Medaillensammler: Agata Strausa (links) holte in Bremen Silber, Anne Kesselring sogar Gold.

Auch diesmal eine sichere Titelbank: Corinna Harrer (Mitte).

Der verdiente Lohn für reichlich Trainingsfleiß: Felix Plinke holte sich Bronze.

Löste das Ticket zur U 20-EM nach Tallin: Cornelia Griesche.

Noch ein Kandidat für die die deutsche Viertelmeiler-Staffel: Benedikt Wiesend. Alle Fotos: Theo Kiefner

26.06.2011 20:11 // Von: Reinhard Köchl

Junioren-DM Bremen, Tag zwei: Kesselring und Harrer holen weitere DM-Titel nach Bayern

Das kleine aber feine Bayernteam trumpfte am zweiten Tag der Deutschen Juniorenmeisterschaften in Bremen so richtig auf. Zwei Titel auf den Mittelstrecken durch Anne Kesselring (LAC Quelle Fürth) und Corinna Harrer (LG Telis Finanz Regensburg) sowie noch vier Mal weiteres Edelmetall und drei weitere Normerfüllungen für die U 20-EM in Tallin und die U 23-EM in Ostrava zauberten so manches Lächeln auf die Gesichter der weißblauen Abordnung im hohen Norden.

Über 800 Meter gab sich die "Durchstarterin der Saison", wie sie das Internetportal leichtathletik.de nannte, keine Blöße. Nach einer langsamen ersten Runde zog Anne Kesselring (LAC Quelle Fürth) das Tempo an und lief die letzten Meter alleine in 2:05,92 Minuten zum Sieg. „Ich wollte es nach der Bummelrunde nicht zu einer Sprintentscheidung kommen lassen“, erklärte die 21-Jährige ihre Renntaktik. Mit ihrer in Amerika erzielten Saisonbestzeit von 2:02,14 Minuten ist Anne Kesselring bereits für die U 23-EM in Ostava qualifiziert. Für den dortigen Wettkampf hält die Fürtherin den Ball zunächst bewusst flach: "Natürlich gibt es dort eine kleine Medaillenchance. Aber zuerst muss überhaupt einmal das Finale schaffen, und das ist schon schwer genug." Undankbare Vierte wurde Katherina Heinle (LG Stadtwerke München) in sehr guten 2:08,50 Minuten, während ihre Vereinskameradin Thea Heim den zehnten Platz belegte (2:13,55 Minuten).

Der zweite Trumpf auf der Mittelstecke wird in Tschechien Corinna Harrer (LG Telis Finanz Regensburg) sein. Ihre Goldmedaille in Bremen holte sie sich in einem Bummelrennen nach 4:29,42 Minuten.  „Das war genau nach meinem Geschmack“, sagte die Zweite der U 20-EM (800 Meter), die voll auf ihre Spurtstärke auf der letzten Runde vertraute. Um das Tempo musste sie sich auch nicht verdient machen, hatte sie die Norm für die U 23-EM (4:16 Minuten) doch schon längst abgehakt. Für einen bayerischen Doppelsieg sorgte Vorjahres-Siegerin Agata Strausa (LAC Quelle Fürth), die nach 4:30,81 Minuten auf Rang zwei einlief.

Kein Kraut gegen einen schier übermächtigen Varg Königsmark (LG Nike Berlin) gewachsen war für die bayerischen Hoffnungen über 400 Meter Hürden. Der 19-Jährige distanzierte die Konkurrenz - in diesem Fall David Gollnow (TSV Erding) - fast um eine ganze Sekunde, lief 50,24 Sekunden - Bestzeit und ein weiterer Schritt in Richtung WM-Norm. Für Gollnow reichte es immerhin zu Silber in 51,15 Sekunden, während Tobias Giehl (LG Würm Athletik) mit 52,07 Sekunden als Vierter leer ausging. Beide bayerische Langhürdler waren tags zuvor in ihrem Vorlauf schneller unterwegs gewesen, wobei Gollnow ebenfalls unter der geforderten Ostava-Norm blieb.

