Fassungslos vor Freude nach seinem bayerischen Speerwurfrekord: Kim-Dominik Seyfried.

Nähert sich wieder ihrer Bestform: Martina Riedl.

Bayerns hoffnungsvollste Nachwuchs-Hammerwerferin: Anna Rinderle.

Dominant auf den Sprintstrecken: Philipp Hackner (oranges Trikot).

Lena Fischer (Vordergrund) holte bei den B-Jugend-Mädchen Gold über 1500 Meter. Alle Fotos: Theo Kiefner

20.07.2011 14:51 // Von: Reinhard Köchl

Bayerische Jugendmeisterschaften in Passau: Kim-Dominik Seyfried wirft Rekord

Ein bayerischer Rekord bei den Bayerischen Meisterschaften zählt eher zu den Seltenheiten im Leichtathletik-Alltag. Um so bedeutender war die Weite, mit der Kim-Dominik Seyfried (LG Augsburg) bei den Titelkämpfen im Passauer Dreiflüssestadion das Speerwerfen der Männlichen Jugend A gewann: 72,72 Meter. Damit pulverisierte Seyfried die alten Bestmarke von Stephan Seeck, damals noch LG Pöcking-Söcking, aus dem Jahr 1997 und setzte sich an die zweite Stelle der aktuellen deutschen Rangliste.

Es mag Ironie des Schicksals gewesen sein, dass Seeck, mittlerweile bei der LG Stadtwerke München und als BLV-Landestrainer für den südbayerischen Nachwuchskader verantwortlich, als Augenzeuge in Passau seine „Entthronung“ selbst miterlebte, als Aktiver noch Platz drei bei den Männern belegte (62,03 Meter) und seinem Nachfolger sogar noch seinen Speer lieh, mit dem er dann zum ersten Mal überhaupt die magische 70-Meter-Linie übertraf. „Insofern gehören mir weiterhin 50 Prozent des Rekords“, schmunzelte Seeck nicht ganz ernst gemeint. Kim-Dominik Seyfried konnte sein Glück jedenfalls kaum fassen. Nach seinem Traumwurf im zweiten Durchgang schlug er fassungslos die Hände vors Gesicht. Einer, der ihm möglicherweise dicht auf die Pelle rücken könnte, trainiert ebenfalls partiell in der Speerwerfer-Kaderschmiede Augsburg: Markus Kossock (LG Donau-Ries). Der 16-Jährige nützte die günstigen Winde im Passauer Dreiflüssestadion bei der Männlichen Jugend B ebenfalls zu einer neuen Bestleistung von 67,67 Meter. Damit schob sich der 17-Jährige sogar an die Spitze der deutschen Rangliste.

Die Werfer, die übers Jahr eher ein Schattendasein in der weißblauen Leichtathletikszene fristen, sorgten bei der glänzend organisierten zweitägigen Veranstaltung gleich für mehrere Ausrufezeichen. Den Hammerwurf dominierten erwartungsgemäß die Aushängeschilder Tristan Schwandke (TV Hindelang; Männlichen Jugend A; 68,40 Meter), Simon Lang (LAV Naila; Männliche Jugend B; 72,38 Meter) und Anna Rinderle (DJK Memmingen; Weibliche Jugend B; 49,27 Meter). Bei der Weiblichen Jugend A schleuderte Anna-Maria Büchner (UAC Kulmbach) das vier Kilogramm schwere Gerät auf 44,02 Meter. Doppelgold gab es bei der U 20 für Martin Schynoll (LG Landkreis Roth) im Kugelstoßen (17,49 Meter) und im Diskuswerfen (47,41 Meter) sowie für Johanna Höcketstaller (TSV Wasserburg), die sich im Diskuswerfen auf 44,63 Meter verbessern konnte und die Kugel 13,05 Meter weit stieß. Ein heißes Duell lieferten sich Christian Zimmermann (Kirchheimer SC) und Markus Schwertfeger (LAZ Kreis Würzburg). Hatte „Leuchtturm“ Zimmermann im Kugelstoßen mit sehr guten 17,37 Meter die Nase vorne, setzte sich Schwertfeger im Diskuswerfen mit neuem Hausrekord von 49,74 Meter kann vor seinen oberbayerischen Rivalen.

Gleich mehrere Doppelsieger

Apropos Doppelsieger: Davon gab es vor allem in den Sprint- und Laufwettbewerben in der niederbayerischen Metropole einige zu beklatschen. Martina Riedl (SC Vöhringen) etwa, die im Augenblick mit ihrer (nicht an den Start gehenden) Zwillingsschwester Julia nach einem neuen Verein Ausschau hält, präsentierte sich bei den U 20-Damen in aufsteigender Form und gewann sowohl über die 100 (11,93 Sekunden) wie auch die 200 Meter (24,05 Sekunden). Gleiches war bei der Männlichen Jugend A einem bärenstarken Thomas Schiller (LG Region Landshut) in 10,94 beziehungsweise 21,57 Sekunden, eine Klasse darunter dem aufstrebenden Philipp Hackner (MTV 1881 Ingolstadt) in 11,17 und 22,28 Sekunden und bei der Weiblichen Jugend B Magdalena Weiß TV Bad Kötzing) in 12,37und 15,08 Sekunden vergönnt. Schiller holte sich obendrein noch ein drittes Gold mit der A-Jugend-Sprintstaffel der LG Region Landshut (42,33 Sekunden). Die 4 x 100 Meter scheinen sich überhaupt zu einer Landshuter Domäne zu entwickeln. Auch der B-Jugendtitel ging an die Jungs de LG (45,34 Sekunden), während die A-Jugend-Mädchen hinter dem LAZ Inn (49,54 Sekunden) in 49,76 Sekunden Silber holten.

