Sie hatte in Sindelfingen keiner auf der Rechnung: Anja Weiss holte völlig überraschend den Deutschen Winterwurftitel mit dem Hammer. Foto: Gantenberg

18.02.2012 21:20 // Von: Reinhard Köchl

Jugend DM Sindelfingen, Teil eins: Anja Weiss gelingt der Hammer-Coup

Wieder einmal waren es die Hammerwerfer, die am ersten Tag der Deutschen Jugend- und Winterwurfmeisterschaften für Bayern die Kastanien aus dem Feuer holen mussten. Genauer gesagt Anja Weiss (TuS Alztal Garching), eine junge Hammerwerferin, gewann am Samstag in Sindelfingen fast sensationell den Titel in der der Klasse U 18 mit dem einzigen Wurf über die 50-Meter-Marke. Ebenfalls kaum erwartet worden war die Bronzemedaille von Speerwerferin Eva Herrmann (LG Reischenau-Zusamtal).

Anja Weiss ist damit einer der großen Nutznießerinnen der Umstellung des Hammer- und Kugelgewichtes für die U 18-Klasse von vier auf drei Kilogramm zum 1. Januar. Im vergangenen Jahr stand die Oberbayerin mit 41,25 Meter noch recht unauffällig in den Bestenlisten. In diesem Jahr überraschte sie schon bei den Bayerischen Winterwurfmeisterschaften in Achenmühle mit einer Steigerung auf 51,20 Meter. Damit fuhr sie als Nummer vier der aktuellen deutschen Bestenliste ins Württembergische. In Abwesenheit der Jahresbesten Michelle Döpke (Leichlinger TV) kam Tina Tilger (LG Eintracht Frankfurt) mit 48,24 Metern auf den zweiten Platz. Mit einem starken Versuch im letzten Durchgang schob sich Naomi Stegman (46,68 m) aus Leverkusen noch auf Rang drei.

„Keiner hat damit gerechnet!“ Selbst nach der Siegerehrung konnte die frischgebackene Deutsche Winterwurfmeisterin ihr Glück kaum fassen. Sie wolle nun möglichst verletzungsfrei bleiben und im Sommer ihren Überraschungscoup bei den Deutschen Meisterschaften in Mönchengladbach mit einer weiteren möglichst guten Platzierung bestätigen. Das Wort vom „zweiten Meistertitel“ wollte Anja Weiss gar nicht in den Mund nehmen. Wie sie denn zu dieser „Exotensportart“ gekommen sei, wollten die Reporter von der 16-jährigen Oberbayerin wissen. In Garching stehe eben Hammerwerfen hoch im Kurs. Als sie es dann ausprobiert habe und wenig später in die Sportschule nach Oberhaching zu einem Lehrgang eingeladen worden sei, habe sie beschlossen, dabeizubleiben. Eine Entscheidung, die sich ganz offenbar gelohnt hat.

Die weiteren bayerischen Mädchen schlugen sich in der Hammerwurfkonkurrenz tapfer, auch wenn sie den Endkampf verpassten. Melina Haberstock wurde Neunte mit 41,24 Meter, Theresa Gmeiner (beide TV Hindelang) Zwölfte mit 40,37 Meter und Christin Hohberger (LAV Naila) 16. mit 36,60 Meter.

Bronze für Eva Herrmann im letzten Durchgang

Im allerletzten Durchgang gelang Eva Herrmann im Speerwerfen der Coup des Tages. Mit 41,99 Metern schob sie sich noch vom fünften Platz auf den Bronzerang. Dabei profitierte die kleine, aber schnellkräftige Schwäbin auch ein wenig von der Tatsache, dass die Medaillen im angrenzenden Floschenstadion nicht unbedingt mit für besonders große Weiten vergeben wurden. Spannung war jedoch allemal garantiert. Die Leipzigerin Christine Winkler setzte sich im dritten Versuch zunächst mit 43,32 Metern an die Spitze des Feldes, als Simone Plewig (LC Rehlingen) im nächsten Durchgang mit 43,03 Metern an sie herankam. Beide behakten sich im Verlauf des Wettkampfs, aber erst im letzten Versuch gelang Christine Winkler der Befreiungsschlag. Als ihr der Titel nicht mehr zu nehmen war, warf sie mit 46,42 Metern noch Hausrekord. Noch eine andere Bayerin lag auf Tuchfühlung zu den Medaillen: Simone Schramm (LG Bamberg) landete mit 41,05 Meter auf einem ausgezeichneten fünften Rang.

Ansonsten fiel die Bilanz für den weißblauen Leichtathletik-Nachwuchs zur Halbzeit eher durchwachsen aus. In der Halle konnten sich lediglich Dreispringerin Anna Dupke (TS Herzogenaurach) als Siebte (11,62 Meter) und Hochspringer Carina Dörr (TSV Ochenbruck) als Achte (1,69 Meter) im einstelligen Bereich platzieren. Der erst 15-jährige Laurin Walter (LG Stadtwerke München) schaffte im Vorlauf über 400 Meter mit 50,07 Sekunden eine neue Hallenbestleistung, qualifizierte sich aber nicht für das Finale. Die gleichaltrige Katharina Winkler (LAC Quelle Fürth) kam bei den U 20-Hochspringerin mit 1,65 Meter auf Rang 15. Platz zehn gab es für Diskuswerfer Lukas Koller (TSV 1880 Wasserburg) in der U 18 (39,88 Meter), während Evi Weber (TSV 1862 Erding) die Ein-Kilo-Scheibe auf 34,78 Meter schleuderte und damit auf Rang elf landete.

Zu einer herben Enttäuschung wurde der Weitsprung der U 20 für den Jahresbesten Lukas Aufinger (TSV Ottobrunn), der die DLV-Hallenbestenliste überlegen mit 7,42 Metern anführt. Nach zwei Versuchen musste der Topfavorit seinen Wettkampf verletzungsbedingt beenden.