Da waren die schnellsten Männer auf der Langstrecke noch dicht beisammen: (von links) Sam Forester, der spätere Sieger Sebastian Hallmann, Heiko Middelhoff und Felix Hentschel.

Anspruchsvolle Steigungen mit schneebedecktem Boden machten nicht nur den Jugendlichen zu schaffen.

Viele Schüler ließen sich trotz der sibirischen Verhältnisse nicht von einem Start anhalten . . .

. . . und kamen auch mit den Hindernissen gut zurecht. Alle Fotos: Anne Lohr

14.02.2012 14:39 // Von: Gerd Raithel

Hallmann, Gröbl und Weniger setzen bei klirrend kaltem Münchner Stadioncross die Maßstäbe

Die Temperaturen mit mehr als eine Woche lang zweistelligen Minusgraden mögen so manchen Läufer veranlasst haben, auf die geplante Teilnahme am Stadion-Cross des Post-SV München zu verzichten. Aber diejenigen, die gekommen waren, wurden durch strahlenden Sonnenschein und eine hervorragend präparierte Strecke entschädigt, zumal in den Mittagsstunden das Thermometer auf immerhin minus neun Grad stieg und der eisige Nordostwind schwächer als in den Tagen zuvor blies.

Die Teilnehmerzahl erreichte mit knapp unter 200 nicht die der vorangegangenen Jahre, doch Cheforganisator Wolfgang Stengel war in Anbetracht unglücklicher Umstände (Wetterbedingungen, starke Regensburger Läufertruppe derzeit im Trainingslager, einige der in den vergangenen Jahren sehr erfolgreichen Passauer erkrankt) mit der Beteiligung „trotzdem sehr zufrieden“. Nicht zuletzt auch deshalb, weil ihm viele Aktive wiederum eine gute Organisation der Veranstaltung bescheinigten

Etliche „Stammkunden“ fehlten bei dieser fünften Auflage des Münchner Stadion-Crosslaufs, dafür feierten einige andere starke Läufer ihr Debüt im Postsportpark. Zu ihnen gehörte der seit über einem Jahrzehnt zur deutschen Langstrecken- und Crosslauf-Elite zählende Sebastian Hallmann (LG Stadtwerke München). Auf der Langstrecke der Männer über 9000 Meter führte er von Beginn an eine Vierergruppe an, die allerdings schon nach drei der acht Runden gesprengt wurde, als Hallmann zusammen mit Heiko Middelhoff (MTV 1881 Ingolstadt) das Tempo anzog. Die beiden lösten sich an der Spitze ab, doch in der letzten Runde machte Hallmann Ernst und siegte schließlich in 31:07 Minuten sicher vor Middelhoff in 31:17 Minuten.

Als Hallmann auf einen „locker herausgelaufenen Sieg“ angesprochen wurde, meinte er „Naja, die ersten sieben Runden waren locker. Die letzte Runde wollte ich zwar sowieso etwas schneller laufen, aber die musste ist dann schneller laufen, weil der Heiko so stark war.“ Für Middelhoff verbinden sich mit dem Münchner Stadioncross übrigens angenehme Erinnerungen. Der Bayerische 5000-Meter-Meister des Jahres 2011 war der Sieger bei der Premiere 2008 und belegte im Vorjahr auf der Langstrecke Rang drei. Dritter in diesem Jahr war Felix Hentschel (LG Bamberg) der deutsche Juniorenmeister 2010 über 3000 Meter Hindernis, in 32:03 Minuten. Überraschend folgte auf dem vierten Platz ein vereinsloser Läufer, der aus beruflichen Gründen in Herzogenaurach lebende Amerikaner Sam Forester (32:22 Minuten).

