Fünf Mal auf Rang eins bei den Juniorinnen: Corinna Harrer überragte in diesem Jahr auch auf bundesdeutscher Ebene alle.

Anne Kesselring setzte über 800 und 1500 Meter imposante Ausrufezeichen.

Erfolgreichster bayerischer Junior 2011 mit einem deutschjen Meistertitel und einem bayerischen Juniorenrekord: David Gollnow.

Hammerwerfer Johannes Bichler rangiert auf Platz zwei bei den deutschen Junioren und setzt damit die gute bayerische Tradition in in dieser Disziplin fort.

Florian Orth kam spät in Form, schob sich aber dennoch drei Mal in die deutsche Junioren-Spitze.

Platz drei bei den Junioren für Dreispringer Manuel Ziegler. Alle Fotos: Theo Kiefner

20.12.2011 12:04 // Von: Gerd Raithel

DLV-Bestenliste Junioren 2011: Corinna Harrer lässt Bayerns Bilanz strahlen

Fünf von sieben ersten Plätzen für Bayern in der DLV-Bestenliste 2011 der Junioren und Juniorinnen für eine einzige Athletin: Diese wohl einzigartige Bilanz geht auf das Konto des Ausnahmetalents Corinna Harrer (LG Telis Finanz Regensburg). Außerdem gab es für BLV-Athleten und –Athletinnen noch fünf zweite und drei dritte Plätze. Wenn man von Harrer absieht, haben die Junioren in der Breite mit wesentlich mehr Nennungen unter den besten 30 deutlich besser abgeschnitten als die Juniorinnen.

Corinna Harrer, Deutsche Meisterin bei den Frauen und Bronzemedaillengewinnerin bei der U 23-EM über 1500 Meter,  könnte sogar sechs Mal an der Spitze stehen. Doch sie hat in diesem Jahr keinen einzigen 5000-Meter-Lauf bestritten, und es gibt wohl kaum einen Zweifel, dass sie auch über diese Strecke in ihrer Altersklasse in Deutschland nicht zu schlagen gewesen wäre. Die Zeiten der 20-jährigen Regensburgerin, die ihr den Fünffach-Triumph in der Bestenliste einbrachten: 800 Meter 2:01,85 Minuten; 1500 Meter 4:08,63 Minuten; 3000 Meter. 9:01,29 Minuten; 10 000 Meter: 33,57,54 Minuten; 10-Kilometer-Straßenlauf 34:02 Minuten. Neue bayerische Juniorinnen-Rekorde sind die Zeiten im 1500-Meter- und 3000-Meter-Lauf.

Etwas im Schatten der außergewöhnlichen Erfolge Harrers stehen die Leistungen der anderen bayerischen Juniorinnen. Doch lieferten einige von ihnen auch Ergebnisse ab, die hohe Anerkennung verdienen. In erster Linie ist hier Anne Kesselring (LAC Quelle Fürth) mit den während ihres Studiums in den USA erzielten Zeiten hervorzuheben. Zweite ist sie mit 2:02,15 Minuten über 800 Meter und Vierte mit 4:16,55 Minuten über 1500 Meter. Mit erheblichen Verbesserungen gegenüber dem Vorjahr machte die A-Jugendliche Jannika John (ebenfalls LAC Quelle Fürth) auf sich aufmerksam. 10:15,82 Minuten über 3000 Meter Hindernis verhalfen ihr zu Rang drei, Siebte ist sie im 10-Kilometer-Straßenlauf (36:04 Minuten) und Elfte im 3000-Meter-Lauf (9:43,78 Minuten).

Fabienne Kohlmann auf Rang vier

Auch weitere Top-Ten-Platzierungen sind aus dem Bereich Lauf zu vermelden. Fabienne Kohlmann (LG Karlstadt/Gambach/Lohr), die 2009 in ihrem ersten Juniorinnenjahr eine glänzende Saison mit der Teilnahme an der WM in Berlin krönte und 2010 das bislang beste Jahr ihrer Karriere erlebte, hatte nach einer Operation Mühe, wieder den Anschluss nach oben zu finden. Mit 58,97 Sekunden über ihre Spezialstrecke 400 Meter Hürden blieb sie zwar deutlich hinter ihren besten Zeiten zurück, immerhin erreichte sie damit Rang vier in der Bestenliste.

