Unwiderstehlich trommelte Florian Rentz (links) bei seinem Debüt über 400 Meter die Stadionrunde herunter.

Schnelle Frauen: Neele Bade (Zweite von links) gewann über 100 Meter, Jennifer Reinelt (Zweite von rechts) war über 100 Meter Hürden nicht zu schlagen. Fotos: Theo Kiefner

17.05.2011 15:48 // Von: Reinhard Köchl

Bayerncup 2011: Stimmung, Spannung und einige unerwartete Highlights

Der Bayerncup ist zurück! Nach einjähriger Abstinenz feierte die bayerische Mannschaftsmeisterschaft mit einer stimmungsvollen Veranstaltung im Münchner Dantestadion ein hoffnungsvolles Comeback. Auch wenn die Spitzenleistungen zu diesem frühen Zeitpunkt eher dünn gesät waren, stach doch das 400-Meter-Debüt von Florian Rentz (LG Stadtwerke München) in 47,87 Sekunden hervor. Sein Verein hatte in der Gesamtwertung drei Mal die Nase vorne, der 1. FC Passau brachte zwei Teams auf den Goldrang.

Selbst das Wetter hatte diesmal scheinbar einen Pakt mit dem Bayerischen Leichtathletik-Verband (BLV) als Veranstalter geschlossen, um die Neuauflage des Bayerncup 2011 gelingen zu lassen. Gingen noch am Vormittag teilweise heftige Regenschauer über der Landeshauptstadt nieder, so lichteten sich die Wolken rechtzeitig zum ersten Startschuss, um erst wieder bei der Siegerehrung mit heftigen Niederschlägen zurückzukehren. Dazwischen lagen zwar nicht immer hochklassige, aber durchwegs spannende Wettbewerbe sowie die Erkenntnis, dass der Bayerncup von den Vereinen im Freistaat durchaus angenommen wird, wenn nur der Veranstaltungsort einigermaßen zentral liegt. Insgesamt 50 Teams waren nach München gekommen (davon allein 14 bei den Schülerinnen, sieben bei den Schülern, acht bei der Weiblichen Jugend, sieben bei der Männlichen Jugend, sieben bei den Frauen und sechs bei den Männern), wobei von den „Big Three“ in Bayern lediglich die LG Stadtwerke München vier Auswahlmannschaften geschickt hatte.

Natürlich lässt sich die Teilnehmerzahl nicht mehr mit jenen Veranstaltungen vergleichen, die 2006 und 2007 im Münchner Olympiastadion zum Bayerncup antraten, um einmal auf dem „heiligen Boden“ der bayerischen Leichtathletik ein Sportfest bestreiten zu können. Doch nach dem kurzfristigen Ausfall des Veranstalters im vergangenen Jahr erfreut sich die zwischenzeitlich bereits totgesagte bayerische Mannschaftsmeisterschaft allen Unkenrufen zum Trotz bester Gesundheit. Gerade der „Teamspirit“ in der Individualistensportart (manche nennen sie sogar Egoistensportart) „Leichtathletik“ brachte eine nicht unbedingt alltägliche Stimmung ins altehrwürdige Dantestadion.

Drei Frauenteams teilen sich den Bayerncup

Einmal mehr standen die Aktivenklassen im Fokus, wobei vor allem bei den Frauen ein absolut kurioses Endergebnis für Aufsehen sorgte. Sage und schreibe drei Teams wiesen nach zehn Disziplinen die absolut gleiche Punktzahl auf, nämlich 48: die LG Stadtwerke München, der 1. FC Passau und der TS Herzogenaurach. So fand denn auch die salomonische Lösung, alle Vereine auf Platz eins zu setzen und mit Goldmedaillen auszustatten, ungeteilten Beifall. Für die herausragenden Leistungen sorgten die Passauer Hürdenläuferin Jennifer Reinelt mit 14,04 Sekunden, ihre Vereinskameradin Theresa Wiedemann über 400 Meter mit einer Zeit von 58,71 Sekunden, Neele Bade (LG Stadtwerke München) über 100 Meter in 12,35 Sekunden und „Altmeisterin“ Michaela Eichhorn (LG Region Landshut), die den Diskus auf 39,59 Meter schleuderte. Die Landshuterinnen landeten allerdings nur auf einem undankbaren vierten Rang (40 Punkte) vor der LG Würm Athletik (39).

