Ivane Antonov sprang in Schweinfurt deutsche Jahresbestleistung. Für die WM reichte es jedoch nicht.

Eine bemerkenswerte Vorstellung lieferte Katharina Trost (hinter Fabienne Kohlmann) über die 800 Meter ab.

Valentin Unterholzner (rechts) dominierte über 2000 Meter Hindernis.

Stellte auch in Schweinfurt eindrucksvoll seine Vielseitigkeit unter Beweis: Johannes Hock.

Cornelia Griesche (rotes Trikot) holte sich einen weiteren Bayerntitel über 2000 Meter Hindernis.

Das Foto vermittelt den Eindruck, als könne Anna-Lena Stich auf dem Wasser gehen. In Wirklichkeit gewann sie Gold über 1500 Meter Hindernis.

Keine Angst vor dem Wassergraben: Alexander Bauer. Alle Fotos: Theo Kiefner

21.06.2011 13:50 // Von: Reinhard Köchl

Burghardt und Lang fahren zur U 18-WM nach Lille, Antonov wartet auf deutschen Pass

Die Würfel sind gefallen: Alexandra Burghardt (LAZ Inn) und Simon Lang (LAV Naila) vertreten die bayerischen Farben bei der U 18-WM in Lille vom 6. bis 10. Juli. Der Deutsche Leichtathletik-Verband nominierte die beiden Nachwuchsathleten am Dienstag. Burghardt und Lang hatten drei Tage zuvor bei der Jugendgala im Schweinfurter Willi-Sachs-Stadion einmal mehr ihre Ausnahmestellung unter Beweis gestellt. Aber auch die anderen bayerischen Teilnehmer konnten mit guten Leistungen überzeugen.

Klar im Mittelpunkt standen in Schweinfurt die Athletinnen und Athleten der Alterklasse U 18, für die Schweinfurt vom DLV zu einem wichtigen Fingerzeig für Lille, aber auch die Europäischen Olympischen Jugendspiele in Trabzon (Türkei) vom 24. bis 29. Juli erkoren wurde. Gleich zwei Mal die Norm erfüllte dabei Sprintjuwel Alexandra Burghardt, obwohl sie sich über 100 Meter und die 100 Meter Hürdenstrecke jeweils nur auf die Vorläufe beschränkte. Im Flachsprint erreichte die 16-Jährige trotz Gegenwind (- 0,9 m/sec) eine Zeit von 11,83 Sekunden (Norm: 11,85 Sekunden), über die Hürden waren es diesmal 13,55 Sekunden (13,75 Sekunden). Hier hatte Burghardt bereits eine Woche zuvor in München das Lille-Ticket gelöst. In dieser Disziplin wird sie letztlich auch bei den Welttitelkämpfen an den Start gehen.

Ebenfalls in Frankreich dabei ist seit Dienstag auch Hammerwerfer Simon Lang. Bei der Jugendgala kam der Hoffnungsträger jedoch diesmal nicht über die 70-Meter-Marke (69,50 Meter). Zweiter wurde der Deutsche Winterwurfmeister Sebastian Staudacher junior (SV Achenmühle) mit 64,80 Meter vor Julian Weber (TV Hindelang), der das Fünf-Kilo-Gerät auf 59,47 Meter schleuderte. Mit der WM-Teilnahme liebäugelte auch 400-Meter-Hürdenläuferin Isabell Hergenröther (TSV Bad Kissingen). In Schweinfurt scheiterte sie allerdings mit ihrem Vorhaben, die Norm (60,50 Sekunden) zu knacken. Auf der Zielgerade schwanden Hergenröthers Kräfte, so dass die Zeitnahme für sie bei 61,15 Sekunden (Platz drei) stehenblieb.

Behörden-Hickhack kostet Ivane Antonov WM-Start

Ihr Vereinskamerad Ivane Antonov gewann den Dreisprung mit neuem unterfränkischen Rekord von 14,73 Meter. Trotz seines Sieges mit deutscher Jahresbestleistung wollte beim 16-Jährigen aber keine Freude aufkommen. Zunächst wurde Antonov von Bundestrainerin Elke Bartschat zur WM-Nominierung vorgeschlagen. Da er allerdings aufgrund der sich schleppenden Einbürgerung noch immer keinen deutschen Pass hat, blieb ihm dies verwehrt. Auch Vater und Trainer Dimitri Antonov fühlt sich von den zuständigen Behörden im Stich gelassen. „Ich bin jetzt im siebten Jahr in Deutschland und habe für meine Familie bereits im August die Anträge abgegeben. Trotz des Einschaltens namhafter Kommunalpolitiker und des Deutschen Leichtathletik-Verbandes hat sich bisher leider nichts in der Sache bewegt“, so der Bad Kissinger Sprungtrainer, der bei seinem Sohn in den kommenden Tagen wohl mehr psychologische Aufbauarbeit leisten muss. Etwas anders stellt sich das aus Sicht der Regierung Unterfranken dar: Deren Sprecherin Lydia Neubert bestätigt das anhängige Einbürgerungsverfahren und verweist darauf, dass „von Seiten der Familie noch einige Nachweise zu persönlichen Daten zu erbringen“ seien.

