Robert Dippls Einstand in die Saison 2011 lässt auf weitere Großtaten hoffen.

Auch über die Hürden eine Klasse für sich: Alexandra Burghardt.

Schwesternliebe: Martina (links) freut sich über den Sieg ihrer Zwillingsschwester Julia Riedl.

Holte sich im Hochsprung ihren zweiten Bayerntitel: Michelle Weitzel.

Vier Freundinnen sollt ihr sein: Jennifer Reinelt (Zweite von rechts) schart ihre Endlaufkonkurrentinnen um sich.

Gratulationen für Hürdensieger Maximilian Bayer (links).

Starkes Finish, starke Vorstellung: Felix Plinke.

Bayernmeister mit einem Hundertstel Vorsprung: David Gollnow.

Der Maßstab im bayerischen Frauen-Kugelstoß: Alexandra Raabe.

Gewann die 200 Meter der Weiblichen Jugend B: Corona Bachmann. Fotos: Kiefner

23.01.2011 21:52 // Von: Reinhard Köchl

Bayerische Hallen-MS München, Tag 2: Fingerzeige von neuen und alten Hoffnungsträgern

Lichtere Starterfelder am Sonntag (bedingt durch den Wegfall der Kurzsprints), aber dennoch erneut einige wirklich exzellente Leistungen, die aufhorchen lassen, wie zum Beispiel von Kugelstoßer Robert Dippl, Lauf-Multitalent Corinna Harrer oder Dreispringer Katharina Schreck: Die zweite Hälfte der Bayerischen Hallenmeisterschaften 2011 in der Münchner Werner-von-Linde-Halle rundete eine alles in allem überaus gelungene Veranstaltung gelungen ab.

Es waren vor allem die Titelkämpfe der Jungen, die deutliche Fingerzeige für die Freiluftsaison gaben. Mit wem ist – möglicherweise auch auf internationaler Ebene – zu rechnen, wer hat im Winter gut trainiert, um sich als neuer oder (auch alter) Hoffnungsträger der bayerischen Leichtathletik profilieren zu können? Dabei fällt einem natürlich in erster Linie der Name Corinna Harrer ein. Die Mittelstrecklerin (trifft dieser Begriff angesichts ihrer vielseitigen Möglichkeiten überhaupt noch den Kern?) der LG Telis Finanz Regensburg gewann nach den 3000 Metern vom Vortag über die 1500 Meter ihren zweiten Bayerntitel in 4:23,13 Minuten vor ihren Vereinskameradinnen Christiane Danner (4:25,30 Minuten) und Susi Lutz (4:31,71 Minuten). Harrer und Danner machten – wie vorher mit ihres Trainers Kurt Ring abgesprochen – gemeinsame Sache und wechselten sich in der Führungsarbeit ab. Die Entscheidung über den Sieg fiel erst auf der letzten Runde. „Es war sauanstrengend“, bilanzierte Corinna Harrer ihr arbeitsreiches Wochenende in München, bei dem sie auch noch in der 4 x 200-Meter-Staffel der Regensburgerinnen ihre Frau stehen musste und eine Bronzemedaille ergatterte.

Die Gunst der Stunde nutzte Jannika John (LAC Quelle Fürth). Da der Lauf der Lauf der A-Jugendlichen mit den Frauen zusammengelegt wurde, heftete sie sich gleich an Harrers Fersen. Erfolgreich! Mit 4:29.31 Minuten verbesserte die 17-jährige Gymnasiastin ihre persönliche Bestzeit gleich um über fünf Sekunden und gehört neben Cross und Langstrecke auch auf der Mittelstrecke zu Deutschlands besten Nachwuchsläuferinnen.

