Souveräne Vorstellung: Florian Orth bewies in Darmstadt eindrucksvoll, dass er zu den besten Crossläufern Deutschlands gehört.

Nicht mehr als eine Pflichtübung war für Corinna Harrer die erfolgreiche Qualifikation für die Cross-EM. Fotos: Kosmider

Jannika John (vorne) forderte in Darmstadt lange Gesa Felicitas Krause.

Die Spitzengruppe des U 20-Laufs im Gelände. Bastian Grau (Nummer 424) setzt zum Überholen an. Sein Zwillingsbruder Martin erkämpft sich in einem spannenden Finish noch Platz drei. Foto: Mönius

22.11.2011 15:34 // Von: Reinhard Köchl/LG Telis Finanz Regensburg/LAC Quelle Fürth

Sechs Bayern lösen bereits in Darmstadt das Ticket für die Cross-EM

Mit Corinna Harrer, Florian Orth (beide LG Telis Finanz Regensburg), Jannika John (LAC Quelle Fürth), Bastian und Martin Grau (beide TSV Höchstadt/Aisch) sowie Moritz Steininger (1. FC Passau) haben sich beim Darmstadt-Cross bereits sechs Bayern für die Cross-EM Mitte Dezember in Velenje (Slowenien). Mit im Rennen sind auch die beiden Regensburger Neuzugänge Jana Soethout und Maren Kock. Erstere löste ebenfalls das Ticket, während Kock noch eine Chance erhält.

Für Corinna Harrer und Florian Orth war der Darmstadt-Cross eher ein lästiger Pflichtgang auf dem Weg zur Cross-EM in Velenje, für die beiden Telis-Neuzugänge Jana Soethout und Maren Kock schon harte Qualifikationsarbeit in Richtung Herbstziel. Harrer und Orth entledigten sich ihrer Aufgabe mit Platz zwei und eins in der U 23 souverän, Jana Soethout erfüllte in der selben Altersklasse mit Rang fünf schon im ersten Anlauf die Qualifikationskriterien und kickte damit ihre neue Teamkollegin Maren Kock, auf Platz sechs einlaufend, in die Relegation.

Pechvogel des Tages war der Telis-Jugendliche Jonas Koller, der, auf Qualiplatz sechs liegend, nach zwei Drittel des Rennens von einem Mitkonkurrenten zum Sturz und damit um die EM-Quali gebracht wurde. Knapp hinter seinem Telis-Teamkollegen Julian Flügel, der als zweitbester Deutscher auf Rang vier einlief, kehrte Philipp Pflieger als Fünfter furios ins Wettkampfgeschehen zurück.

Pokerface Florian Orth überließ in der mit Spannung erwarteten U 23-Ausscheidung zunächst den anderen die Initiative. Je länger das Rennen dauerte, desto weiter vorne sah man den Regensburger, Als Richard Ringer (Friedrichshafen) zum finalen Spurt ansetzte, war Florian Orth voll im Bilde, setze sich an die Spitze und wurde dennoch am Zielstrich fast noch ausgekontert. Am Ende teilten sich Orth und Ringer Platz ein. Orth-Teamkollege Jonathan Schaible lief als Achter ein sehr gutes Rennen, war kurzzeitig sogar einmal knapp am Qualiplatz sechs dran.

Corinna Harrer macht sich allmählich zur ewigen Zweiten von Darmstadt. Anfangs an der Spitze mit etlichen kleinen Tempovorstößen arbeitend, verpasste sie noch den entscheidenden Antritt der derzeitig glänzend in Form befindlichen Anna Hahner. Den Rest des Feldes hatte die Regensburgerin aber sicher im Griff. Telis-Neuzugang Jana Soethout, seit einem Monat unter Telis-Coach Kurt Ring laufend, überraschte sich mit ihrer unerwarteten „Spontan-Quali“ wohl selbst am meisten. Maren Kock nahm’s trocken: „Ich wollte sowieso erst in Tilburg angreifen, Darmstadt liegt mir eigentlich nicht!“.

Die beiden Telis-Männer Flügel und Pflieger zeigten schon wieder deutlich, dass die deutsche Langstrecken-Elite mit Ihnen 2012 rechnen muss. Während der Hesse sich nun in Tilburg noch einmal für einen Einsatz bei den Cross-Europameisterschaften empfehlen will, zieht sich der Schwabe im Telis-Trikot in seiner Wahlheimat Regensburg erst einmal wieder ins Grundlagentraining zurück. „Ich bin überrascht, dass es bei mir schon wieder so gut läuft und erstaunt, dass die anderen nicht weiter weg sind“, so Pfliegers Fazit zum gelungenen Einstand in Darmstadt.