Die A-Jugendliche Cornelia Griesche (DJK Ingolstadt), wie Jannika John Teilnehmerin an der U 20-EM, kam im 3000-Meter-Hindernislauf in 10:29,96 Minuten auf den fünften Platz der DLV-Bestenliste, in der Julia Weniger (TG Viktoria Augsburg) zwei Mal unter den ersten Zehn vertreten ist und zwar als Siebte im Halbmarathon (1:22:03 Stunden) und als Zehnte im 10-Kilometer-Straßenlauf (36:39 Minuten). Zehnte Plätze gab es außerdem für Agata Strausa (LAC Quelle Fürth) für 4:19,78 Minuten über 1500 Meter und Judith von Andrian (LAG Mittlere Isar) für 38:37,00 Minuten über 10 000 Meter.

Im Gehen mischte Katrin Eggl (SpVgg Niederaichbach) auch in diesem Jahr wieder gut im vorderen Bereich mit: als Fünfte auf der Straße über 10 Kilometer (56:29 Minuten) und als Achte über 5000 Meter auf der Bahn (29:11,0 Minuten). Einzige bayerische Athletin aus der Abteilung Sprung unter den Top Ten war Stabhochspringerin Julia Ott (TV Gunzenhausen) mit 4,10 Metern, einzige aus der Wurf-Fraktion die Speerwerferin Nicola Leidl (1. FC Passau) als Zehnte mit 50,21 Metern.

Der Vollständigkeit halber werden im Folgenden die Athletinnen und Staffeln aufgeführt, die es in ihrer Disziplin als Beste aus Bayern nicht schafften, unter die ersten Zehn der DLV-Liste zu kommen (es handelt sich dabei fast ausschließlich um Sportlerinnen, die noch zur Jugend zählen): 100 Meter: 11. Alexandra Burghardt (B-Jugendliche/LAZ Inn) 11,83 Sekunden; 400 Meter: Corinne Kohlmann (B-Jugendliche/LG Karlstadt/Gambach/Lohr) 56,32 Sekunden; 5000 Meter: 12. Stefanie Perfler (A-Jugendliche/LG Telis Finanz Regensburg) 17:16,25  Minuten; 100 Meter Hürden: 20. Tamara Stüllein (A-Jugendliche/TS Lichtenfels) 14,25 Sekunden; 4 x 400 Meter: 11. LG Karlstadt/Gambach/Lohr (Jugend) 3:55,91 Minuten; 3 x 800 Meter: 15. LG Stadtwerke München 7:01,78 Minuten; Hochsprung: 13. Katharina Winkler (Schülerin Jahrgang 96!/LAC Quelle Fürth) 1,79 Meter; Dreisprung: 18. Julia Hennemann (A-Jugendliche/TSV Ebensfeld) 12,29 Meter); Kugelstoß: 23. Johanna Höcketstaller (A-Jugendliche/TSV Wasserburg) 13,81 Meter); Diskuswurf: 24. Melanie Dörr (TV Ochenbruck) 44,68 Meter; Hammerwurf: 18. Anna Rinderle (B-Jugendliche/DJK Memmingen) 51,70 Meter; Siebenkampf: 23. Julia Auer (A-Jugendliche/LAZ Inn) 4735 Punkte. Schlecht sieht es im 200-Meter-Sprint, in der 4 x 100-Meter-Staffel und im Weitsprung aus: In diesen Disziplinen sind keine Bayern in der Liste der besten 30 zu finden.