Zwei weitere Namen aus dem Freistaat empfahlen sich in Bremen für internationale Aufgaben, spricht die U 20-EM in Tallin: Cornelia Griesche (DJK Ingolstadt) unterlag zwar in einem knappen Rennen über 3000 Meter Hindernis Jana Stefanie Hirschhäuser (ASC 1990 Breidenbach), schaffte aber mit 10:29,96 Minuten die Norm. Exakt die gleiche Erfolgsbilanz aufzuweisen hatte Martin Grau (TSV Höchstadt/Aisch). Nach einem schnellen Schlussspurt wurde er Vizemeister über 3000 Meter Hindernis und erfüllte die Tallin-Norm in 8:55,53 Minuten. Platz acht ging an Dominik Karl (TSV Ochsenfurt; 9:19,39 Minuten).

Plinke holt Bronze

In einem typischen Meisterschaftsrennen über 1500 Meter wurde Felix Plinke (LG Telis Finanz Regensburg) mit Bronze belohnt (3:51,79 Minuten). Nach einigen Führungswechseln zog Timo Benitz (TG Stockach) in einem unnachahmlichen Schlussspurt an seinem Kontrahenten vorbei (3:50,20 Minuten). Plinke freute sich am Schluss trotzdem, und auch der Sechste Karl-Georg Spitz (LG Erlangen; 3:53,07 Minuten) dürfte keinesfalls unzufrieden gewesen sein.

Im Ziel flog der Staffelstab. Vor Freude donnerte Peter Förster vom LAZ Leipzig den Metallstab auf den Boden und schrie alle Emotionen heraus. Der Grund für soviel Freude? Er und seine Teamkollegen Sascha Strötzel und Max Betsch schnappten sich auf der Zielgerade die Goldmedaille in 7:30,54 Minuten. Geschlagen war die LAV Bayer Uerdingen/Dormagen, die lange Zeit in Führung gelegen hatte. Silber ging nach einem starken Schlussspurt von Bastian Grau an den TSV Höchstadt/Aisch (Marco Kürzdörfer, Tobias Budde, Bastian Grau), der sich ebenfalls noch an den Uerdingern vorbei schob, in 7:30,84 Minuten.

Wiesend zum ersten Mal unter 47 Sekunden

Es gilt allerdings auch über die zu berichten, die in der Hansestadt nicht im unmittelbaren Rampenlicht standen, aber mit vorzüglichen Leistungen eine Perspektive für die Zukunft aufzeigen. Benedikt Wiesend (TSV Erding) ist so ein Kandidat. Im 400 Meter-Finale unterbot der 20-Jährige zum ersten Mal die 47-Sekunden-Marke (46,86 Sekunden), blieb jedoch als Vierter ohne Medaille. Dennoch erwächst seinem Erdinger Vereinskameraden David Gollnow und Jonas Plass nun ein ernsthafter Konkurrent, nicht zuletzt um den Platz in der deutschen Viertelmeiler-Staffel.

Nach langer Verletzungspause tastet sich Dreispringer Manuel Ziegler (LG Telis Finanz Regensburg) wieder zu seiner alten Form vor. In Bremen blieb ihm ebenfalls der undankbare vierte Rang mit 15,13 Meter. Siebter wurde Urs Buegger (DJK Weiden) mit 14,58 Metern. Immerhin in den Endlauf über 200 Meter schaffte es Michael Fischer (LG Karlstadt-Gambach-Lohr). Dort lief er als Sechster durch die Lichtschranke (21,80 Sekunden). Mit guten Leistungen kamen Diskuswerfer Sebastian Dietl (LAZ Obernburg-Miltenberg; 49,96 Meter) und Stabhochspringer Lukas Schwaiblmair (TSV Gräfelfing; 5,00 Meter) jeweils auf Platz zehn.

Vor Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt-Gambach-Lohr) liegt noch ein weiter Weg, um nach ihrer schweren Verletzung zurück in die deutsche Spitze zu gelangen. Im 400 Meter-Hürden-Finale landete sie abgeschlagen auf Rang fünf in 60,02 Sekunden.