Einen Dreifach-Triumph feierte ein Trio der LG Zusam auf der Mittelstrecke der Männer (3800 Meter), die mit 45 Teilnehmern die größte Beteiligung verzeichnete. Tobias Gröbl gewann in 11:19 Minuten vor seinen Mannschaftskameraden Maximilia Meingast (11:30 Minuten) und Lukas Steinheber (11:37 Minuten). In dieser Besetzung wurde die Drei vor einem Jahr auch Bayerischer Mannschaftsmeister im Cross. Und für ihren Spitzenmann, den 28-jährigen Tobias Gröbl, war es der dritte Sieg in Folge auf der Mittelstrecke beim Stadioncross.

Der Erfolg der LG Zusam wurde noch übertroffen vom Abschneiden des LAC Quelle Fürth in der U 20 (3800 Meter). In dieser Alterklasse waren Fürther Nachwuchsläufer sogar auf den ersten fünf Plätzen zu finden, angeführt von Martin Weinländer (12:14 Minuten) vor Dario Tippmann (12:35 Minuten) und Bernhard Weinländer (12:57 Minuten).

Erst zum zweiten Mal startete sie im Trikot der LG Stadtwerke München – und zum zweiten Mal feierte die von der TG Viktoria Augsburg gekommene Julia Weniger einen Sieg. Nachdem die 22-jährige eine Woche vorher überlegen Oberbayerische Meisterin im Crosslauf geworden war, lief sie nun beim Stadion-Cross bei den Frauen (5000 Meter) erneut mit großem Vorsprung in 18:21 Minuten als Erste durchs Ziel. Zweite wurde – wie zuvor bei den „Oberbayerischen“ – Christine Fiedler (Lauffeuer Chiemgau, zuletzt PTSV Rosenheim/18:47 Minuten), die diesen Lauf vor zwei Jahren schon einmal gewonnen hatte. Den dritten Platz belegte Julia Scholz (LG Stadtwerke München/19:42  Minuten).

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm: Julia Wenigers Vater (und Trainer) war in den 1970-er und 1980-er Jahren einer der besten deutschen Langstreckenläufer, der sich besonders im Cross einen Namen machte und zweimal an Cross-Weltmeisterschaften teilnahm: Dr. Andreas Weniger, Arzt für Allgemein- und Sportmedizin in Diedorf bei Augsburg. Auch nachdem seine Tochter wegen ihrer Ausbildung zur Rettungssanitäterin nach München gezogen ist, schreibt er weiter die Trainingspläne für sie.

Zum ersten Mal, seit dieser Stadion-Cross ins Leben gerufen wurde, gab es in den zwei Hauptklassen Münchner Erfolge, noch dazu eine bemerkenswerte Duplizität: Beide Sieger haben ihren Vater zum Trainer, neben Julia Weniger also auch Sebastian Hallmann, der seit seiner Jugend von Burkhart Hallmann trainiert wird. Etwas wollte Hallmann, der viele Crosskurse im In- und Ausland kennt, nach dem Rennen unbedingt noch loswerden: „Von der Strecke hier bin ich begeistert. Sie ist für eine bedeutende Veranstaltung viel besser geeignet als so einige Strecken, auf denen schon deutsche Meistertitel vergeben wurden. Warum sollte es nicht einmal deutsche Cross-Meisterschaften in München geben?“

Die weiteren Sieger beim Münchner Stadion-Cross: Männliche Jugend U 18: Pirmin Frey (MTV 1881 Ingolstadt); MJ U 16: Tom Jäger (TSV Penzberg); MJ U 14: Moritz Horn (TSV Bergen); Weibliche Jugend U 20: Sophia Knallinger (TSV Gräfelfing); WJ U 18: Salome Sager (TSV Königsbrunn); WJ U 16: Anuschka Lindert (TSV Bergen); WJ U 14: Hannah Unterreitmeier (TSV Bergen); Kinder U 12: Ferdinand Fischer und Cäcilie Hofmann (beide TSV Bergen); Kinder U 10: Andreas Damböck (PSV München) und Alexandra Zenz (ATSV Innsbruck).