Wesentlich klarer gestaltete sich die Angelegenheit für die Männer der LG Stadtwerke München, die mit 52 Zählern vor dem 1. FC Passau (43) und dem TS Herzogenaurach (37) die Nase vorne hatten, und das, obwohl sie in der Staffel den Stab nicht über die Ziellinie brachten und dafür keinen Punkt kassierten. Den größten Applaus gab es für Sprinter Florian Rentz, der zum ersten Mal überhaupt auf die Stadionrunde ging und sich glänzend aus der Affäre zog. Nach seinen standesgemäßen 100-Meter-Sieg in 10,72 Sekunden  hatte Rentz  50 Minuten Pause, um sich auf sein Debüt über die Viertelmeile vorzubereiten. „Eigentlich optimal, ich musste mich dann nicht noch mal aufwärmen, sondern nur warm und locker halten“, beschrieb der 200-Meter-Spezialist seine Vorbereitung. Wie mit Trainer Heinz Löser abgestimmt, durchlief Rentz die einzelnen Abschnitte in wunderbar lockerem Schritt. Unter den Blicken der erstaunten  Zuschauer  trommelte er die 400 Meter schließlich in 47,87 Sekunden herunter, als hätte er nie etwas anderes gemacht. „Ich hatte schon gedacht, dass ich das laufen kann, aber man muss es  halt auch erstmal umsetzen auf der Bahn“, freute sich Florian Rentz über seinen gelungenen Coup.

Im Weitsprung schaffte Oliver Koenig (LG Stadtwerke München) mit 7,46 Meter einen durchaus zufriedenstellenden Saisoneinstieg. Erwähnenswert noch die 64,79 Meter im Speerwerfen seines Teamkollegen Stephan Seeck im Speerwerfen, die 14,83 Sekunden von Fabian Fleischmann (1. FC Passau) über 110 Meter Hürden sowie die Siegerzeit des Athletik- und Sprintteams München (42,41 Sekunden) über 4 x 100 Meter.

Rene Hamberger zuverlässigster Passauer Punktelieferant

Bei der Männlichen Jugend setzte sich der 1. FC Passau (62) am Schluss gegen die LG Region Landshut (58) und die LG Stadtwerke München sowie die TS Herzogenaurach (beide 56) durch. Als eifrigster Punktesammler auf Seiten der Passauer entpuppte sich Rene Hamberger, der sowohl das Speer- (54,30 Meter) wie auch das Diskuswerfen (47,94 Meter) und das Kugelstoßen (13,34 Meter) für sich entscheiden konnte. Über 100 Meter kam Stefan Schranner (LG Region Landshut) in 11,30 Sekunden durch die Lichtschranke und erzielte die beste Zeit, ebenso wie später in der 4 x 100 Meter-Staffel seine Landshuter Kameraden mit 43,39 Sekunden.

Waren es bis dato eigentlich immer dieselben Namen auf dem Siegerpodest, so ging der Bayerncup bei der Weiblichen Jugend in die Hände der LG Oberland (58), die sich vor dem LAZ Inn und der LAG Mittlere Isar (beide 55) als Zweitplatzierten durchsetzen konnte. Die Topleistungen kamen hier von den Werferinnen: Raffaela Wiesbeck (LAZ Inn) ließ den Speer auf 44,44 Meter fliegen und Michaela Hagl (LG Mittlere Isar) überzeugte mit 37,57 Meter im Diskuswerfen. Über 100 Meter sprintete Corona Bachmann (LG Festina Rupertiwinkel) bei leichtem Gegenwind 12,49 Sekunden.

Einsam ihre Kreise zog bei den Schülern die LG Landkreis Roth. Mit 55 Punkten hielten die Mittelfranken die LG Oberland (44) und den MTV 1881 Ingolstadt (36) klar auf Distanz. Der Rother Nachwuchs setzte auch entsprechende „Duftmarken“ in der Ergebnisliste, etwa durch Sebastian Pfahler im Kugelstoßen (14,92 Meter), Florian Fichtner im Hochsprung (1,76 Meter) sowie in der 4 x 100 Meter-Staffel (47,94 Sekunden). Zwei Mal das Maß aller Dinge stellte Alexander Triantafyllu (LG Oberland) über die Sprintstrecken dar, wobei er jeweils unter der magischen Zwölf-Sekunden-Grenze blieb (100 Meter in 11,97 Sekunden, 80 Meter Hürden in 11,96 Sekunden).

Starke Felder bei den Schülerinnen

Die meisten Punkte zu vergeben waren bei den Schülerinnen, wo allein 15 Teams um den Bayerncup buhlten. Gegen die Dominanz der LG Stadtwerke München war hier freilich kein Kraut gewachsen. Die Mädels aus der Landeshauptstadt heimsten erstaunliche 118 Zähler ein und verwiesen die LAG Schwandorf (98) und den MTV 1881 Ingolstadt (95) auf den Silber- beziehungsweise Bronzerang. Je zwei Einzelsiege gingen auf das Konto von Michelle Schneider (LG Stadtwerke München) im Kugelstoßen (12,42 Meter) sowie im Diskuswerfen (31,39 Meter) und die erst 14-jährige Paula Benstetter (LG Oberland) über 100 Meter (12,66 Sekunden) und über 80 Meter Hürden (12,21 Sekunden). Herausragend ferner die Siegerzeit von Sina Heubl (LG Stadtwerke München) über 800 Meter. Sie absolvierte die beiden Stadionrunden in hervorragenden 2:20,47 Minuten.