Holte sich in einem spannenden und hochklassigen Finale den Hürdensprinttitel bei den Frauen: Jennifer Reinelt.

Franziska Blum (links) war in der der Lindehalle schnellste Sprinterin, Pamela Spindler (Mitte, blaues Trikot) als Gast erzielte die beste Zeit über die Hürden.

Einer der herausragenden Athleten in der U 18-Klasse: Michael Adolf (links). Alle Fotos: Theo Kiefner

10.01.2012 12:10 // Von: Gerd Raithel

Südbayerische Hallenmeisterschaften: Hürdenfinale der Frauen als Höhepunkt

Die 500 wurden, ähnlich wie 2011, nur knapp verfehlt: Insgesamt 492 Starter aus 85 Vereinen waren bei den Südbayerischen Hallenmeisterschaften der Männer und Frauen sowie der U 18-Jugend in der Münchner Werner-von-Linde-Halle zu verzeichnen. Das ist eine beachtliche Zahl, die aber nichts über das Leistungsniveau aussagt, zumal bei diesem Auftakt zur Hallensaison – wie in jedem Jahr – zahlreiche Spitzenathleten fehlten.

Immerhin bewiesen bei dieser Standortbestimmung zum Auftakt der Hallensaison manche Teilnehmer und Teilnehmerinnen schon eine erstaunliche Frühform. So überzeugten zum Beispiel bei den Frauen vor allem die Hürdensprinterinnen. Im besten und spannendsten Endlauf des Tages siegte Pamela Spindler (LG Telis Finanz Regensburg) – allerdings außer Konkurrenz – in sehr guten 8,41 Sekunden ganz knapp vor der Titelverteidigerin Jennifer Reinelt (1. FC Passau), die in 8,43 Sekunden erwartungsgemäß erneut Meisterin wurde. Auf den zweiten Platz in der offiziellen Wertung kam die erst 17-jährige Alexandra Burghardt (LAZ Inn), die Vierte bei den U-18-Weltmeisterschaften über 100 Meter Hürden, bei ihrem ersten Wettkampf über die höheren Frauenhürden in 8,52 Sekunden. Es wäre keine Überraschung, wenn diese drei Athletinnen auch bei den Bayerischen Hallenmeisterschaften am 21./22. Januar in Fürth die Medaillenvergabe unter sich ausmachen würden. Nicht zu vergessen ist dabei jedoch Elisabeth Glonegger (MTV 1881 Ingolstadt), die im Vorlauf 8,60 Sekunden erreichte und im Finale, in dem drei weitere Läuferinnen die neun Sekunden unterboten, wegen eines Fehlstarts disqualifiziert wurde.

Nach einem anderen Endlauf durfte sich Glonegger jedoch freuen: Im 60-Meter-Sprint belegte sie in 7,82 Sekunden Rang zwei vor der zeitgleichen Jennifer Reinelt. Ganz oben stand nach diesem Finale eine Athletin, die unter dem Namen Franziska Bertenbreiter seit vielen Jahren als eine der besten bayerischen Sprinterinnen bekannt war und nun als Franziska Blum (und Ehefrau des jetzt für den TV Wattenscheid startenden deutschen 60-Meter-Hallenmeisters Christian Blum) ein Erfolgserlebnis feierte. Im Trikot des erst seit zwei Jahren bestehenden Athletik- und Sprintteams München gewann sie den Endlauf in 7,74 Sekunden. Noch wesentlich schneller war allerdings im Vorlauf Alexandra Burghardt (LAZ Inn) mit vorzüglichen 7,50 Sekunden gewesen; die U 18-Athletin verzichtete danach auf Zwischen- und Endlauf. Das Debut der zur deutschen Nachwuchs-Sprintelite zählenden Riedl-Zwillinge (bisher SV Vöhringen) musste verschoben werden, weil sich Martina nach einer langwierigen Verletzung noch im Aufbautraining befindet und die gemeldete Julia gesundheitliche Probleme hatte.