Jannika John überrascht Senkrechtstarterin Gesa Krause

Mit einem solch starken Auftritt hat selbst ihr Trainer Jörg Stäcker nicht gerechnet. Vom Start weg zog die Fürtherin Jannika John die Konkurrenz in Darmstadt an sich und zermürbte mit ihrem Steigerungslauf die Gegner. Nur Gesa Felicitas Krause aus Frankfurt, die Junioreneuropameisterin und Neunte der Weltmeisterschaften über 3000 Meter Hindernis, konnte der 18-jährigen Fürtherin noch folgen und war am Ende knapp vor ihr.

Damit hat Jannika John das Ticket zur ihrer dritten internationalen Meisterschaft sicher. Bereits nach wenigen Metern hatte die mutige Fürtherin die Führungsposition inne. „Meine Beine liefen einfach und nach dem mir das Tempo am Anfang nicht sehr hoch vorkam, bin ich einfach immer schneller geworden“, kommentiert die Quelle-Läuferin ihr Rennen. Zu den ersten Gratulanten gehörte der leitetende Bundestrainer Lauf.

Mit Konstantin Wedel als Zehntem schlug ein weiterer Fürther achtbar. Nach gerade überstandener Erkältung hielt er lange in der Führungsgruppe mit und musste nur am Ende abreißen lassen. Doch während Jannika John nun in wenigen Wochen in die Frauenklasse aufrückt, ist Wedel auch noch im nächsten Jahr in der Jugendklasse startberechtigt.

Veränderte Hierarchien bei den Grau-Zwillingen

Mehr als zwei Jahre stand er im Schatten seines Zwillingsbruders Martin, wurde durch Verletzungen immer wieder zurückgeworfen. In Darmstadt zeigt Bastian Grau (TSV Höchstadt/Aisch) endlich sein Können, das sein Trainer Markus Mönius schon lange in ihm schlummern sah: Der 19-Jährige gewann überlegen die Konkurrenz der Männlichen Jugend A (U 20). Sein Zwillingsbruder konnte sich in einem spannenden Finish Platz drei erkämpfen. Damit verteten beide Graus in Velenje die Farben Deutschlands im Crosslauf, ebenso wie Moritz Steininger (1. FC Passau), der auf dem schwierigen Kurs einen ausgezeichneten vierten Rang belegte.

Bereits nach der ersten großen Runde hatte sich eine siebenköpfige Spitzengruppe gebildet, in der bald Bastian Grau den Ton angab. In der Schlussrunde forcierte er nochmals das Tempo, dem nur vier weitere Läufer folgen konnten. Auf den letzten 400 Metern macht Bastian dann ernst. In einem langen Endspurt, der ihm aber nicht alle Kräfte kostete, distanzierte er seine Verfolger und gewann überlegen in 22:06,1 Minuten. Wie bei den deutschen Crossmeisterschaften im März konnte Stig Rehberg das Verfolgerduell gegen Martin Grau zu seinen Gunsten entscheiden.

In 22:11,3 Minuten musste sich Martin Grau auch noch den Angriffen von Moritz Steiniger und Hendrik Pfeiffer (LAZ Rhede) erwehren, die nur wenige Zehntel nach dem Biengärtner ins Ziel kamen. „Wie in Ingolstadt hat am Ende einfach die Schnelligkeit gefehlt, ich bin schon froh, dass nach drei Wochen ohne jegliches Training die Form noch so gut ist“ sagte der sichtlich erschöpfte Sportsoldat im Ziel.

Im weiteren Feld zeigten aber auch die anderen Höchstadter Läufer, dass sie zur deutschen Spitze gehören. Neuzugang Konstantin Wedel erreichte als Zehnter in 23:02,5 Minuten das Ziel, eine Erkältung in der Vorwoche verhinderte wohl, dass er in den Kampf um die sechs EM-Plätze eingreifen konnte. Tobias und Jan Budde taten sich durch ihre Körpergröße etwas schwer mit dem schwierigen Gelände und erreichten das Ziel als 24. und 36.