Melde sich mit einem Superrennen und dem Süddeutschen Meistertitel wieder im Konzert der Hürdensprinterinnen zurück: Pamela Spindler.

Klassewürfe zum Ende der Saison: Ulrike Giesa.

Der Blick geht nach vorne, auch wenn ohne die Verletzung im WM-Jahr mehr drin gewesen wäre: Florian Orth.

Ein Stück harte Arbeit für eine letztlich verdiente Bronzemedaille: Kevin Korona.

Beständiger Medaillensammler und Zwei-Meter-Springer: Daniel Hofmann.

Schrammte ganz knapp am Süddeutschen Titel vorbei: Laura Weiß. Alle Fotos: Theo Kiefner

26.08.2011 10:31 // Von: Reinhard Köchl

Süddeutsche MS Forst: Pamela Spindler und Ulrike Giesa setzen starke Duftmarken

Nach einem Zwischenhoch 2010 stecken die Süddeutschen Meisterschaften heuer wieder in der Krise. Zwar setzten mit Pamela Spindler, Florian Orth (beide LG Telis Finanz Regensburg) und Ulrika Giesa (LAC Quelle Fürth) drei bayerische Athleten in Forst (Baden) die absoluten Highlights. Doch einige Starterfelder waren erschreckend klein. Um die „Süddeutschen“ nicht vollends in die Bedeutungslosigkeit abgleiten zu lassen, müsste dringend etwas zu deren Aufwertung getan werden.

Liegt es am späten Termin, bei dem viele wegen der Urlaubszeit fehlen oder aber die Saison nach den Deutschen Meisterschaften schon abgeschlossen haben? Oder besitzen die Süddeutschen Meisterschaften – immerhin „halbe“ nationale Titelkämpfe – schlicht nur noch den Status eines hochwertigeren Feriensportfestes, das einige Athleten vielleicht dazu nutzen, um eine persönliche Bestleistung zu erzielen? Auf jeden Fall bleibt mittlerweile selbst die oft zitierte „zweite Garde“ in weiten Teilen fern. Da der Freiluftsport Leichtathletik gerade in einem Jahr wie diesem mit späten Oster- und Pfingstfeiertagen über einen schier unglaublichen Terminstress klagt und seine Hauptsaison auf gerade einmal drei Monate (Mai, Juni, Juli) beschränkt, bleibt es ein veritables Rätsel, warum der August mit seinen nahezu optimalen Witterungsbedingungen außer für deutschen und internationale Titelkämpfe weitgehend tabu bleibt. An den Ferien allein kann es kaum liegen. Interessant dürfte es sein, die Teilnehmerzahlen zu überprüfen, wenn die „Südstaaten“ irgendwann einmal wieder in Bayern oder im nahen Baden Württemberg ihre Besten suchen werden.

Im ersten Hürdenlauf gleich zum Titel

Für Pamela Spindler jedenfalls hatte sich die Reise nach Forst in jeder Hinsicht gelohnt. Nur mit einer Sondergenehmigung an den Start gegangen, weil sie in diesem Jahr noch kein einziges Rennen über 100 Meter Hürden absolviert hatte, sorgte die 29-Jährige am Samstag für einen echten Paukenschlag. Mit glänzenden 13,43 Sekunden holte sie den Titel holte und erzielte eine bayerischen Jahresbestleistung vor Jennifer Reinelt (1. FC Passau; 13,70 Sekunden). „Das waren meine ersten Hürdenläufe in diesem Jahr. Nicht mal im Training bin ich über die Hürden gelaufen“, erzählte die Athletin aus Unterammergau. Kaum zu glauben angesichts einer solchen Zeit! Bisher war sie nur einmal in ihrer langen Karriere neun Hundertstel schneller gelaufen. „Die vergangenen Jahre war ich über die Hürden zu verkrampft, da ging nichts mehr vorwärts“, beschrieb sie die Ausgangssituation vor Forst.

Deswegen hatte ihr Trainer Heinz Löser eine klare Linie ausgegeben: „Du musst erst mal schneller werden, dann wird’s auch wieder über die Hürden besser gehen.“ Schneller wurde Pamela Spindler in diesem Sommer; ein beständiges Niveau um 12,0 über 100 Meter bestätigte dies. „Und Angst vor den Hürden hatte ich noch nie“, hatte Spindler eine einfache Erklärung, wieso es auch ohne Spezialtraining so gut lief. Einer der ersten Gratulanten im Ziel war Hürden-Bundestrainer Rüdiger Harksen. „Das war ein klasse Lauf“, fand er. Einen bayerischen Dreifach-Triumph verhinderte Antonia Werner (TV Fildern). Sie verdrängte mit ihren 13,89 Sekunden Elisabeth Glonegger (MTV 1881 Ingolstadt) auf den vierten Rang (14,30 Rang).

