlte ihre Bestleistung nur knapp.

Sinéad Ebert (links) hatte die Nase über 200 Meter vorne.

Jonas Koller (links) lief ein taktisch kluges Rennen.

Verbissen nur das Ziel vor Augen: Tobias Schneider (links) und Thomas Schiller (Mitte).

Felix Bär behielt den Dreisprung-Titel in seinem "Wohnzimmer". Fotos: Kiefner

16.01.2011 21:03 // Von: Reinhard Köchl

Bayerische A-Jugend-Hallen-MS: Schwache Felder, starke Jannika John und Julia Ott

Die Spreu vom Weizen war schnell getrennt bei den Bayerischen Hallenmeisterschaften der A-Jugendlichen am Samstag in der Fürther Quelle-Halle. Erschreckend kleine Starterfelder ließen den Kampf um den Titel in einigen Disziplinen fast schon zur Farce geraten. Dennoch gab es bei mustergültiger Organisation wieder einige herausragende Leistungen zu bestaunen. Die Highlights setzten diesmal Langstrecklerin Jannika John (LAC Quelle Fürth) und Stabhochspringerin Julia Ott (TV 1860 Gunzenhausen).

Ob es an den ungewohnten Modalitäten des neuen Online-Meldesystems im Bayerischen Leichtathletik-Verband lag, an der grassierenden Grippewelle oder an einem schlimmen Verkehrsunfall, der die A 9 für etwa eine Stunde komplett blockierte, konnte am Schluss der Veranstaltung niemand genau sagen. Fakt war jedenfalls die einmal mehr allenfalls überschaubare Zahl von Teilnehmern bei den BLV-Meisterschaften der A-Jugendlichen. Jannika John, die erst vor einem Monat bei der Cross- EM in Portugal ihre internationale Feuertaufe bestanden hatte, musste sich in ihrem 3000 Meter-Rennen zum Beispiel lediglich zwei Gegnerinnen stellen. Dass sich dabei ein Rennen gegen die Uhr entwickelte, versteht sich angesichts der Umstände fast von selbst. Schon nach einer Runde setzte sich John von ihren Kontrahentinnen ab und kämpfte von da an nur noch gegen die Zeit. Die war mit 9:47,75 Minuten allerdings schon eine Klasse für sich.

In wirklich blendender Form befindet sich derzeit Stabhochspringerin Julia Ott. Nach ihren 3,76 Meter bei den Nordbayerischen Meisterschaften in der Vorwoche an gleicher Stelle ließ die 17-Jährige nun glänzende 3,81 Meter folgen. Auch ihre Versuche über die neue persönliche Bestleistung von 3,91 Meter sahen allesamt vielversprechend aus. Zweite wurde hier Karen Ettinger (LAZ Kreis Würzburg) mit 3,50 Meter vor Sabine Gammel (LG Region Landshut) mit 3,30 Meter. Elke Boxhammer (LAZ Inn), die zweifache deutsche B-Jugendmeisterin über 100 Meter Hürden, setzte sich nach einem verletzungsbedingten „hürdenfreien“ Jahr 2010 im 60 Meter-Hürdensprint knapp gegen die B-Jugendliche Laura Weiß (TV Bad Kötzting) in 8,94 zu 8,98 Sekunden durch. Einen Favoritensieg gab es auch bei den jungen Männern, wo Sebastian Barth (LG Würm Athletik) in 8,11 Sekunden gegen den Mehrkämpfer Johannes Hock (TV 1884 Marktheidenfeld; 8,25 Sekunden) die Oberhand behielt. Hock holte sich jedoch den Titel im Kugelstoßen mit einer Weite von 15,28 Meter, wobei der Jugendliche Martin Schynoll (LG Landkreis Roth) mit 17,70 Meter außer Wertung eine noch weitaus bessere Leistung brachte.

