Alter schützt vor Titel nicht: In überzeugender Manier wurde Sebastian Hallmann über 300 Meter Süddeutscher Meister.

Schnelle Hallenrunden lieferten David Gollnow . . .

. . . und Marcus Mikulla in Sindelfingen ab. Als Lohn gab es Silber und Bronze. Fotos: Theo Kiefner

31.01.2012 21:33 // Von: Reinhard Köchl

Süddeutsche MS Halle: Michelle Weitzel und ihr gestörtes Verhältnis zum Balken

An eher durchwachsene Meldezahlen aus dem Freistaat bei den Süddeutschen Meisterschaften in der Halle hat man sich mittlerweile schon gewöhnt. Dass jedoch 2012 eine ganze Reihe von Athleten die Möglichkeit ungenützt verstreichen ließen, in einer Top-Leichtathletikhalle wie dem Sindelfinger Glaspalast auf Norm- oder Bestzeitenjagd zu gehen, belegt den Stellenwert von Indoor-Wettkämpfen. Immerhin gab es drei Titel bei den Männern, einen in der männlichen U 18 und einige durchaus gute Leistungen.

Michelle Weitzel (LG Telis Finanz Regensburg), im Vorjahr in Karlsruhe noch Überraschungssiegerin gegen Bianca Kappler, hadert in der diesjährigen Hallensaison immer noch mit der Technik. Der Deutschen Freiluft- und Hallenmeisterin gelangen in Sindelfingen erneut nur 6,27 Meter. Pech kam dann auch noch dazu: Im letzten Versuch schnappte ihr die Jugendliche Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) mit 6,36 Meter auch noch den Titel weg. Mittlerweile pfeilschnell, ist für das Telis-Ass inzwischen vor allem der Balken Feind Nummer eins geworden.

Titel über Gorol, Hallmann und Willms

Zu einem überraschenden Titel kam über 800 Meter Andreas Gorol (DJK Friedberg), der fürdie vier Hallenrunden 1:53,13 Minuten brauchte. Mit 1:54,30 Minuten holte sich Telis-Mittelstreckler Sebastian Zundler Bronze ab, knapp vor Gabriel Genck (LG Donau-Ries) in 1:54,77 Minuten. Obwohl sowohl Sebastian Hallmann als auch Michael Wilms (beide LG Stadtwerke München) jeweils nur als Zweiter ins Ziel des 3000- beziehungsweise 1500-Meter-Rennens kamen, dürfen sie sich offiziell Süddeutsche Meister nennen. Das Läuferduo aus der Landeshauptstadt profitierte davon, dass der Thüringische Leichtathletik-Verband aus dem Süddeutschen Verband ausgetreten ist und der eigentliche Doppelsieger Rico Schwarz (ASV Erfurt) deshalb außer Wertung starten musste. So lief Hallmann in beachtlichen 8:13,58 Minuten zu seiner Goldmedaille und bestätigte damit seine Zeit von den Bayerischen Meisterschaften, wo er bereits am Wochenende zuvor die Qualifikationsleistung für die Deutschen Hallen-Meisterschaften (25./26. Februar in Karlsruhe) abhakte. Titelverteidiger Schwarz, der seinen Titel quasi nicht verteidigen durfte, lief in diesem Rennen 8:09,09 Minuten. Das gleiche Spiel wiederholte sich bei der 1500-Meter-Entscheidung tags drauf: Rico Schwarz kam in 3:48,39 Minuten als Erster ins Ziel und Wilms wurde in etwas langsameren 3:49,82 Minuten Süddeutscher Meister.

Eigentlich hätte um den Hals von Hürdensprinter Christian Balke (DJK Weiden) Gold baumeln müssen. Seine Vorlaufzeit von 8,12 Sekunden war in Sindelfingen das Maß aller Dinge. Im Finale musste sich der 29-Jährige allerdings 8,19 Sekunden um einen Wimpernschlag Guido Weis (TV Heppenheim; 8,18 Sekunden) geschlagen geben. Bronze ging in Person von Florian Geyer (Athletik- und Sprintteam München) ebenfalls nach Bayern (8,31 Sekunden).

Die weißblauen Frauen kamen im württembergischen noch auf drei Podestplätze. Jeweils Dritte wurden Regina Högl (LG Region Landshut) über 3000 Meter in 10:02,82 Minuten, Elisabeth Glonegger (MTV 1881 Ingolstadt), die über 60 Meter Hürden in 8,50 Sekunden vor Jennifer Reinelt (1. FC Passau; Vierte in 8,54 Sekunden) einkam, sowie Katharina Heinle (LG Stadtwerke München) über 800 Meter in 2:10,83 Minuten.

