Einen üppigen Fresskorb gab es in Oberhaching für das Geburtstagskind Roland Fleischmann (Mitte) von seinen Dienstvorgesetzten Andreas Knauer (links) und Gerhard Neubauer (rechts). Foto: Köchl

22.03.2011 11:12 // Von: Reinhard Köchl

Sprung-Landestrainer Roland Fleischmann im Club der Sechziger

Er gilt als Urgestein in der Leichtathletik-Trainergilde Bayerns: Roland Fleischmann bekleidet seit 33 Jahren das Amt des Landestrainers im Bayerischen Leichtathletik-Verband. Dass der ewig junge, waschechte Niederbayer dieser Tage erst seinen 60. Geburtstag feierte, verwundert nicht nur seine Mitstreiter. „Der Roland ist eine Instanz in Bayern“, stellte deshalb auch BLV-Vizepräsident Gerhard Neubauer bei einer Feierstunde am Rande der Trainer-Klausurtagung in der Sportschule Oberhaching fest.

Einige von Roland Fleischmanns Wegbegleitern waren gekommen, um den „Trainerpapst“ gebührend hochleben zu lassen. Geschichten gäbe es über den von Leichtathletik besessenen, im Bayerischen Wald am Fuße des Dreisessels bei Altreichenau geborenen Sportlehrers wahrlich eine ganze Menge zu erzählen. Neubauer lobt denn auch Fleischmanns fachliche Fähigkeiten, seine integrative Kraft und seine menschlichen Qualitäten, die im Laufe der zurückliegenden Jahrzehnte einer ganzen Reihe von namhaften Athleten den Weg ebneten.

Aufgewachsen in Deggendorf (bis 1964) und Passau, „baute“ der junge Roland 1970 sein Abitur am Adalbert-Stifter-Gymnasium in Passau. Erste sportliche Erfolge feierte er beim TSV Deggendorf, sowohl aus Turner wie auch als Leichtathletik. Kaum jemand weiß freilich, dass Fleischmann beinahe in der Fußball-Szene gelandet und wahrscheinlich dort auch geblieben wäre. Von 1967 an bei der SpVgg Deggendorf, der DJK Passau West und dem 1. FC Passau aktiv, schaffte er es bis zur Bayernliga, damals immrhin die dritthöchste Liga Deutschlands. Dass er dort allerdings nicht über die Ersatzbank hinauskam, bescherte der Leichtathletik letztlich einen Trainer, der das Bild dieser Sportart im Freistaat bis heute ganz wesentlich mitprägt. Zunächst in Schulmannschaften, seit 1970 als Mitglied der Leichtathletik-Abteilung des 1. FC Passau, wo Fleischmann als Hoch- und Weitspringer sowie gelegentlich als Zehnkämpfer in Erscheinung trat, fand er eine dauerhafte sportliche Heimat.

1973 ging Roland Fleischmann dann als Zeitsoldat zur Bundeswehr (Dienstrang: Leutnant) und unternahm erste Gehversuche auf der Leichtathletik-Verbandsebene. So bekleidete er bis 1974 das Amt niederbayerischen Bezirksjugendwart und arbeitete anschließend im BLV-Jugendausschuss als Pressewart mit. Parallel dazu fungierte Fleischmann von 1973 an ehrenamtlich als Stützpunkt- und Disziplintrainer Hoch weiblich im BLV und als DLV-Stützpunkttrainer in Freising. Während seines bis 1978 dauernden Lehramtsstudiums für Sport und Erdkunde in Regensburg nahm er gemeinsam mit dem aktuellen Chef-Bundestrainer Herbert Czingon an der ersten A-Trainerausbildung Sprung im Deutschen Leichtathletik-Verband teil. Czingon und der frühere Leitende BLV-Landestrainer Jürgen Mallow waren es auch, die recht bald Fleischmanns Fähigkeiten erkannten und ihn zum 1. Oktober 1978 als Landestrainer im Bereich Sprint verpflichteten.

Einer weiteren Ausbildung zum A-Trainer Sprint folgte ein Weiterbildungsstudium an der Trainerakademie Köln (gemeinsam mit dem damaligen BLV-Wurf-Teamleiter Ludwig Agoston). Beim BLV wies man Roland Fleischmann derweil eine Reihe von Aufgaben zu: Neben dem Sprint kam nun der Bereich Sprung unter seine Fittiche, außerdem absolvierte er noch Tätigkeiten im BLV-Lehrwesen sowie eine Mitarbeit in der Lehrerfortbildung des Kultusministeriums, den so genannten Essinger Lehrgängen, gemeinsam mit Hans Katzenbogner. Darüber hinaus war Fleischmann in Personalunion Teamleiter Nachwuchs, mehrere Jahre im BSJ-Fachausschuss „Bildungsarbeit“ und Teamleiter sowie Mitglied des Landesausschusses „Lehrwesen“. Letztere Aufgabenfelder hat er nach wie vor inne.

Nicht fehlen dürfen in seiner Vita auch der Aufbau der Stützpunktschule am Comenius-Gymnasium Deggendorf, die Mitarbeit an der BBS Nürnberg, der Aufbau sowie die Leitung des Landesstützpunkts Passau, das regelmäßige Stützpunkttraining an den Standorten München, Fürth, Passau, Landshut, Regensburg, Landshut, Teising, Mühldorf, Plattling, Simbach, Freyung, Waldkirchen, Jandelsbrunn sowie die Mithilfe als Beauftragter des DLV in den Sportfördergruppen Fürstenfeldbruck und Neubiberg.

Trotz seiner 60 Jahre gibt es bei dem Jubilar kein Ausruhen. Fünf Jahre will er bis zu seiner Pensionierung noch hauptamtlich in der Leichtathletik tätig bleiben, und jeder, der ihn kennt, weiß, dass er sich danach als „Austragler“ ganz seinem Heimatverein in Passau widmen wird. Der Bayerische Leichtathletik-Verband, alle Funktionäre, Trainer und Sportler wünschen ihm dafür jedenfalls die allerbeste Gesundheit!