Ebenfalls zwei Mal ganz oben auf dem Treppchen standen in Passau Bastian Grau (TSV Höchstadt/Aisch) und Regina Högl (LG Region Landshut). Grau gewann über 1500 (4:00,46 Minuten) und über 3000 (8:41,49 Minuten) Meter, während sein Trainingspartner Marco Kurzdörfer zwei Mal mit dem Silberrang vorlieb nehmen musste, und zwar über 800 Meter in 1:54,61 Minuten hinter dem Sieger Seppi Oettl (TSV Rottach-Egern), der 1:53,56 Minuten lief, sowie über 1500 Meter, diesmal hinter Grau, in 4:01,07Minuten. „Lauffloh“ Regina Högl wird langsam aber sicher eine ganz Große. Ihr Doppelsieg über 1500 (4:40,65 Minuten) und 3000 (10:05,08 Minuten) unterstrich eindrucksvoll ihre gegenwärtige Ausnahmestellung bei der Weiblichen Jugend A.

Schüler schaffen es bei der B-Jugend aufs Treppchen

Dass bei den B-Jugendmeisterschaften immer wieder einige Athleten aus der Schülerklasse den Sprung in die Medaillenränge schaffen, spricht für die herausragende Nachwuchsarbeit in Bayerns Vereinen. Laurin Walter (LG Stadtwerke München) gewann erst eine Woche zuvor bei den Süddeutschen Meisterschaften in Reichenberg den Titel über 300 Meter der Klasse M 15 und sprang mit 35,74 Sekunden auf die nationale Poll-Position in dieser Disziplin. Bei der B-Jugend musste er in Passau 100 Meter mehr, also 400 Meter, laufen. Gegen die ein bis zwei Jahre ältere Konkurrenz gewann er mit neuer persönlicher Bestleistung von 50,33 Sekunden Gold. Dimitri Antonov (TV Bad Kissingen) dominierte als 96er-Jahrgang klar den B-Jugend-Weitsprung (6,96 Meter), während bei den Mädchen die A-Schülerin Esther Dreier (TV Plattling; 14,33 Sekunden) im B-Jugend-Endlauf hinter der Bayernmeisterin Amelie-Sophie Lederer (LG Kreis Ansbach; 13,83 Sekunden) ins Ziel kam.

Freilich gelang es auch einigen „regulären“ B-Jugendlichen in ihren Spezialdisziplinen, eine bessere Leistung als der jeweilige A-Jugend-Sieger zu erreichen. Hochspringer Daniel Hofmann (TV Zeil) zum Beispiel floppte über 2,05 Meter und auf Rang zwei der DLV-Bestenliste, während für Stabhochsprung-Talent Artur Wollert (LAZ Kreis Würzburg) bei 4,70 Meter Endstation war. Im Dreisprung der Männlichen Jugend B landete Dimitris älterer Bruder Ivane Antonov (TV Bad Kissingen) bei 14,41 Meter in der Grube. A-Jugend-Sieger Felix Bär (LAC Quelle Fürth) kam auf 13,87 Meter. Auf Tuchfühlung zur Sieben-Meter-Marke geht inzwischen Weitspringer Lukas Aufinger (TSV Ottobrunn). In Passau fehlten ihm nur noch zwei Zentimeter (6,98 Meter).

Barth ärgert sich

Nicht zufrieden war dagegen Hürdensprinter Sebastian Barth (LG Würm Athletik). Nach der hauchdünn verpassten Qualifikation zur U 20-EM am kommenden Wochenende in Tallin wollte er frischgebackene Abiturient in der Drei-Flüsse-Stadt unbedingt den Beweis antreten, dass er eine Nominierung verdient gehabt hätte. Doch sowohl im Vor- wie auch im Endlauf agierte Barth nicht locker genug. Seine Zeit: 14,43 Sekunden. Im Schatten der großen Schwester schiebt sich derweil Corinne Kohlmann (LG Karlstadt-Gambach-Lohr) im weiter nach vorne. In Passau holte sich die 17-Jährige über 400 Meter in 56,32 Sekunden in einem spannenden Finale den Titel bei der Weiblichen Jugend B vor Isabell Hergenröther (TSV Bad Kissingen; 56,49 Sekunden) und Christina Hering (LG Stadtwerke München; 56,92 Sekunden). Die 800 Meter-Siegerin in derselben Altersklasse hieß Katharina Trost (LG Festina Rupertiwinkel; 2:11,91 Minuten, über 1500 Meter hatte Lena Fischer (TV Bad Kötzting) in 4:46,36 Minuten die Nase vorn.

Erfreuliches gibt es auch aus dem Bereich Sprung zu berichten. Während Julia Hennemann (TSV Ebensfeld) sprang als Dreisprung-Siegerin der U 20-Klasse gleich mit 12,23 Meter in die DLV-Top Ten (Achte). Und im Hochsprung sorgten in Abwesenheit der immer noch verletzten Anne Rieger (SpVgg Auerbach-Streitheim; sie trat lediglich im Speerwerfen der WJA und wurde Dritte) Carina Dörr (TV Ochenbruck) bei den U 20ern mit übersprungen 1,75 Meter sowie Nadine Niemann (LA Team Alzenau) bei der U 18 mit 1,70 Meter für die besten Leistungen.