Alexandra Burghardt verankert sich in der Rekordliste

Den vielleicht stärksten Eindruck, vor allem hinsichtlich der Zukunftsperspektiven, hinterließ freilich eine junge 16-jährige Athletin, die nach ihrer Galavorstellung am Samstag über die 60 Meter (7,50 Meter) am Sonntag über die 60 Meter Hürden der Weiblichen Jugend B noch einen draufsetzte. Die Zeit von 8,48 Sekunden nämlich, die Alexandra Burghardt (LAZ Inn) im Finale ablieferte, bedeuteten eine Verbesserung des bayerischen B-Jugendrekordes von Anja Wurm (damals noch LAC Quelle Fürth/TSV München 1860) um drei Hundertstelsekunden. Damit landete Burghardt um fast zwei Zehntel vor der Dritten der vorjährigen B-Jugend-DM, Amelie Sophie Lederer (LG Kreis Ansbach; 8,64 Sekunden). Ausgerechnet im Weitsprung, wo sie nach ihren 5,93 Metern bei den Südbayerischen Hallenmeisterschaften vor zwei Wochen für den U 20-Länderkampf in Osaka (Japan; 5. Februar) nominiert wurde, kam Alexandra Burghardt mit 5,54 Metern nur auf den dritten Platz. Dabei verzichtete sie auf ihre letzten drei Versuche. Der Sieg ging an Julia Schneider (LG Donau-Ries) mit 5,63 Meter.

Hoffnungsträger Nummer drei ist mit seinen 27 Jahren freilich schon ein alter Bekannter. Doch in diesem Jahr scheinen die Träume von Kugelstoßer Robert Dippl (LAC Quelle Fürth), endlich einmal über die magische 20-Meter-Marke stoßen zu können, keineswegs utopisch. Mit seinem besten Stoß von 18,48 Meter zeigte sich der blonde Hüne schon in ausgezeichneter Frühform. Als Katharina Schreck (TS Herzogenaurach) 2007 völlig überraschend im Nürnberger Frankenstadion die Silbermedaille bei den Deutschen Meisterschaften im Dreisprung gewann, hofften viele auf eine Fortsetzung des Höhenfluges. Doch die Entwicklung verlief holpriger als in der ersten Euphorie angenommen. Nun meldete sich die inzwischen 23-Jährige eindrucksvoll mit einem Satz von 13,10 Meter an der Spitze der deutschen Hallenbestenliste zurück.

Neues von den Riedl-Zwillingen: Julia vor Martina

Eine ebenso ungewöhnliche wie gute alte bayerische Tradition stellen die pfeilschnellen Zwillingsschwestern dar. Nach den Rockmeiers haben nun Martina und Julia Riedl (beide SC Vöhringen) die Rolle der „Speed Twins“ übernommen. Über die 200 Meter gab es diesmal allerdings eine eher seltene Reihenfolge. Nachdem Martina bislang stets auf der längeren Sprintdistanz ihre Schwester Julia erfolgreich im Zaum gehalten hatte, drehte diese nun in München den Spieß um und siegte bei den Frauen in 24,45 zu 24,51 Sekunden. Randnotiz: Martina und Julia Riedl trainieren in München beim früheren Rockmeier-Trainer Heinz Löser.

Einiges erwarten können die Leichtathletikfans 2011 auch von Michelle Weitzel (LG Telis Finanz Regensburg). Nach ihrem fulminanten Weitsprungerfolg vom Samstag (6,47 Meter) holte sich die Studentin nur 24 Stunden später auch den Hochsprungtitel mit neuer persönlicher Bestleistung von 1,77 Metern. Zweite wurde hier Carina Dörr (TSV Ochenbruck) mit 1,71 Meter. Auch im 60-Meter-Hürdenlauf schaffte es die Deutschen Junioren-Siebenkampfmeisterin von 2009 bis ins Finale, ging jedoch hier mit Platz vier (8,96 Sekunden) leer aus. Gegen die überragende Jennifer Reinelt (1. FC Passau) war jedoch kein Kraut gewachsen. Mit 8,37 Sekunden blieb sie nur eine Hundertstelsekunde hinter ihrer persönlichen Bestleistung zurück. Trotzdem freute sich Reinelt über ihre Zeit: „Mit dieser Leistung könnte ich vielleicht bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften in den Endlauf kommen.“