David Gollnow herausragender bayerischer Junior

Herausragender bayerischer Junior des Jahres 2011 war der Deutsche Meister bei den Männern über 400 Meter Hürden, David Gollnow (TSV 1862 Erding). Er nimmt nicht nur in seiner Spezialdisziplin mit dem neuen bayerischen Juniorenrekord von 49,56 Sekunden den ersten Platz ein, sondern auch noch jeweils als bester BLV-Vertreter über die 400-Meter-Flachstrecke Rang zwei (46,60 Sekunden; neue persönliche Bestleistung) sowie im 200-Meter-Sprint Rang vier (21,17 Sekunden). Dem 22-jährigen Studenten eifert sein ein Jahr jüngerer Vereinskamerad Benedikt Wiesend nach, der ebenso wie Gollnow im nächsten Jahr das Trikot der LG Stadtwerke München tragen wird. Wiesend steht mit den Plätzen sieben (400 Meter in 46,84 Sekunden) und acht (200 Meter in 21,38 Sekunden) in der Bestenliste.

Ebenfalls mit einem neuen bayerischen Juniorenrekord sorgte die 3 x 1000-Meter-Staffel der LG Telis Finanz Regensburg für die zweite bayerische Spitzenposition bei den Junioren. Jonas Zweck, Felix Plinke und Florian Orth verbesserten die zwölf Jahre alte Bestmarke des LAC Quelle Fürth/München 1860 um mehr als dreieinhalb Sekunden auf 7:12,39 Minuten und kamen damit nahe an den auch von einer Regensburger Staffel gehaltenen bayerischen Rekord der Männer (7:12,25 Minuten) heran. Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg) ist außerdem mit seinen 3:42,41 Minuten über 1500 Meter als Zweitplatzierter in der DLV-Bestenliste zu finden sowie mit 1:48,18 Minuten im 800-Meter-Lauf als Fünfter. Und er hat tüchtige Mitstreiter unter den Mittel- und Langstreckler in seiner LG. Jonathan Schaible kam dreimal unter die ersten Zehn – als Achter über 10.000 Meter (31:28,76 Minuten), als Neunter über 5000 Meter (14:26,63 Minuten) und als Zehnter über 3000 Meter (8:26,24 Minuten). Felix Plinke wurde Neunter über 3000 Meter (8:25,68 Minuten) und Zehnter über 1500 Meter (3:47,14 Minuten).

Von der LG Gendorf/Wacker Burghausen kommt Daniel Rennertseder, der im Halbmarathon mit 1:11:39 Stunden die zehntbeste Zeit lief. Nicht berücksichtigt ist der bei Deutschen Meisterschaften nicht startberechtigte Alemu Tirfesa Tufa (LG Hof), der über 3000 Meter mit 8:14,53 Minuten Fünfter wäre.

Mit einer großartigen Leistung erkämpfte sich der noch zur A-Jugend zählenden Martin Grau (TSV Höchstadt/Aisch) ebenfalls einen zweiten Platz in der Juniorenliste. Seine 8:48,79 Minuten im 3000-Meter-Hindernislauf brachten ihm nicht nur die Bronzemedaille der U 20-EM ein, sondern auch den Nachwuchs-Förderpreis der German Road Races. Über 1000 Meter (2:26,06 Minuten) ist er Zehnter, über 1500 und 3000 Meter jeweils 20. und über 800 Meter 30. In einer reinen Höchstadter Jugendstaffel (3 x 1000 Meter) lief Martin Grau in 7:29,57 Minuten auch noch auf einen beachtlichen fünften Platz bei den Junioren. Sein Vereinskollege Marco Kurzdörfer (ebenfalls noch in der MJA startberechtigt) ist über 1000 Meter mit 2:26,06 Minuten als Neunter registriert.