In Forst herrschen in der Tat nahezu perfekte Witterungsbedingungen, was Pamela Spindler noch zu Silber über 200 Meter (24,52 Sekunden) sowie einen sehr guten fünften Rang über 100 Meter (12,23 Sekunden) inspirierte. Auch Karoline Pilawa (LG Stadtwerke München) präsentierte sich in Topform. Innerhalb von 60 Minuten verteidigte sie sowohl ihren 800-Meter-Titel und holte in sehr starken 54,52 Sekunden den 400-Meter-Titel. Von Beginn an schlug sie über 800 Meter ein hohes Tempo an, um eine gute Zeit zu erzielen. Von ihr mitreißen ließ sich Stadtwerke-Teamkollegin Thea Heim. Während Pilawa in guten 2:05,16 Minuten die Ziellinie überquerte, lieferte sich Heim mit den Konkurrentinnen ein spannendes Finish. Auf den letzten 100 Metern machte sie den Doppelsieg perfekt und holte sich hinter Pilawa den Vizetitel in neuer persönlicher Bestzeit von 2:09,22 Minuten.

„Ich habe lange gebraucht, um richtig in den Wettkampf zu kommen. Da ich im Training zuletzt meist um 57 Meter geworfen habe, wurde ich nicht nervös“, beschrieb Ulrike Giesa (LAC Quelle Fürth) den Verlauf der Diskuskonkurrenz. Nach einem ungültigen Versuch steigerte sich Giesa von Versuch zu Versuch. Am Ende waren es 56,69 Meter und zwei Meter Vorsprung auf Julia Bremser (LSG Goldener Grund; 54,48 Meter). „Es war schon schwer, nach der Deutschen Meisterschaft die Motivation weiter hoch zu halten“, blickte der Schützling von BLV-Wurf-Teamleiter Joachim Lipske auf die vergangenen drei Wochen zurück.

Orth bestätigt steigende Formkurve

Trotz des schwül-heißen Sprinter-Wetters überraschte es alle Betrachter, dass Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg) über 1500 Meter mit Hilfe seines Teamkollegen Felix Plinke einen rasanten Tempolauf auf die Bahn legte. Als Plinke nach der Hälfte aus dem Rennen ging, zeigte Orth, dass sein diesjähriger Deutscher Meistertitel in der Halle kein Zufall war. Er hielt das Tempo weiter hoch, lief angesichts der Bedingungen mit 3:43,02 Minuten eine ausgezeichnete Zeit und unterstrich die Einschätzung, dass er ohne seine Verletzung im Frühjahr durchaus eine reelte Chance auf die WM-Norm gehabt hätte.

Aktiven-Gold Nummer sechs ging an die kleinste Athletin: Regina Högl LG Region Landshut), gerade erst in die A-Jugend aufgestiegen, ließ über 5000 Meter nichts anbrennen und lief mit 17 Sekunden Vorsprung zum Süddeutschen Titel (17:42,75 Minuten).

Weitere Medaillen in der Farbe Bronze gab es für Weitspringer Kevin Korona (LAC Quelle Fürth) sowie die Jugendlichen Patrick Frey (DJK Aschaffenburg) im Hammerwerfen und Kim-Dominik Seyfried (LG Augsburg) im Speerwerfen. Korona tat sich zunächst im Weitsprung schwer. Bei seinen ersten beiden Versuchen stimmte fast gar nichts, so das er im dritten Durchgang mächtig unter Druck stand, um das Finale der besten acht zu erreichen. Mit 7,08 Meter gelang ihm das schlussendlich. Mit dem vierten Versuch von 7,44 Meter verbesserte er sich auf Platz zwei und steigerte sich im fünften noch auf 7,48 Meter. Im letzten Durchgang setzte sich der Rehlinger Jan Uder mit 7,77 Meter an die Spitze. Korona der direkt nach Uder an der Reihe war riskierte mehr und übertrat den Versuch.

