Alexandra Burghardt ist die Senkrechtstarterin des Jahres. In Tallinn holte die 17-jährige Oberbayerin Staffelgold. Foto: Theo Kiefner

Alles echt: Stolz präsentiert Martin Grau in Tallinn seine Bronzemedaille.

24.07.2011 14:53 // Von: leichtathletik.de/Reinhard Köchl

U 20-EM Tallinn: Staffelgold und Europarekord für Alexandra Burghardt, Martin Grau stürmt zu Bronze!

Das ist aus bayerischer Sicht der Höhepunkt einer bislang überaus erfolgreichen U 20-Europameisterschaft in Tallinn (Estland). Mit der 4 x 100-Meter-Staffel holte sich die 17-jährige Alexandra Burghardt (LAZ Inn) am Sonntagnachmittag nicht nur souverän die Goldmedaille. In einem grandiosen Rennen stellte das DLV-Quartett mit 43,42 Sekunden auch einen neuen Europarekord auf. Bronzemedaillengewinner über 3000 Meter Hindernis wurde beinahe sensationell Martin Grau (TSV Höchstadt/Aisch).

Als Alexandra Burghardt, Katharina Grompe (LG Olympia Dortmund), Tatjana Pinto (LG Ratio Münster) und Anna-Lena Freese (FTSV Jahn Brinkum) das Ziel erreichten, kannte die Freude kein Halten mehr. Alle schrien, hüpften und auch ein paar Tränchen kullerten über die Wangen. In 43,42 Sekunden hatte das Quartett gerade nicht nur den deutschen Jugendrekord und Meisterschaftsrekord ausgelöscht, sondern hatten auch den Europarekord um sechs Hundertstel unterboten.

„Unglaublich“, lachten alle im Ziel. Bereits im Vorlauf hatten sie in 43,83 Sekunden eine bombige Zeit angeboten. „Wir dachten, dass wir vielleicht noch einmal so schnell laufen können. Aber mit dieser Zeit haben wir kein bisschen gerechnet“, sagte Alexandra Burghardt, die noch der B-Jugend angehört, strahlend. Für sie und Anna-Lena Freese war es nach der U 18-WM der zweite internationale Einsatz innerhalb zwei Wochen. Tatjana Pinto, Dritte über 100 Meter, und Katharina Grompe, Achte über 200 Meter, hatten bereits einige Läufe in den Beinen. „Das war heute gar nicht mehr zu merken“, sagte Katharina Grompe. „Staffel geht immer“, fügte Tatjana Pinto hinzu.

Selbst die starken Britinnen mit 100- und 200-Meter-Siegerin Jodie Williams konnten den Deutschen nicht annähernd folgen. Bereits Startläuferin Alexandra Burghardt hatte das Team in Führung gebracht, mit riesigem Vorsprung bekam Schlussläuferin Anna-Lena Freese das Staffelholz und stürmte dem Ziel entgegen. Silber sicherte sich Italien (44,52 Sekunden) vor Großbritannien (45,00 Sekunden), die dank Schlussläuferin Jodie Williams auf der Zielgerade noch von Platz sechs auf Position drei vorliefen.

Bronze und Bestzeit

Es war wohl das verrückteste Hindernisrennen, dass Martin Grau (TSV Höchstadt/Aisch) in seiner Karriere bislang bestritten hat. Zunächst sortierte er sich wie der Spandauer Tim Stegemann im hinteren Teil des Feldes ein, als aber das Tempo angezogen wurde, ging Martin Grau mutig mit. Zwei Runden vor Ende sorgte der Russe Ilgizar Safiulin erneut für eine Tempoverschärfung, Martin Grau war zu diesem Zeitpunkt Vierter. Als es zum vorletzten Mal auf die Zielgerade ging schob sich Martin Grau auf die dritte Position vor, vor der letzten Kurve erkämpfte er sich sogar den zweiten Rang. „Aber am letzten Wassergraben hat dann einfach die Kraft gefehlt“, sagte er. Der Türke Muhhamet Emin Tan und der Franzose Romain Collenot-Spriet zogen an ihm vorbei.

„Aber ich wollte unbedingt eine Medaille gewinnen, deswegen habe ich alles gegeben“, sagte Martin Grau. Am letzten Hindernis war es der Franzose, der stürzte und Martin Grau nutzte die Gelegenheit, die sich im bot. In 8:48,79 Minuten verbesserte er nicht nur seine Bestleistung um mehr als sechs Sekunden, er konnte sich auch über Bronze freuen. „Ich bin einfach froh, dass ich erst in der letzten Runde gestürzt bin. In der vorletzten wäre es fatal gewesen“, sagte er. „Es war heute ein optimales Rennen für mich. Seine Bestleistung kann man nur so verbessern, wenn das Rennen wie für einen gemacht ist. Ich konnte mich immer von einem Läufer zum nächsten hangeln.“ Mit ihm freuten sich nicht nur seine Teamkollegen und Betreuer, auch seine Eltern und sein Trainer waren extra angereist, um ihn zu unterstützen „Irgendjemand hat auf der Runde immer geschrien.“