Sprintduell zwischen Schneider und Schiller

Der Sprint lebte an diesem Samstag vom spannenden Duell Tobias Schneider (LG Karlstadt-Gambach-Lohr) gegen Thomas Schiller (LG Region Landshut). Schneider, der vom LAC Quelle Fürth zur LG Karlstadt-Gambach-Lohr gewechselt war, aber weiterhin in Fürth trainiert, tat dabei einen großen Schritt nach vorne, wie seine Bestzeiten über 60 Meter und 200 Meter dokumentieren. Über die kürzere Distanz landete der Neu-Karlstädter mit 7,06 zu 7,11 Sekunden vor Schiller auf dem Goldrang. Über 200 Meter kehrte der Landshuter dann mit 22,06 zu 22,46 Sekunden den Spieß um. Die 4 x 200 Meter-Staffel sah in der LG Region Landshut läuferisch klar das stärkste Quartett. Allerdings wurden die Niederbayern wegen Behinderung disqualifiziert, so dass die LG Karlstadt-Gambach-Lohr stattdessen auf Rang eins kam (1:32,90 Minuten). Bei der Mädchen-Staffel gab es ebenfalls einen Karlstädter Triumph in 1:47,18 Minuten.

Die 800 Meter-Läufe der Jungs blieben zwar von den Zeiten hinter den Erwartungen zurück, waren jedoch an Spannung kaum zu überbieten. Bei der Jugend A rang Viktor Jakuschew (SG Siemens Amberg; 1:59,13 Minuten) noch relativ klar mit 16 Hundertstel Abstand Tobias Budde (TSV Höchstadt; 1:59,29 Minuten) nieder. Die B-Jugendlichen allerdings lieferten sich einen Kampf auf Biegen und Brechen, bei dem am Schluss Marc Kevin Müller (TSV Penzberg; 2:02,74) mit drei Hundertstelsekunden Vorsprung auf den 14-jährigen A-Schüler Laurin Walter (LG Stadtwerke München; 2:02.77) und fünf Hundertstel von Julian Speyerer (LAV Neustadt; 2:02,79) die Nase vorne hatte. Eine Klasse für sich stellte Jonas Koller (LG Telis Finanz Regensburg) mit seinem clever gelaufenen Erfolg über 3000 Meter dar (8:52,33 Minuten) dar. Zunächst wechselte er sich mit Moritz Steininger (1. FC Passau) in einem rein niederbayerischen Kräftemessen ab, um sich auf dem letzten Kilometer souverän abzusetzen.

Michelle Weitzel kehrt wieder in die Wettkampfarena zurück

Die Kurzstrecken der Weiblichen Jugend A mauserten sich zu einer reinen Ansbacher Angelegenheit, bei der sich noch dazu zwei B-jugendliche Mädchen von der mittelfränkischen LG die Titel schwesterlich teilten. Zunächst setzte sich Hürdensprinterin Amelie-Sophie Lederer über 60 Meter gegen Katharina Eich (DJK Weiden) mit 7,78 zu 7,81 Sekunden durch. Richtig spannend machte es Sinéad Ebert über 200 Meter im Finale gegen Theresa Breunig (LAZ Obernburg-Miltenberg). Beide lagen hier nur um zwei Hundertstelsekunden auseinander (26,00/26,02 Sekunden). Starke Zeiten bot auch das 400 Meter-Finale, wo sich Kristina Reßler (TSV Peiting) hauchdünn in 57,23 Sekunden den Titel vor Isabell Hergenröther (TV Bad Kissingen; 57,26 Sekunden) holte. Über 800 Meter obsiegte Stefanie Müller (TSV Bobingen) in guten 2:13,20 Minuten, während im Weitsprung Anna-Maria Riss (LG Erlangen) Gold gewann (5,68 Meter). Außer Konkurrenz absolvierte hier Michelle Weitzel (LG Telis Finanz Regensburg), die vorjährige Dritte der Deutschen Hallenmeisterschaften der Frauen, ihren ersten Wettkampf nach längerer Verletzungspause. Das Ergebnis von 6,23 Meter lässt für die kommenden Aufgaben hoffen.

Felix Bär (LAC Quelle Fürth) nutzte sein Heimrecht und gewann den Dreisprung mit großem Vorsprung mit 13,74 Meter, während sein Vereinskamerad Jens Ebel im Weitsprung mit 6,81 Meter nicht zu schlagen war. Als Bayerischer Stabhochsprung-Meister 2011 darf sich überraschend Simon Ziegler (LG Telis Finaz Regensburg; 4,30 Meter) feiern lassen, während Simon Potye (FC Aschheim) 1,96 Meter zum Titelgewinn reichten. Beim einzigen Wettkampf der Aktivenklasse, den 4 x 400 Meter-Staffeln, konnte sich bei den Frauen die LAC Quelle Fürth den Titel sichern. Die Männerkonkurrenz beherrschte das Quartett der LG Würm Athletik mit U 21-400 Meter-Hürden-Europameister Tobias Giehl.