Patrick Frey nutzt die Gunst der Stunde eines Mini-Teilnehmerfeldes, um im Hammerwerfen mit 50,94 Meter den dritten Rang zu belegen. Etwas mehr ausgerechnet hatte sich 70-Meter-Werfer Kim-Dominik Seyfried mit dem Speer. Am Ende landete sein weitester Versuch bei 61,93 Meter. Gute Platzierungen gelangen ferner Florian Geyer (Athletik- und Sprintteam München) als Vierter über 110 Meter Hürden (15,02 Sekunden), Joshua Deckert (LG Kreis Würzburg), der im Diskuswerfen auf dem gleichen Rang landete (48,53 Meter) sowie Julia Hennemann (TSV Ebensfeld) als Fünfte im Dreisprung (12,29 Meter).

Hofmann und Hergenröther holten Gold in der B-Jugend

Zwei Süddeutsche Meistertitel holten in Forst die bayerischen B-Jugendlichen. An erster Stelle muss hier Hochspringer Daniel Hofmann (TV Zeil) genannt werden, der mit 2,03 Meter einmal mehr die Zwei-Meter-Grenze übersprang. Bei den Mädchen beendete Isabell Hergenröther (TV Bad Kissingen) ein überaus erfreuliche Saison mit ihrem knappen Sieg über 400 Meter in 58,14 Sekunden vor ihrer bayerischen Kontrahentin Sinéad Ebert (LG Kreis Ansbach), die sich in 58,20 Sekunden Silber sicherte. Sechste wurde hier Bettina Rathke (LG Allgäu/Kempten; 59,81 Sekunden). Ebenfalls die Vizemeisterschaften einfahren konnten Johannes Spielberger (LG Bamberg) über 2000 Meter Hindernis in 6:14,08 Minuten (Sechster: Bernhard Weinländer, LAC Quelle Fürth; 6:36,65 Minuten), Stabhochspringer Artur Wollert (LAZ Kreis Würzburg) mit neuer persönlicher Bestleistung von 4,75 Meter (Fünfter sein Vereinskamerad Alexander Schuster; 3,80 Meter), Alexander Savatzki (TV Bad Kissingen) im Dreisprung (13,79 Meter; ebenfalls neuer Hausrekord) und Jeannine Weidner (TS Lichtenfels) im Dreisprung, wo sie mit 11,82 Meter ihre Leistung von den Deutschen Jugendmeisterschaften wiederholte (Vierte: Laura Keilnhofer, TV Zwiesel, 11,35 Meter).

Laura Weiß (TV Bad Kötzting) schrammte über 100 Meter Hürden mit 13,91 Sekunden nur hauchdünn am Titel vorbei. Ihre Zwillingsschwester Magdalena wurde Dritte über 200 Meter (25,47 Sekunden) und belegte Platz vier über 100 Meter (12,44 Sekunden). Ebenfalls Bronze um den Hals gehängt bekamen Speerwerfer Markus Kosok (LG Donau-Ries), der 61,63 Meter weit warf, Diskuswerfer Markus Schwertfeger (LAZ Kreis Würzburg), dessen Scheibe bei 49,74 Metern aufschlug (im Kugelstoßen belegte er Rang fünf mit 16,65 Meter, Siebter wurde hier Dennis Edelmann, TSV Dinkelsbühl, mit 16,19 Meter), Michael Pritzel (TSV 1860 Rosenheim) über 1500 Meter in 4:14,24 Minuten (Sechster: Benedikt Lindner, LG Allgäu/Kempten, 4:19,27 Minuten) und Martin Weinländer (LAC Quelle Fürth) über 800 Meter in 1:57,91 Minuten.

Weitere Podestplätze sammelten Martina Barth (TV Bad Kötzting), die über 800 Meter Dritte in 2:18,77 Minuten Dritte wurde (Rang sieben ging an ihre Vereinskameradin Mirjam Hofmaier; 2:22,73 Minuten) sowie Stabhochspringerin Maike Limmer (LG Fichtelgebirge), der 3,50 Meter zum dritten Platz reichten. Knapp an einer Medaille vorbei schrammten Eva Herrmann (LG Reischenau-Zusamtal) im Speerwerfen mit 40,15 Meter (Achte; Franziska Hermann, LAG Mittlere Isar, 35,74 Meter), Evi Weber (TSV 1862 Erding) im Diskuswerfern, wo sie als Vierte mit 38,65 Meter eine neue Bestleistung erzielte (Siebte: Michaela Hagl, LAG Mittlere Isar, 36,59 Meter) und Julia Schlegl (TSV Ochenbruck) im Weitsprung mit 5,52 Meter. Zufrieden mit jeweils Rang fünf sein können Weitspringerin Maria-Lisa Michalsky (Kirchheimer SC; 5,44 Meter) und Michael Salewski (LG Sempt) über 400 Meter (51,47 Sekunden).