Johannes Bichler hält bayerische Hammerwurf-Tradition hoch

Vierter im Bunde der bayerischen Ranglistenzweiten bei den Junioren ist Hammerwerfer Johannes Bichler (LG Stadtwerke München) mit 69,29 Metern. Stichwort Hammerwurf: In dieser Disziplin schnitten die bayerischen Nachwuchswerfer – wie fast immer in den letzten Jahren – mit Abstand am besten ab. Neben Bichler kam auch noch der A-Jugendliche Tristan Schwandke (TV Hindelang) mit 62,08 Metern als Vierter unter die Top Ten. Das schafften außerdem nur noch Speerwerfer Kim-Dominik Seyfried (LG Augsburg/72,72 Meter) als Neunter und Diskuswerfer Sebastian Dietl (LAZ Obernburg-Miltenberg/52,26 Meter) als Zehnter.

Nicht nur David Gollnow glänzte über 400 Meter Hürden, sondern auch der ehemalige U 20-Junioren-Europameister Tobias Giehl (LG Würm Athletik). Nachdem er 2010 fast während der ganzen Saison verletzungsbedingt nicht sein wahres Leistungsvermögen abrufen konnte, gelang ihm heuer ein bemerkenswertes Comeback. Mit 49,81 Sekunden blieb er ebenfalls deutlich unter dem alten bayerischen Juniorenrekord von Stefan Boenisch (50,42 Sekunden) aus dem Jahr 1998 und sicherte sich damit Rang drei der deutschen Juniorenbestenliste. Diese Position verfehlte ein weiterer Athlet der LG Würm Athletik nur knapp: Auf der kurzen Hürdendistanz über 110 Meter erreichte Sebastian Barth vom jüngeren A-Jugend-Jahrgang 93 gute 14,08 Sekunden und kam damit auf den vierten Platz. Noch einmal die Nummer vier ist die LG Würm Athletik mit Kronowetter, Trefz, Lytis und Schlussläufer Giehl in der 4 x 400-Meter-Staffel (3:14,31 Minuten), außerdem die Nummer neun über 4 x 100 Meter (hier mit Giehl und Barth).

Ziegler auf Rang drei im Dreisprung

Von den Springern zeichnete sich Manuel Ziegler (LG Telis Finanz Regensburg) am meisten aus. Der mehrfache deutsche Jugend- und Juniorenmeister im Dreisprung ist heuer mit 15,66 Metern Ranglistendritter. Ein Schüler (!), der 15-jährige Dimitri Antonov (TSV Bad Kissingen), ist in dieser Disziplin mit seinem deutschen Schülerrekord (14,86 Meter) als Neunter unter den bis zu sieben Jahre Älteren vertreten. Auch auf dem neunten Platz konnte Stabhochspringer Lucas Schwaiblmair (TSV Gräfelfing) mit 5,20 Meter eingeordnet werden.

Christian Rasp (LG Karlstadt/Gambach/Lohr), der deutsche Junioren-Doppelmeister 2010 über 100 und 200 Meter, war in diesem Jahr wegen einer langwierigen Verletzung nicht in der Lage, an seine Vorjahreserfolge anknüpfen. Immerhin ist er aber erneut dreimal unter den ersten Zehn dabei: Als Fünfter mit der 4 x 100-Meter-Staffel der LG Karlstadt/Gambach/Lohr (41,10 Sekunden), als Sechster über 100 Meter (10,62 Sekunden) und Neunter über 200 Meter (21,45 Sekunden).

In einigen Disziplinen taucht kein bayerischer Junior unter den besten Zehn auf. Hier sollen wenigstens die BLV-Athleten mit den besten Platzierungen erwähnt werden: 10-Kilometer-Straßenlauf: 20. Moritz Steininger (A-Jugendlicher/1. FC Passau) 31.41 Minuten; Hochsprung: 13. Daniel Hofmann (B-Jugendlicher/TV Zeil) 2,05 Meter; Kugelstoß: 17. Joshua Deckert (LAZ Kreis Würzburg) 16,49 Meter; Zehnkampf: 11. Florian Katzschmann (TS Herzogenaurach) 7071 Punkte. Fehlanzeige gibt es im Weitsprung, in dem kein bayerischer Junior in der 30-Bestenliste des  DLV erscheint. Dafür wären wenigstens 7,15 Meter nötig gewesen.