Zwei andere Neuzugängen der LG Stadtwerke gelang dagegen ein Doppelsieg über 200 Meter: Mona Schilhanneck und die Juniorin Lisa Schollbach (bisher beide TS Lichtenfels) sprinteten in 25,83 beziehungsweise 25,85 Sekunden auf die Plätze eins und zwei vor Elisabeth Glonegger (25,90 Sekunden), die damit noch einmal an einer Siegerehrung teilnehmen konnte. Über 400 Meter blieb die neue Meisterin Fiona Connor (LG Festina Rupertiwinkel) mit 59,19 als einzige unter 60 Sekunden. Und über 800 Meter gab es mit nur vier Starterinnen keine Zeitläufe, sondern ein Finale, das die erst in diesem Jahr aus der A-Jugend aufgestiegene Stefanie Müller (TSV Bobingen, vor einem Jahr bayerische Hallen-Jugendmeisterin über 400 Meter) mit in für sie mäßigen 2:20,48 Minuten ungefährdet gewann. Die 4 x 200-Meter-Staffel der LG Stadtwerke München mit Lisa Schollbach, Mona Schilhanneck, Verena Hirschmann und Laura Stronk kam in 1:43,08 Minuten mit großem Vorsprung vor der Startgemeinschaft Team Schwaben (1:46,85 Minuten) ins Ziel.

Von den teilweise schwach besetzten Sprungwettbewerben sind die 3,80 Meter der für die LG Stadtwerke startenden Österreicherin Daniela Hörwarth im Stabhochsprung als beste Leistung zu vermelden. Die frühere deutsche Jugendmeisterin im Siebenkampf, die inzwischen 26-jährige Gabi Kutscherauer (LG Würm Athletik), gewann den Weitsprung mit 5,53 Metern und zwei Zentimetern Vorsprung vor Verena Hirschmann (LG Stadtwerke München, bisher TV 1848 Schwabach). Im Hochsprung sicherte sich Sina Warneke (TSV 1862 Erding) mit 1,68 Metern den Meistertitel und im Dreisprung reichten Carolin Strößner (LG Stadtwerke München, bisher TSV Oberhaching) 10,30 Meter zum Erfolg.

Im Kugelstoßen stand die Siegerin mit Alexandra Raabe (LG Festina Rupertiwinkel) eigentlich schon von vornherein fest; mit 14,16 Metern vergrößerte die Abonnementsmeisterin unangefochten ihre Medaillensammlung. Mehrkämpferin Liane Weber (LG Stadtwerke München) war bei den Frauen am öftesten an Siegerehrungen dabei: als Zweite im Hochsprung (1,68 Meter) und im Kugelstoßen (12,55 Meter) sowie als Dritte über 60 Meter Hürden (8,69 Sekunden).

Marcus Mikulla (LG Stadtwerke München) durfte sich 2011, als noch Sprintasse wie Tobias Unger und Marius Broening für die Münchner starteten, deutscher Vizemeister mit der 4 x 100-Meter-Staffel nennen. Nun gelang dem 23-Jährigen auch als Einzelstarter ein schöner Erfolg: Mit 7,02 Sekunden wurde er Südbayerischer Hallenmeister im 60-Meter-Sprint vor Thomas Schiller (LG Region Landshut/7,04 Sekunden) und Philipp Gretz (LG Stadtwerke München/7,07 Sekunden). Schiller, wie Gretz erst in diesem Jahr aus der A-Jugend zu den Junioren aufgestiegen, setzte sich danach über 200 Meter in 22,28 Sekunden gegen mehr als 30 Konkurrenten durch.