Feine Leistungen boten überdies 800 Meter-Läuferin Katherina Trotz (LG Festina Rupertiwinkel), die im Schlepptau von „Comebackerin“ Fabienne Kohlmann (wir berichteten) als Dritte 2:10,29 Minuten erreichte, Hochspringer Daniel Hofmann (TV Zeil), für den diesmal bei 1,96 Meter Endstation war (Rang zwei), sowie Markus Schwertfeger (LAZ Kreis Würzburg), der das Kugelstoßen überraschend mit 16,67 Meter für sich entscheiden konnte. Christian Zimmermann (Kirchheimer SC) kam diesmal mit 16,16 Meter auf den dritten Platz und schleuderte später den Diskus auf 48,98 Meter (Fünfter), wo er Schwertfeger (47,01 Meter) um einen Rang hinter sich ließ.

Einen starken Eindruck hinterließ Speerwerfer Markus Kossock (LG Donau-Ries), dessen 62,63 Meter ihm den Treppchenplatz drei bescherten. Bei den Hammerwurf-Mädchen übertrag Anna Rinderle (DJK Memmingen) abermals die 50-Meter-Marke (50,70 Meter, Rang vier). Lena Fischer (TV Bad Kötzting) lief übe 1500 Meter einen ungefährdeten Sieg in 4:36,05 Minuten heraus.

A-Jugendliche im Schatten der U 18

Etwas im Schatten der potenziellen Normerfüller standen die A-Jugendlichen (U 20), bei denen vor allem die Nachwuchsathleten aus dem Freistaat den Ton angaben. Seine enorme Vielseitigkeit stellte einmal mehr Zehnkämpfer Johannes Hock (TV 1884 Marktheidenfeld) unter Beweis. Über 110 Meter Hürden (14,55 Sekunden) und im Diskuswerfen (48,25 Meter) holte er sich eine Goldmedaille, im Weitsprung langte es mit feinen 7.03 Meter immerhin noch zum zweiten Rang hinter Yannick Roggatz (TV Heppenheim; 7,11 Meter). Zum wiederholten Mal die Norm für die U-20-Europameisterschaften (68,50 Meter) in Tallin übertraf Hammerwerfer Tristan Schwandke. Seine 71,28 Meter, erzielt im zweiten Versuch, lagen knapp unter den 71,55 Meter, die er in der Woche zuvor in Fränkisch-Crumbach erzielt hatte.

Siege gab es in Schweinfurt obendrein für Tobias Schneider (LG Karlstadt-Gambach-Lohr) über 100 Meter (11,20 bei - 1,1 m/sec; Vorlauf: 11,12 Sekunden), Konstantin Wedel (LAC Quelle Fürth) über 3000 Meter in 8:36,54 Minuten, Kim-Dominik Seyfried (LG Augsburg) im Speerwerfen (64,16 Meter), Simon Ziegler (LG Telis Finanz Regensburg) im Stabhochsprung (4,20 Meter), Fabian Jaschik (LG Bamberg) im Hochsprung (1,96 Meter), Regina Högl (LG Region Landshut) über 1500 Meter in 4:36,51 Minuten, Julia Ott (TV 1862 Gunzenhausen) ebenfalls im Stabhochsprung mit 3,90 Meter, Zuwena Artner (MTV 1881 Ingolstadt) im Diskuswerfen mit 38,52 Meter und Linda Wagner (LG Fichtelgebirge) im Kugelstoßen mit 11,45 Meter.

Unterholzner, Bauer, Griesche und Stich holen Hindernistitel

Parallel zur Jugendgala wurden in Schweinfurt auch die bayerischen Meistertitel der Jugendlichen über die Hindernisse ausgelaufen. Eine exzellente Vorstellung bot dabei Valentin Unterholzner (LG Region Landshut), der mit bärenstarken 5:54,02 Minuten über 2000 Meter bei der Männlichen Jugend A triumphierte. Sein Pendant bei den Mädchen heißt Cornelia Griesche und kommt von der DJK Ingolstadt. Ihre Zeit über die gleiche Distanz lag bei nicht minder guten 6:46,72 Minuten. Gold bei den B-Jugendlichen über 1500 Meter Hindernis gingen an Alexander Bauer (TV Hauzenberg; 6:18,57 Minuten), der in einem knappen Spurtrennen Johannes Spielberger (LG Bamberg; 6:19,06 Minuten) und Bernhard Weinländer (LAC Quelle Fürth; 6:20,77 Minuten) niederrang, sowie unangefochten an Anna-Lena Stich (TuS Bad Aibling). Ihre Zeit: 5:07,45 Minuten.