Für die Schönheiten der Natur rund um das Nebelhorn werden die Bergläufer diesmal kein Auge übrig haben.

28.06.2011 10:23 // Von: Dieter Claus

Deutsche Berglaufmeisterschaft in Oberstdorf diesmal mit zwei Zieleinläufen

Fünf Stunden benötigt ein Wanderer zum Nebelhorn bei Oberstdorf, wenn er seine Tour auf dem Marktplatz beginnt. Die schnellen Läufer bei den diesjährigen Deutschen Berglaufmeisterschaften wollen nach 60 Minuten im Ziel sein. Wer diese Meisterschaften ernst nimmt, wird kein Gipfelglück, keinen Blick über 400 Berggipfel erleben. Die Veranstaltung am kommenden Sonntag hat nämlich zwei Mal einen Zieleinlauf.

Nach 1405 Höhenmetern werden jene Läufer auf einem schmalen Fußweg 10,5 Kilometer absolviert haben, die sich für eine zusätzliche Wertung beim Nebelhorn-Berglauf entscheiden. Wer sich ganz auf die Meisterschaftswertung konzentriert, wird alle Kraft bereits vor dem Ziel an der Bergstation Höfatsblick mobilisieren. Nach 1117 Höhenmetern steht dann fest, wer sich Deutsche Berglaufmeister(in) 2011 nennen kann. „Mit diesen zwei Zieleinläufen bin ich nicht ganz glücklich“, drückt Organisator Gerhard Soellinger vom TSV Oberstdorf sein Unbehagen aus. Da aber bereits am 10. Juli in Bursa (Türkei) die Europameisterschaften im Berglauf stattfinden, sollte den deutschen EM-Teilnehmern die Strecke in Oberstdorf erleichtert werden. (Näheres siehe:  http://www.tsvoberstdorf.de/Nebelhorn-Berglauf_Brief.htm) Gerhard Soellinger hat bereits drei Mal Deutsche Berglaufmeisterschaften organisiert und wünschte sich nach 30 Jahren für den Berglauf das Highlight einer Deutschen Meisterschaft.

Bevor die Läufer und Läuferinnen das Ziel erreichen, werden sie zwar weitgehend auf Teer gelaufen sein. Im Schlussteil, am Latschenhang fordert jedoch eine extreme Steigung alles von den Athleten. Ob sie Timo Zeiler (MTG Mannheim) als Erster bewältigt, ist noch unklar. Der 30-Jährige hat in den vergangenen Jahren in Serie den Deutschen Meistertitel gewonnen. Bei der Berglauf-EM-Qualifikation am 29. Mai in Grabs/Ostschweiz unterlag der Villinger  auch Konkurrenten, die in Oberstdorf starten werden: so Josef Beha (FC Alemannia Unterkirnach) und Korbinian Schönberger (LLC Marathon Regensburg), der in Grabs bester bayerischer Läufer war.

Chancen für einen Platz auf dem Siegertreppchen kann man aber auch John Mooney (PTSV Rosenheim) geben, wenngleich der gebürtige Brite in den vergangenen Wochen an einer Wadenzerrung laborierte. Ausgezeichnete Leistungen zeigte am Berg stets Manuel Stöckert (TSV Ostheim von der Rhön). Der 23-jährige Polizist könnte sich insbesondere in der Teamwertung mit seinem Bruder René und Julius Helm eine Medaille holen. Hoffnungen macht sich hier aber auch das Trio Korbinian Schönberger/Marco Sturm/Marco Benz  vom LLC Marathon Regensburg.  Der Vorjahressieger des Nebelhorn-Berglaufes Thomas Göpfert (FC Alemannia Unterkirnach) wird am Sonntagvormittag ebenfalls an der Startlinie am Marktplatz stehen. Seit Jahren gehört Thomas Göpfert, der im württembergischen Weil der Stadt lebt, zu den erfolgreichsten Läufern bei den Gehörlosen.

Eine beachtliche Konkurrenz findet sich auf der Starterliste der Läuferinnen. Lisa Reisinger (SSC Hanau-Rodenbach) möchte natürlich ihren Titel verteidigen. Ausgezeichnete Möglichkeiten hat die EM-Teilnehmerin auch in der Mannschaftswertung mit ihrer Teamkameradin Kerstin Straub. Und wie könnten sich die bayerischen Bergläuferinnen platzieren? Michaela Schedler und Ellen Clemens (beide LG Telis Finanz Regensburg) darf man sicherlich zu den fünf schnellsten Läuferinnen rechnen. Unklar ist noch der Start von Sabrina Prager (LG Passau).  Als schnellste Seniorenläuferin wird vermutlich die 50-jährige Marie-Luise Heilig-Duventäster (LG Welfen) den Höfatsblick erreichen. 30 Jahre jünger ist die einzige bayerische Hoffnung im Wettbewerb der Juniorinnen. Michelle Maier (PTSV Rosenheim) wird ihre Chancen in den steilen Streckenabschnitten suchen. Am Ende wäre eine Vizemeisterschaft schon eine Verbesserung zum Vorjahresergebnis.