Über 400 Meter siegte David Genck (LG Donau-Ries) recht deutlich in 50,71 Minuten und wurde damit seiner Favoritenrolle ebenso gerecht wie der 800-Meter-Meister Andreas Gorol (DJK Friedberg) mit seiner Zeit von 1:52,50 Minuten. Besonders interessant war beim 800-Meter-Lauf die Teilnahme des deutschen Vizemeisters über 400 Meter Hürden, Tobias Giehl (LG Würm Athletik), der auf der für ihn langen Distanz in 1:57,85 Minuten immerhin Fünfter wurde. Zum Sieg im 1500-Meter-Lauf reichten Georg Kinadeter (LG Stadtwerke München) 4:17,28 Minuten; mit diesem Erfolg hatte der 42-Jährige vermutlich selbst nicht gerechnet.

In einem „Finale“ mit nur drei Teilnehmern verteidigte über 60 Meter Hürden Fabian Fleischmann mit großem Vorsprung seinen Meistertitel aus dem Vorjahr – diesmal in 8,44 Sekunden. Auch in der 4 x 200-Meter-Staffel gab es einen erfolgreichen Titelverteidiger: Die LG Region Landshut mit Petzi, Nejedl, Hopf und dem 200-Meter-Meister Schiller behauptete sich in 1:31,85 Minuten vor dem MTV 1881 Ingolstadt (1:32,82 Minuten).

Von den Siegern in den Sprungkonkurrenzen ist in erster Linie Weitspringer Lukas Aufinger (TSV Ottobrunn) zu erwähnen. Der 18-Jährige stellte mit 7,13 Metern eine persönliche Bestleistung auf und war damit der zumeist etwas älteren Konkurrenz sehr deutlich überlegen. Auch der Stabhochsprung-Meister Daniel Jeske (TSV Gräfelfing) gehört als Jahrgang 93 noch der U 20-Altersklasse an und auch er ließ mit 4,70 Metern die wenigen anderen Teilnehmer klar hinter sich. Ausgesprochen schwach besetzt waren die anderen Sprungwettbewerbe, in denen dem Hochspringer Axel Bräuninger (LG Stadtwerke München) 1,86 Meter und dem Dreispringer Thomas Rieger (MTV 1881 Ingolstadt) 12,91 Meter zum Erfolg genügten.

Die Leistungen von zwei jungen Leuten überstrahlen alle anderen Resultate bei den U 18-Meisterschaften in der Werner-von-Linde-Halle: die von Jana Missenhardt (TSV Königsbrunn) und Michael Adolf (DJK Ingolstadt). Ihre Ergebnisse sind um so erstaunlicher, da beide erst 15 Jahre alt sind, also dem jüngeren U 18-Jahrgng 1996 angehören.

Bei den Mädchen stand Jana Missenhardt gleich drei Mal ganz oben auf dem Siegerpodest. Sie gewann den 60-Meter Sprint in 8,05 Sekunden vor Celina Kränzle (SC Vöhringen/8,09 Sekunden) und Kristina Fister (1. FC Passau/8,10 Sekunden) sowie die 60 Meter Hürden in 9,15 Sekunden vor Kristina Fister (9,19 Sekunden); außerdem war sie  in der 4 x 200-Meter-Staffel am Sieg der Startgemeinschaft Team Schwaben in ausgezeichneten 1:46,89 Minuten als Startläuferin maßgeblich beteiligt.

Einen starken Eindruck hinterließ auch die ebenfalls dem Jahrgang 1996 angehörende Sina Heubel (LG Stadtwerke München). Mit ihrer Siegerzeit im 400-Meter-Lauf (61,17 Sekunden) wäre sie Zweite bei den Frauen geworden, ferner trug sie als Schlussläuferin zum zweiten Platz der Münchner 4 x 200-Meter-Staffel bei. Judith Genck (LG Donau-Ries) glänzte als überlegene Siegerin beim 800-Meter-Lauf in 2:20,45 Minuten.