Gollnow und Mikulla stark über 200 Meter

Die 200 Meter entwickeln sich für die schnellen Frauen und Männer der LG Stadtwerke München zu einer echten Paradedisziplin. Mit David Gollnow und Marcus Mikulla erreichten zwei Läufer das Finale. Das interne Duell entschied der 400- und 400-Meter-Hürdenspezialist Gollnow für sich, der in 22,12 Sekunden Silber sicherte. Auf der für Sprinter ungeliebten Bahn eins lief Mikulla in 22,34 Sekunden zu Bronze. Beide mussten sich den nach 21,37 Sekunden einlaufenden Tim Abeyie (Saar) geschlagen geben. Die Vorlaufzeiten der Münchner fielen mit 21,57 (Gollnow) und 21,73 Sekunden (Mikulla) freilich sogar noch weitaus besser aus. Benedikt Wiesend (21,93 Sekunden im Vorlauf) und Martina Riedl (25,16 Sekunden auf dem fünften Platz) starteten ebenfalls über die Hallenrunde. Von den beiden Neuzugängen darf man sich in den nächsten Wettkämpfen noch etwas schnellere Zeiten erwarten. Durch vorausgegangene gesundheitliche Probleme gingen beide leicht angeschlagen in den Wettkampf. Siebte bei den Frauen wurde überdies Rebekka Eberle (TV 1860 Gunzenhausen) in 25,42 Sekunden.

Bei der Entscheidung über 4 x 200 Meter bei den Männern hatte die LG Stadtwerke München fest ein Erfolgserlebnis eingeplant. In der Stammformation mit Christian Rasp, Marcus Mikulla, David Gollnow und Benedikt Wiesend zählte das Quartett zu den Titelaspiranten. Nach 300 Metern hatte der Traum von Gold leider schon ein vorzeitiges Ende gefunden. Mikulla, der als Zweiter des Quartetts das Holz in aussichtsreicher Position von Christian Rasp bekommen hatte, griff sich nach halber Strecke an die Rückseite seines Oberschenkels – ein Bild, das man in den vergangenen Jahren leider schon öfter von ihm gesehen hatte. Damit platzte der Traum vom Süddeutschen Titel sowie der DM-Norm. In den vorderen Rängen landeten Stabhochspringerin Julia Ott (TV 1860 Gunzenhausen) als Vierte mit 3,90 Meter, Hochspringerin Anne Rieger (SpVgg Auerbach-Streitheim) als Fünfte mit 1,65 Meter, ihr Kollege Andreas Plößl (SV Obertraubling), der bei den Männern Rang sechs belegte (1,95 Meter), sowie auf der gleichen Position im Dreisprung Ivane Antonov (LAC Quelle Fürth) mit 14,54 Meter.

Dimitri Antonov holt einzigen U 18-Titel

Die einzige bayerische Meisterschaft in der Altersklasse U 18 holte sein jüngerer Bruder Dimitri Antonov (LAC Quelle Fürth) – natürlich ebenfalls im Dreisprung. Mit starken 14,43 Meter legte er fast 1,20 Meter zwischen sich und dem Nächstplatzierten. Sein Mannschaftskamerad Alexander Savatzki kam mit 12,96 Meter auf Platz fünf. Im Weitsprung langte es für Dimitri Antonov immerhin noch zu Platz drei (6,72 Meter). Überraschungsbronze gab es im Hochsprung durch Elias Enache (LG Augsburg), der 1,96 Meter überquerte, sowie für die junge Kugelstoßerin Laura Renner (TV Altötting), die mit genau 14,00 Meter eine neue persönliche Bestleistung aufstellen konnte. Mit jeweils 8,82 Sekunden teilten sich über 60 Meter Hürden Esther Dreier (TV Plattling) und Tina Pröger (LAC Quelle Fürth) den vierten Rang und damit die „Blechmedaille“. Pröger landete im Weitsprung nach 5,42 Meter in der Grube (Platz sechs). Ebenfalls nur der neidvolle Blick aufs Treppchen blieben über 800 Meter Judith Genck (LG Donau-Ries; 2:18,41 Minuten) und über 200 Meter Laurin Walter (LG Stadtwerke München; 22,96 Sekunden). Sie wurden ebenfalls undankbare Vierte.