Ihr Gegenstück bei den Männern kommt aus Pfaffenhofen und heißt Maximilian Bayer (LG Donau-Ilm). Seine Siegerzeit von 8,04 Sekunden gehört in die oberste Güteklasse, ebenso wie die 3:49,89 Minuten, die der starke Felix Plinke (LG Telis Finanz Regensburg) mit einer fulminanten Schlussrunde über 1500 Meter hinlegte. Über 200 Meter der Männer freute sich David Gollnow (TSV 1862 Erding) über seine erfolgreiche Titelverteidigung. In 21,45 Sekunden setzte er sich im zweiten Zeitendlauf einen Wimpernschlag vor Florian Rentz (LG Stadtwerke München; 21,46 Sekunden) durch, der wie am Vortag über 60 Meter gegen Marius Broening mit Silber vorlieb nehmen musste. Christian Rasp (LG Karlstadt-Gambach-Lohr), der Deutsche Juniorenmeister über 100 und 200 Meter, kam in 22,19 Sekunden nur auf den vierten Platz, noch hinter seinem Clubkameraden Michael Fischer (21,73 Sekunden).

Alexandra Raabe beste bayerische Kugelstoßerin

Als einziger Viertelmeiler blieb David Genck (LG Donau-Ries) unter 50 Sekunden (49,82), während sich im Dreisprung Urs Buegger (DJK Weiden) mit 14,79 Metern vor den A-Jugendlichen Felix Bär (LAC Quelle Fürth; 14,16 Meter) schieben konnte. Das Kugelstoßen der Frauen liegt in Bayern seit geraumer Zeit fest in der Hand von Alexandra Raabe (LG Festina Rupertiwinkel). Auch Johanna Höcketstaller (TSV 1880 Wasserburg; 13,18 Meter) konnte den 14,25 Metern der 27-jährigen Medizinerin nichts entgegensetzen. Im Stabhochsprung kam Karen Ettinger (LAZ Kreis Würzburg) schließlich bei gleicher Höhe von 3,60 Meter vor der Österreicherin Daniela Höllwarth (LG Stadtwerke München) zu ihrem Titel.

Die gleiche Siegeshöhe, nämlich 3,60 Meter, gab es bei der Weiblichen Jugend B. Die neue Bayerische Hallenmeisterin kommt vom TSV Bad Endorf und heißt Salome Schlemmer. Starke Leistungen bestimmten das Bild des Weitsprungs der Männlichen Jugend B. Maximilian Entholzner (1. FC Passau) musste mit seinen 6,68 Meter schon alles auspacken, um den erst 14-jährigen Dimitri Antonov (TSV Bad Kissingen) auf den Silberrang zu verweisen (6,53 Meter). In die Rubrik „Talente“ fallen zweifelsohne auch Kugelstoßsieger Dennis Edelmann (TSV Dinkelsbühl; 16,05 Meter), Hochsprung-Meisterin Nadine Niemann (LA-Team Alzenau; 1,73 Meter), der 1500 Meter-A-Jugend-Sieger Valentin Unterholzner (LG Region Landshut; 4:04,49 Minuten), sein Pendant in der männlichen B-Jugend, Michael Pritzl (TSV 1860 Rosenheim; 4:18,66 Minuten) sowie die Goldmedaillen-Gewinnerin bei den Mädchen, Lena Fischer (TV Bad Kötzting; 4:43,68 Minuten).

Seinen zweiten Bayerntitel an diesem Wochenende holte Philipp Hackner (MTV 1881 Ingolstadt) in 22,81 Sekunden. Auch über 200 Meter mussten Lukas Maier (Athletik- und Sprintteam München; 23,04 Sekunden) und Dimitrios Salassidis (LAG Mittlere Isar; 23,10 Sekunden) wie am Vortag Hackners Überlegenheit anerkennen. Ähnlich souverän beherrschten Corona Bachmann  (LG Festina Rupertiwinkel) über die Hallenrunde das Feld der Weiblichen Jugend B (25,74 Sekunden) sowie Julian Hoffmann (ATS Kulmbach) die 60 Meter Hürden (8,40 Sekunden). Das Kugelstoßen entschied schließlich Anna Stemplinger (TuS Pfarrkirchen) mit 11,54 Meter. Alles Hoffnungsträger . . .