Zwei junge Athletinnen der LG Sempt machten in den Sprungwettbewerben auf sich aufmerksam: Anna-Lena Obermaier (Jahrgang 96) gewann den Hochsprung mit 1,61 Metern, Maria-Lisa Michalsky den Weitsprung mit 5,39 Metern. Zwei 15-Jährige aus der Stabhochsprung-Schule des TSV Gräfelfing dominierten in ihrer Disziplin, wobei Franziska Heiß mit 3,50 Metern vor Mona Sitte mit 3,20 Metern siegte. Im Dreisprung schließlich erzielte die neue Meisterin Laura Keilhofer (TV Zwiesel) mit guten 11,07 Metern eine größere Weite als die Siegerin bei den Frauen. Nur um zehn Zentimeter lagen die beiden Ersten im Kugelstoßen auseinander: Laura Renner (TV Altötting), noch eine 15-Jährige, erreichte 13,35 Meter mit ihrer gewöhnten Drei-Kilo-Kugel, auf 13,25 Meter kam Nele Warneke (LG Stadtwerke München), die nach einem Jahr mit dem Vier-Kilo-Gerät nach einer Regeländerung wieder mit der leichteren Kugel stoßen darf.

Schon bei den Bayerischen Schülermeisterschaften im Sommer 2011 war Michael Adolf (DJK Ingolstadt) als Dreifachsieger aufgefallen. Seine Ausnahmestellung bestätigte er nun in der Werner-von-Linde-Halle, wo er auch drei Mal hätte gewinnen können. Aber dazu hätte er innerhalb weniger Stunden fünf Mal starten müssen. Also trat er über 60 Meter nur zum Vorlauf an, sprintete mit 7,24 Sekunden zur besten Zeit, um dann auf Zwischen- und Endlauf zu verzichten. Die Meistertitel über 60 Meter Hürden (8,43 Sekunden) und im 400-Meter-Lauf (52,74 Sekunden) ließ sich der 15-Jährige jedoch nicht nehmen.

Nach dem Verzicht von Adolf war über 60 Meter der Weg frei zum Erfolg von Andrew Walters (LG Region Landshut). Er gewann in 7,34 Sekunden vor einem Athleten, den man eher am Start des 800-Meter-Laufs erwartet hatte: Laurin Walter (LG Stadtwerke München), bei den 15-Jährigen einer der besten Mittelstreckler Deutschlands, versuchte sich als Sprinter und überzeugte als Zweiter in 7,38 Sekunden. Walter war ferner Mitglied der in 1:35,78 Minuten siegreichen 4 x 200-Meter-Staffel der LG Stadtwerke München. Im 800-Meter-Lauf kam Kenneth Padberg (SV Untermeitingen) hinter zwei Gästen aus Südtirol zwar als Dritter ins Ziel, aber in 2:07,80 Minuten wurde er dennoch Südbayerischer U 18-Hallenmeister.

Für die herausragende Leistung bei den Sprüngen sorgte Elias Enache (LG Augsburg), der mit 1,96 Metern die Höhe des Meisters bei den Männern sogar deutlich übertraf. Auch der beste U 18-Dreispringer, der erst 15-jährige Jacob Conrad (FC Aschheim), hätte mit seinen 12,42 Metern bei den Männern eine gute Rolle gespielt. Den Sieg im Stabhochsprung holte sich Rouven Bär (TuS Bad Aibling) mit 4,00 Metern, im Weitsprung gab es Gold für den im Vorjahr noch in der Schülerklasse als Mehrkämpfer sehr erfolgreichen Ruben Mayer (LG Sempt), der nun in der Halle mit 5,96 Metern nahe an die sechs Meter herankam. Einen Favoritensieg verzeichnete man im Kugelstoßen, das Alan Vizjak (LG Stadtwerke München) mit 15,38 Metern gewann.

Fazit: Insgesamt gesehen konnten die Leistungen der Jugendlichen, die auch fast zwei Drittel der Teilnehmer an diesen Meisterschaften stellten, mehr gefallen als die der Männer und Frauen, bei denen freilich – wie schon eingangs erwähnt -  viele Spitzenkräfte erst bei den bayerischen Titelkämpfen in Fürth antreten werden, sofern sie die Hallensaison nicht sogar ganz auslassen.